Am Abend des 25. Februar war die Welt des FC St.Gallen schwer in Ordnung. Soeben hatte er auswärts in Sion nicht bloss gesiegt, sondern richtig zugeschlagen. 4:0 gewannen die St.Galler, nachdem sie im Wallis bereits im November einen rauschenden 7:2-Sieg feierten. In der Tabelle belegte der FCSG Ende Februar Rang 3 und war in Tuchfühlung mit dem Zweitplatzierten Servette.
Doch seither harzt es bei den Ostschweizern. Es folgten zunächst das Ausscheiden im Cup-Viertelfinal gegen Basel (1:2 n.V.) und danach mittlerweile sieben Super-League-Spiele ohne einen Sieg. Vier Unentschieden und drei Niederlagen sorgten dafür, dass St.Gallen in der Tabelle durchgereicht wurde. Seit dem Wiederbeginn nach der WM-Pause holte nur der FC Sion noch weniger Punkte.
In einer Liga, in der hinter dem souveränen YB fast alle anderen Teams nahe beisammen liegen, mag dies alles nicht so viel bedeuten. Es ist auch nicht so, dass die Grün-Weissen nun in akuter Abstiegsgefahr schweben. Der Vorsprung auf den Barrage-Platz 10 beträgt noch sieben Punkte, dank der guten Tordifferenz sind es gefühlt gar acht Zähler.
Aus St.Galler Sicht ist es in erster Linie einfach schade, wurde in den letzten Wochen vermeintlich eine grosse Chance, das internationale Geschäft zu erreichen, vertan. Das ist umso ärgerlicher, weil die Schwächen grösserer Klubs wie dem FC Basel oder dem Titelverteidiger FC Zürich es dem Mittelbau der Liga ermöglichen, auch einmal einen Spitzenplatz zu belegen. So hat es dank zuletzt drei Siegen in Folge den FC Luzern auf Rang 2 gespült. Offenbar lässt sich die Mannschaft nicht von den nervenaufreibenden Wirren im Umfeld beirren.
Was dem FC St.Gallen und seiner Führung besonders zu denken geben muss, sind die vielen Platzverweise. Beim 0:1 gegen den FC Zürich am Sonntag musste bereits zum neunten Mal in dieser Saison ein St.Galler vorzeitig vom Feld. Leon Dajaku leistete sich eine Tätlichkeit, es war bereits die sechste (!) direkte Rote Karte. Dajaku kassierte dafür drei Spielsperren.
Trainer Peter Zeidler wird in den nächsten Tagen und Wochen nicht nur als Fussballlehrer gefragt sein. Der Deutsche steht in erster Linie vor der Aufgabe, verunsicherte Spieler wieder aufzurichten. Auch bei der peinlichen 2:3-Heimniederlage gegen Winterthur und beim 0:1 in Zürich war nicht alles schlecht. Aber der Ball rollt derzeit einfach nicht für St.Gallen.
Einen kleinen Lichtblick gab es immerhin am Samstag beim Spiel der U21-Mannschaft gegen Breitenrain. Dort feierte Fabian Schubert sein Comeback. Der Österreicher hatte massgeblichen Anteil daran, dass dem FC St.Gallen ein hervorragender Saisonstart gelungen war, ehe ihn ein übles Foul von YB-Verteidiger Ulisses Garcia, bei dem er einen Schien- und Wadenbeinbruch erlitt, monatelang ausser Gefecht gesetzt hatte.
Das trübte damals die Freude über den 2:1-Sieg St.Gallens, das damit nach 7 Runden der einzige Klub in dieser Saison war, der ausser YB einmal Tabellenführer war.
Vielleicht verleiht Schuberts Rückkehr dem angeschlagenen Team neue Moral. Viel Zeit, um zu hadern, bleibt ohnehin nicht. In einer englischen Woche geht es Schlag auf Schlag. Am Mittwoch spielt St.Gallen zuhause gegen Lugano, am Samstag geht es nach Genf. Wenn uns diese Super-League-Saison eines gelehrt hat, dann, dass es schnell gehen kann – in beide Richtungen der Tabelle.