Nach der 1:3-Niederlage in Mainz verschärft sich die Krise von Bayern München weiter. Dem deutschen Rekordmeister droht nun auch der K.o. im Kampf um den dritten Titel. Die Bayern lassen aktuell alles vermissen, was den Bundesliga-Krösus in den letzten Jahren ausmachte.
Der Fussball des FC Bayern ist im Moment von Unsicherheiten geprägt. Unsicherheiten, die man sich vom deutschen Meister so nicht gewohnt ist. Doch die Frage, wer für die Krise an der Säbenerstrasse verantwortlich ist, bleibt weiter offen.
Die einfachste Lösung wäre es, dem Sportchef Hasan Salihamidzic und dem Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn den schwarzen Peter zuzuschieben. Die beiden stehen aktuell sinnbildlich für den Misserfolg des FC Bayern.
Der von ihnen forcierte Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel brachte nicht den gewünschten Erfolg. Nagelsmann musste gehen, weil die Führungsetage des FC Bayern die Ziele des Klubs gefährdet sah. Nun ist der Klub dennoch auf dem direkten Weg, diese Ziele völlig zu verfehlen. Der Trainerwechsel hat nicht den gewünschten Effekt gebracht. Tuchel musste in sieben Pflichtspielen bereits drei Niederlagen hinnehmen – genau so viele wie Nagelsmann in 37 Spielen dieser Saison.
Tuchel has already matched Nagelsmann for defeats as Bayern manager this season 👀 pic.twitter.com/Mlu2L2Zwc1
— ESPN FC (@ESPNFC) April 22, 2023
Über eine Entlassung von Kahn wurde bereits nach dem Champions-League-Aus der Bayern gegen Manchester City spekuliert. Nach der Niederlage in Mainz wich Kahn, darauf angesprochen, ob ihm der Trainerwechsel persönlich noch zum Verhängnis werden könnte, der Frage weitestgehend aus. Kahn sprach von einer «Katastrophe», sollte die Meisterschaft in diesem Jahr nicht nach München gehen.
Salihamidzics Posten gilt trotz seiner engen Beziehung zu Uli Hoeness mittlerweile auch nicht mehr als sattelfest. Intern wird, wie der «Kicker» berichtet, der FC Bayern als eine Nummer zu gross für den Bosnier betrachtet. Mit seinen Transfers in der aktuellen Saison konnte er keinen homogenen Kader schaffen und eklatante Baustellen in der Kaderzusammenstellung wurden nicht geschlossen.
Gerade auch der Transfer von Nati-Goalie Yann Sommer, welcher die Wunschlösung von Nagelsmann und Salihamidzic gewesen sein soll, entpuppt sich immer mehr als Transfer-Flop. Die anderen Verantwortlichen der Bayern hätten dem Vernehmen nach Nizzas Kasper Schmeichel bevorzugt. Der Däne hätte in München zudem, anders als Sommer, auch einen Vertrag für lediglich sechs Monate unterschrieben.
❗️Nach @kicker-Info war Yann #Sommer vor allem der Wunsch von Julian #Nagelsmann, während Verantwortliche beim #fcbayern Kasper #Schmeichel bevorzugt hätten. Der Däne hätte für sechs Monate unterschrieben. Nagelsmann wollte einen deutschsprachigen Keeper und eine längere Laufzeit
— Georg Holzner (@georg_holzner) April 23, 2023
Sommer, welcher im Dress von Borussia Mönchengladbach häufig auch die Bayern-Stürmer zur Verzweiflung brachte, fand in München bislang noch nicht zu seiner Form. Gerade seine Fähigkeiten mit dem Ball am Fuss in der Spieleröffnung sind noch nicht auf dem Niveau wie zuvor in Gladbach. Damit verunsichert er auch seine Mitspieler, wie beispielsweise den Franzosen Dayot Upamecano. Der Innenverteidiger machte vor allem in den Duellen mit Manchester City keine besonders gute Figur.
Ein erneuter Torwartwechsel, von Sommer zu Sven Ulreich gilt deshalb aktuell nicht mehr als komplett ausgeschlossen. Ulreich geniesst das Vertrauen seiner Team-Kollegen und kennt einen Grossteil des Teams schon jahrelang. Zudem zeigte er während Neuers Ausfällen in der Vergangenheit, dass er ein zuverlässiger Rückhalt ist.
Ein erneuter Wechsel auf der Position im Tor würde allerdings auch wieder am Standing der Bayern-Bosse Kahn und Salihamidzic kratzen. Sollte Tuchel für den Saison-Endspurt auf Ulreich setzen, würde sich die Verpflichtung von Sommer im Winter als Fehlinvestment herausstellen.
Ein weiterer Punkt, der den beiden nur schaden könnte. Zumal der Aufsichtsrat des FC Bayern bereits vor Saisonende am 22. Mai tagt, um über das Schicksal von Kahn und Salihamidzic zu entscheiden. Dann könnte die Saison nicht nur für den deutschen Rekordmeister zur absoluten «Katastrophe» werden, sondern auch für das Führungs-Duo der Münchner selbst.
Eine Trennung von Kahn und Salihamidzic noch während der laufenden Saison scheint allerdings unwahrscheinlich. Auch Ex-Bayern-Profi Stefan Effenberg sähe eine Entlassung seines einstigen Mitspielers Oliver Kahn als «fatal» an. In seiner Kolumne für «Sport1» schreibt der ehemalige Mittelfeldspieler: «Es gab schon Unruhe wegen des Trainerwechsels, auch noch den Vorstandsvorsitzenden zu entlassen, wäre fatal.»
Ob die beiden allerdings über den Sommer hinaus ihr Amt bei den Bayern behalten dürfen, scheint aktuell mehr als fraglich. Als möglicher Nachfolger von Oliver Kahn wird bereits der ehemalige Sportchef Matthias Sammer gehandelt.
Aber letztendlich gewinnt man Fussballspiele doch, indem man Tore schiesst? Das ist dann aber eher die Aufgabe von denen vorne, oder?