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Wegen Saudi-Transfer: Englands Henderson von eigenen Fans ausgebuht

England v Australia, International Friendly, Länderspiel, Nationalmannschaft Match, Wembley Stadium, London, UK - 13th October 2023 Jordan Henderson of England & Al-Ettifaq. - England v Australia, ...
Wurde von den eigenen Fans ausgebuht: Englands Jordan Henderson.Bild: imago

Wegen Saudi-Transfer: Englands Henderson von eigenen Fans ausgebuht

Seit diesem Sommer spielt Jordan Henderson in Saudi-Arabien. Den englischen Fans gefällt das nicht. Nun buhten sie Henderson bei einem Länderspiel aus.
14.10.2023, 17:2614.10.2023, 19:28
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Ein Artikel von
t-online

Schwere Zeiten für Englands Nationalspieler Jordan Henderson: Der langjährige Profi des FC Liverpool wurde am Freitag beim 1:0-Testspielsieg der «Three Lions» gegen Australien vom Publikum im Wembley Stadium ausgebuht. Grund dafür dürfte sein Wechsel nach Saudi-Arabien sein. Nach zwölf Jahren in Liverpool hatte es Henderson im Sommer zum Klub al-Ettifaq in die Saudi Pro League gezogen.

Henderson wird bei der Auswechslung ausgebuht.Video: streamja

Besonders in der LGBTQ+-Community kam dieser Schritt nicht gut an. Denn: Henderson hatte sich als Kapitän der «Reds» immer wieder gegen Homophobie ausgesprochen, trug auch die Regenbogenbinde als Zeichen der Solidarität. In Saudi-Arabien steht Homosexualität aber unter Strafe. Auch Deutschlands offen homosexueller Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hatte Henderson deshalb für seinen Wechsel in den Wüstenstaat kritisiert.

«Wie soll das ihm oder dem Team helfen?»
England-Trainer Gareth Southgate

Englands Nationaltrainer Gareth Southgate konnte die Buhrufe der Fans bei Hendersons Auswechslung in der 62. Minute derweil nicht nachvollziehen. «Ich verstehe das nicht», sagte er nach der Partie. Es sei für ihn nicht zu begreifen, warum man einen Spieler, der «sein Herz und seine Seele für England gebe», nicht unterstütze. «Wie soll das ihm oder dem Team helfen?»

Im Anschluss sprach Southgate dem Mittelfeldspieler noch Mut zu. «Sein Einsatz und was er für England leistet, ist aussergewöhnlich», sagte der Trainer über den 33-Jährigen. «Seine Rolle innerhalb des Teams und auf dem Platz ist phänomenal wichtig.» Henderson hatte das Team aufgrund des Fehlens von Harry Kane an dessen Stelle als Kapitän aufs Feld geführt. Die Partie gegen Australien war das erste Länderspiel für den Saudi-Arabien-Legionär seit seinem Wechsel.

«Ich kann die Wut verstehen.»
Jordan Henderson im September

Noch im September hatte Henderson übrigens selbst Stellung zu seinem umstrittenen Transfer in die Wüste bezogen. In einem Interview mit «The Athletic» hatte er versucht, den Wechsel zu erklären.

«Ich befinde mich in der letzten Phase meiner Karriere und möchte Spass am Fussballspielen haben. Ich möchte spielen», sagte er damals. «Ich will nicht nur auf der Bank sitzen und dann zehn Minuten spielen. Und ich wusste, dass sich das auf meine Chancen, für England zu spielen, auswirken würde.»

Auch auf die Kritik, er würde seine Werte verkaufen, reagierte Henderson in dem Gespräch. «Ich kann die Frustration verstehen. Ich kann die Wut verstehen», so der Profi. «Alles, was ich dazu sagen kann, ist, dass es mir leidtut, dass sie sich so fühlen. Es war nie meine Absicht, jemanden zu verletzen.» Später schob er nach, dass seine Werte und Überzeugungen weiter gelten würden.

Dass er die Regenbogenbinde auch in Saudi-Arabien tragen würde, konnte er aber nicht versprechen. «Ich würde das nicht ausschliessen», sagte Henderson zwar, doch: «Gleichzeitig würde ich die Religion und Kultur in Saudi-Arabien nicht missachten. Wenn wir alle sagen, dass jeder so sein kann, wie er will, und dass alle dazugehören, dann müssen wir das respektieren. Wir müssen jeden respektieren. Und wenn ich damit die Religion nicht respektiere, dann werde ich das auch nicht tun.»

epa10825910 Referee Ramon Abatti interacts with Al Ittifaq player Jordan Henderson during the Saudi Professional Soccer League match between Al Hilal and Al Ittifaq in Riyadh, Saudi Arabia, 28 August  ...
In Saudi-Arabien spielt Jordan Henderson bei Al-Ettifaq unter seinem früheren Mitspieler Steven Gerrard.Bild: keystone

Henderson läuft seit 2010 für die englische Nationalmannschaft auf. Zwischen 2011 und 2023 spielte er für den FC Liverpool. Unter dem deutschen Trainer Jürgen Klopp gewann er unter anderem 2019 die Champions League, 2020 die englische Meisterschaft sowie 2022 den FA Cup. (t-online, wl)

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15 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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anonymer analphabet
14.10.2023 17:43registriert April 2016
"Später schob er nach, dass seine Werte und Überzeugungen weiter gelten würden."
Also wenn man aktiv beim Sportwashing mithilft, sind deine Werte nichts Wert.
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OBJ
14.10.2023 18:01registriert September 2015
Recht haben sie!
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Präventionsparadox
14.10.2023 18:07registriert Januar 2021
Tja, ich versteh, dass er noch Fussball spielen möchte, aber das könnte er auch - halt mit weniger Lohn. Dem schnöden Mammon zuliebe die eigenen Werte aufgeben kann man, muss man aber nicht!
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