Belgien geniesst derzeit eine riesige Fussball-Begeisterung. Vor allem was das erfolgreiche Nationalteam anbelangt. Viele belgische Spieler wie Kevin De Bruyne (Wolfsburg), Eden Hazard (Chelsea), Christian Benteke (Liverpool) oder Thibaut Courtois (Chelsea) sind Leistungsträger bei Topklubs.
So gross die Begeisterung für die Stars und die Nationalmannschaft auch ist, auf Klubebene harzt es im Königreich gewaltig. Bis auf ein paar Ausnahmen spielt kaum ein Spieler der «Roten Teufel» in der eigenen Liga. Dies liegt vor allem daran, dass Spitzenklubs wie Anderlecht und Brügge bei weitem nicht mit der europäischen Spitze mithalten können.
Dies ist auch den Liga-Bossen aufgefallen. 2009/2010 führten sie deshalb in der obersten Spielklasse das wohl komplexeste Meisterschaftssystem im europäischen Fussball ein.
Nach der Hin- und Rückrunde teilen sich die Teams in drei Playoff-Gruppen auf. Der oberste Drittel (Platz 1 bis 6) macht dann die Meisterschaft unter sich aus. Die Punkte aus der Saison werden dabei halbiert. In der zweiten Gruppe (Platz 7 bis 14) geht es darum, wer mit dem Vierten aus dem obersten Drittel der Playoffs um die Europa League spielen darf.
Die zwei schlechtesten Teams der Meisterschaft spielen untereinander den Absteiger aus. Wobei der Gewinner jedoch nicht gerettet ist, sondern danach auch noch einmal eine weitere Relegationsrunde mit den besten drei Mannschaften der zweiten Liga bestreiten muss. Ziemlich absurd!
Und genau diese zweite belgische Liga steht im Visier der verrückten Reformatoren. Man möchte nun auch die Qualität der «Tweede Klasse» steigern und die Liga innerhalb einer Saison halbieren. Schlussendlich sollen von 17 Teams nur noch 8 Teams in der Profi-Liga spielen. Der Rest wird in die Drittklassige «Superliga Amateurs» gesteckt.
Man darf davon ausgehen, dass unter den ambitionierten Vereinen ein Wettrüsten beginnt. Finanzielle Folgeschäden werden dabei in Kauf genommen. Auf der anderen Seite gibt es die budgetär schwächeren Klubs, die mit den hohen Ansprüchen nicht mehr mithalten werden können und wollen. Ihnen steht eine Saison ohne sportliche Ziele bevor. Zu dieser Gruppe werden auch spätestens im Verlauf der Saison die Vereine dazu stossen, die in der Tabelle zu fest abgeschlagen dastehen.
Es droht also eine Spielzeit in der zweiten Klasse, die für viele Vereine ohne sportliche Relevanz ist. Ob die Reformierung wirklich den erhofften Qualitäts-Anstieg im belgischen Fussball bringt, wird sich wohl erst im Verlauf der nächsten Jahren zeigen.
Auch in der Schweiz kennt man sich mit Umwandlungen der Ligastruktur bestens aus. Seit der Saison 2003/04 spielen in der Super League nur noch die zehn besten Klubs des Landes. Davor waren es 12 Teams. Die Challenge League, die zweithöchste Liga, wurde 2012/13 von 16 auf 10 Mannschaften reduziert.
Die neue Struktur sei nötig, damit der Schweizer Fussball im internationalen Vergleich sportlich sowie ökonomisch konkurrenzfähig bleiben könne, betonte Edmond Isoz von der Swiss Football League damals. Das Ziel war klar: Das Niveau soll besser werden, um somit auch mehr Zuschauer an die Spiele zu locken. Zudem soll das Gefälle zwischen den beiden besten Ligen der Schweiz verringert werden.
Nun zwei Jahren nach der Veränderung lässt sich erkennen, dass sich wenig geändert hat. Die meisten Challenge-League-Vereine besitzen im Vergleich zur Super League ein Mini-Budget. Die Zuschauer decken kaum die Kosten fürs Stadion. Gute Sponsoren zu finden, bleibt weiterhin eine Herkules-Aufgabe. Dafür fehlen vor allem auch die Medienpräsenz und professionelle Strukturen.
Und wenn es tatsächlich ein Verein in die Super League schafft, dann gestalten sich zumindest die ersten Jahre enorm schwierig. Der Klassenerhalt wird zumindest in den ersten Jahren ein omnipräsentes Saisonziel bleiben. Dies zeigen die Beispiele Aarau, Vaduz und Lugano mehr als deutlich.