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Ein Klub im freien Fall – der Absturz des FC St.Gallen im Frühling 2023

St. Gallens Trainer Peter Zeidler, im Fussball Super League Spiel zwischen dem FC Winterthur und dem FC St. Gallen, am Sonntag, 19. Maerz 2023, im Stadion Schuetzenwiese in Winterthur. (KEYSTONE/Gian  ...
Trainer Peter Zeidler und sein Klub machen eine schwierige Saison durch.Bild: keystone

Ein Klub im freien Fall – der Absturz des FC St.Gallen

In der Ostschweiz träumten sie vom Europacup. Aber nach zwei Monaten ohne Sieg und dem Abrutschen in der Tabelle könnte der FC St.Gallen plötzlich noch in den Abstiegskampf geraten.
24.04.2023, 14:5424.04.2023, 15:47
Ralf Meile
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Am Abend des 25. Februar war die Welt des FC St.Gallen schwer in Ordnung. Soeben hatte er auswärts in Sion nicht bloss gesiegt, sondern richtig zugeschlagen. 4:0 gewannen die St.Galler, nachdem sie im Wallis bereits im November einen rauschenden 7:2-Sieg feierten. In der Tabelle belegte der FCSG Ende Februar Rang 3 und war in Tuchfühlung mit dem Zweitplatzierten Servette.

Doch seither harzt es bei den Ostschweizern. Es folgten zunächst das Ausscheiden im Cup-Viertelfinal gegen Basel (1:2 n.V.) und danach mittlerweile sieben Super-League-Spiele ohne einen Sieg. Vier Unentschieden und drei Niederlagen sorgten dafür, dass St.Gallen in der Tabelle durchgereicht wurde. Seit dem Wiederbeginn nach der WM-Pause holte nur der FC Sion noch weniger Punkte.

Grosse Chance vertan

In einer Liga, in der hinter dem souveränen YB fast alle anderen Teams nahe beisammen liegen, mag dies alles nicht so viel bedeuten. Es ist auch nicht so, dass die Grün-Weissen nun in akuter Abstiegsgefahr schweben. Der Vorsprung auf den Barrage-Platz 10 beträgt noch sieben Punkte, dank der guten Tordifferenz sind es gefühlt gar acht Zähler.

St. Gallens Emmanuel Latte Lath am Boden waehrend dem Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC St. Gallen und dem FC Winterthur am Sonntag, den 16. April 2023, im Stadion Kybunpark in St.  ...
Am Boden: Stürmer Emmanuel Latte Lath als Sinnbild der Krise.Bild: keystone

Aus St.Galler Sicht ist es in erster Linie einfach schade, wurde in den letzten Wochen vermeintlich eine grosse Chance, das internationale Geschäft zu erreichen, vertan. Das ist umso ärgerlicher, weil die Schwächen grösserer Klubs wie dem FC Basel oder dem Titelverteidiger FC Zürich es dem Mittelbau der Liga ermöglichen, auch einmal einen Spitzenplatz zu belegen. So hat es dank zuletzt drei Siegen in Folge den FC Luzern auf Rang 2 gespült. Offenbar lässt sich die Mannschaft nicht von den nervenaufreibenden Wirren im Umfeld beirren.

Andauernde Disziplinlosigkeiten

Was dem FC St.Gallen und seiner Führung besonders zu denken geben muss, sind die vielen Platzverweise. Beim 0:1 gegen den FC Zürich am Sonntag musste bereits zum neunten Mal in dieser Saison ein St.Galler vorzeitig vom Feld. Leon Dajaku leistete sich eine Tätlichkeit, es war bereits die sechste (!) direkte Rote Karte. Dajaku kassierte dafür drei Spielsperren.

Trainer Peter Zeidler wird in den nächsten Tagen und Wochen nicht nur als Fussballlehrer gefragt sein. Der Deutsche steht in erster Linie vor der Aufgabe, verunsicherte Spieler wieder aufzurichten. Auch bei der peinlichen 2:3-Heimniederlage gegen Winterthur und beim 0:1 in Zürich war nicht alles schlecht. Aber der Ball rollt derzeit einfach nicht für St.Gallen.

Schlag auf Schlag

Einen kleinen Lichtblick gab es immerhin am Samstag beim Spiel der U21-Mannschaft gegen Breitenrain. Dort feierte Fabian Schubert sein Comeback. Der Österreicher hatte massgeblichen Anteil daran, dass dem FC St.Gallen ein hervorragender Saisonstart gelungen war, ehe ihn ein übles Foul von YB-Verteidiger Ulisses Garcia, bei dem er einen Schien- und Wadenbeinbruch erlitt, monatelang ausser Gefecht gesetzt hatte.

Das trübte damals die Freude über den 2:1-Sieg St.Gallens, das damit nach 7 Runden der einzige Klub in dieser Saison war, der ausser YB einmal Tabellenführer war.

Vielleicht verleiht Schuberts Rückkehr dem angeschlagenen Team neue Moral. Viel Zeit, um zu hadern, bleibt ohnehin nicht. In einer englischen Woche geht es Schlag auf Schlag. Am Mittwoch spielt St.Gallen zuhause gegen Lugano, am Samstag geht es nach Genf. Wenn uns diese Super-League-Saison eines gelehrt hat, dann, dass es schnell gehen kann – in beide Richtungen der Tabelle.

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32 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dong
24.04.2023 15:05registriert Oktober 2016
Das ist m. E. halt der Preis dieses "Power-Fussballs", das kennt auch ein Jürgen Klopp: Wenn's vorne nicht läuft kann man plötzlich gegen jeden Gegner verlieren. Aber das wird schon wieder, hoppsanggale!
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Euca&Lyptus
24.04.2023 17:27registriert Oktober 2021
Wenigstens sind praktisch alle Spiele des Fc SG sehr attraktiv das Publikum, ist mir lieber als der Beton&Konter-Fussball, z.B. von Lugano. War auch viel Pech dabei, wird schon wieder!
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satyros
24.04.2023 17:07registriert August 2014
Eine Aussensicht: Zeidler und sein notorisches Gemotze tragen kaum dazu bei, dass die Mannschaft in hitzigen Spielphasen ruhigen Kopf bewahrt. Disziplinlosigkeiten und Rote Karten erstaunen dann wenig.
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