Man rieb sich gestern in der swissporarena die Augen. Die Nachspielzeit war schon fast abgelaufen, als ausgerechnet Tomislav Puljic den Ball vor die Füsse bekam und der Ball anschliessend im Netz zappelte. Die Innerschweiz bebte, der FC Luzern siegte 2:1 gegen Lugano.
Es passt zu Puljic und seiner Geschichte im blau-weissen Dress des FC Luzern. Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen, doch der Kroate hat nie daran gedacht, den Kopf in den Sand zu stecken.
Puljics Abenteuer beim FCL begann vor etwas mehr als sechs Jahren. Im Sommer 2010 kam der Verteidiger aus Kroatien, von NK Lokomotiva Zagreb, in die Innerschweiz. Er avancierte in Luzern unter Rolf Fringer zum Stammspieler.
Bis zum Sommer 2014 war der 1,92 m grosse Innenverteidiger fast unangefochten. Dann folgte der erste Bruch. Alex Frei, der damalige Sportchef bei den Luzernern, musterte ihn aus. Der damalige Trainer Carlos Bernegger wollte den Verteidiger behalten, doch Frei musste sparen und entschied sich gegen Puljic. Gegenüber «zentralplus» sagte dieser rückblickend:
Der Kroate liess sich aber nicht unterkriegen. Er hielt sich in seiner Heimat fit, als schien er zu wissen, dass sich der Wind bald wieder drehen würde.
Frei verliess den FCL und Rolf Fringer übernahm den Posten des Sportchefs und holte Tomislav Puljic zurück ins Kader von Markus Babbel. Der sagte über seinen neuen Spieler damals:
Und wie verlief die Rückkehr von Puljic auf den Rasen der swissporarena? Mit dem späten 1:1-Ausgleichstor gegen YB nach einem Freistoss! Falls der Kroate also bei einigen Fans an Kredit verloren haben sollte, so köpfte er sich mit diesem Treffer direkt wieder in deren Herzen.
Knapp zwei Monate später musste der heute 33-Jährige wegen einer komplizierten Sprunggelenksverletzung rund vier Monate pausieren. Doch der unermüdliche Kämpfer kehrte zurück und trug bald darauf auch die Captain-Binde des FCL.
Danach führten kleinere Blessuren jeweils zu kürzeren Pausen, doch wenn er fit war, war ihm ein Platz im Team von Babbel sicher. Doch dann plötzlich sitzt der Routinier am 6. November im Spiel gegen YB auf der Tribüne. Was ist passiert?
Babbel > Tomislav Puljic stand wegen einer disziplinarischen Massnahme nicht im Aufgebot.#FCLYB
— FC Luzern (@FCL_1901) 6. November 2016
Noch etwas detaillierter schreibt es die «Luzerner Zeitung» in ihrer heutigen Ausgabe:
Gestern stand Tomislav Puljic immerhin wieder im Aufgebot des FC Luzern. Zu Beginn nahm der Kroate aber auf der Bank Platz. Eine halbe Stunde vor Schluss war es dann aber Zeit für die Einwechslung. Babbel verspürte beim Stand von 1:1 wohl irgendwie das Gefühl, dass in diesem Spiel wieder ein wundervolles Kapitel in der Geschichte von Puljic und dem FCL geschrieben wird.
58' | 1:1 >
— FC Luzern (@FCL_1901) 20. November 2016
1. Wechsel beim #FCL. Puljic ersetzt Itten. Affolter rückt nun ins Mittelfeld, Puljic in die Innenverteidigung.#FCLFCL
«Jetzt bringt Babbel doch tatsächlich für den offensiven Itten noch den Puljic. Ein komischer Wechsel», sagte ein Freund zu mir. Ich sagte zu ihm: «Ja, der köpft dann wieder irgendeine halbpatzige Flanke in die Maschen.» Etwas mehr als eine halbe Stunde später schauten wir uns aus bekannten Gründen nur noch verdutzt an. Der Held des Abends sagte nach dem Spiel gegenüber SRF:
Dem Matchwinner war die Erleichterung und die Freude anzusehen. Er zeigte Verständnis für seine Suspendierung und betonte, dass er mit Trainer Markus Babbel ein gutes Verhältnis hat. Beide hätten die gleiche Mentalität.
Diese braucht es am nächsten Samstag wieder, wenn es in der Super League mit dem Spiel in Thun weiter geht. Das Buch mit dem Titel «Tomislav Puljic beim FC Luzern» hat sicher noch die eine oder andere Seite frei für weitere Heldentaten.
Danke Tomislav, auf viele weitere Heldentaten! #nomelozärn