Bitter macht die Niederlage auch die Tatsache, dass die Schweizerinnen ebenbürtig waren, das Viertelfinale wäre bei der ersten WM-Teilnahme möglich gewesen.
«Ich weiss nicht, ob das schlechtere Team verloren hat. Mir tun meine Spielerinnen leid. Wenn ich die Enttäuschung in den Gesichtern sehe, dann tut mir das weh», sagt Nati-Trainerin Voss-Tecklenburg unmittelbar nach der Partie gegenüber der FIFA. Die Konsequenz im Abschluss habe einfach gefehlt, die Chancen seien ja da gewesen.
Was denn schlussendlich gefehlt hat, ist bei einer 0:1-Niederlage relativ simpel zu analysieren. «Das Tor, der letzte Biss. Kanada hat ein Tor gemacht und deshalb bleiben sie hier und wir nicht. Aber die Erfahrungen werden uns helfen, es muss einfach ein Killerinstinkt kommen», so Voss-Tecklenburg.
Kanadas Trainer, John Herdman, zeigte sich nach dem Spiel erleichtert: «Wir wussten, dass es eng werden würde. Wir mussten dagegenhalten und standen als Gastgeber natürlich unter grossem Druck. Ich bin stolz auf meine Mädels, das sind Krieger, die wissen, was zu tun ist und alles reinwerfen, was sie haben.»
Grosse Enttäuschung herrscht nach dem WM-Aus verständlicherweise auch bei den Spielerinnen. «Die WM ist vorbei, das tut weh. Mit unserer Offensive müssen wir einfach noch mehr Chancen rausspielen, viele Aktionen haben wir nicht zu Ende gespielt, da wäre mehr dringelegen,» sagt Ramona Bachmann gegenüber dem SRF, die in 65 Länderspielen stolze 36 Tore erzielte.
Auch bei Verteidigerin Rachel Rinast überwiegt die Enttäuschung und das Gefühl, dass einfach mehr dringelegen hätte: «Wir können es noch nicht richtig akzeptieren, dass wir jetzt raus sind. Schade konnten wir uns heute nicht belohnen. Aber es war eine gute WM, niemand dachte, dass wir überhaupt das Achtelfinale erreichen, nun wäre sogar noch mehr dringelegen.
Alles in allem zeigt sich Rinast mit dem Turnier dennoch zufrieden: «Ich denke, wir können ein positives Fazit ziehen.»
Auch SFV-Generalsekretär Alex Miescher hat nach der Niederlage gegen den WM-Gastgeber gemischte Gefühle: «Das Fussballerherz blutet, wir haben gespürt, dass wir hätten gewinnen können. Jetzt sind wir natürlich alle traurig und enttäuscht.»
Insgesamt zieht Miescher jedoch eine positive Bilanz: «Wir sind in keinem Spiel untergegangen, das ist eine wichtige Botschaft, diese ganz guten Leistungen sollten Mumm geben für die Zukunft.»
Dass die Fans ein entscheidender Vorteil waren, ist sich Kanadas Trainer John Herdman sicher: «Die Fans waren wieder unglaublich. Das war schon surreal.»
Schliesslich waren satte 53'855 Zuschauer im BC Place Stadium in Vancouver. Ein Rekord, noch nie waren in Kanada mehr Zuschauer an einem Spiel einer Nationalmannschaft – in keiner einzigen Sportart.
Dass so viele Zuschauer da waren, ist natürlich hauptsächlich auf Gastgeber Kanada zurückzuführen, doch Voss-Tecklenburg ist überzeugt: «Wir haben die Leute während des Turniers mitreissen können. Die WM war eine riesige Erfahrung.»
HISTORY! This is what biggest crowd EVER for men's or women's national team game (in any sport) in #CAN looks like. pic.twitter.com/cnQzqJk0Md
— FIFA Women'sWorldCup (@FIFAWWC) 22. Juni 2015