Die höchste Schweizer Spielklasse – ob sie nun Nationalliga A hiess oder aktuell Super League – gilt heimischen Fussballfans manchmal als minderwertig. Vielleicht hat sie nicht die fussballerische Klasse anderer, grösserer Ligen zu bieten. Doch der Fussball lebt bekanntlich zu einem mindestens ebenso grossen Teil von der Dramatik und von der Spannung. Und die gibt's natürlich auch hierzulande reichlich, wie ein Blick auf besonders historische Runden zeigt.
Hauptverantwortlich dafür, dass am ersten November-Wochenende 2002 auf sechs Plätzen 5,87 Tore pro Spiel fallen, sind der FC Wil und der FC St.Gallen. In einer denkwürdigen Partie schlägt das kleine Wil den grossen Nachbarn 11:3 – wer im Bergholz ist, vergisst diesen Nachmittag sein Leben lang nicht mehr.
Italienische Verhältnisse herrschen Ende Juli 2000. In sechs Spielen fallen bloss fünf Tore – magere 0,83 pro Spiel.
37 Gelbe und Rote Karten in fünf Partien – das gibt es zwei Mal seit Bestehen der Super League. Macht einen Schnitt von 7,40 Karten pro Partie. Zuletzt zücken die Refs in der 32. Runde der Saison 2008/09 so viele Kartons. Sions Enes Fermino und der Grasshopper Alain Schultz fliegen vom Feld, dazu sehen 35 Spieler Gelb.
Wenn im Schnitt in jedem Spiel ein Akteur einen Platzverweis kassiert, dann ist Zündstoff drin. Zuletzt kommt das im August 2008 vor, wo auf vier von fünf Plätzen für Spieler früher Feierabend ist:
«Wir müssen uns an der eigenen Nase nehmen, denn wir hätten das Spiel selber anders gestalten müssen. Aber dieses Schiedsrichter-Trio, das war ein ganz eigenes Kapitel …», schimpft Verteidiger Markus Brunner. Er hat mit Lugano soeben 1:3 in Aarau verloren, Mitte September 2001. Schiedsrichter Andreas Schluchter zückt nicht weniger als 14 Karten: Am Ende resultieren 12 Gelbe, je eine Gelb-Rote und eine Rote. «Man hat ein aggressives und verbissenes Spiel gesehen, aber kein gehässiges», befindet Aaraus Trainer Rolf Fringer, «mit ein wenig Fingerspitzengefühl hätte man die eine oder andere Karte auch stecken lassen können.»
Nicht weniger als vier Mal zeigt Schiedsrichter Sascha Kever Anfang Mai 2012 beim Spiel zwischen Zürich und Basel auf den Elfmeterpunkt. Die zwei FCB-Stars Xherdan Shaqiri und Marco Streller verwerten ihren Penalty, die anderen beiden gehen nicht ins Tor. FCZ-Goalie Johnny Leoni hält einen Penalty von Fabian Frei, Zürichs Mittelfeldspieler Oliver Buff verschiesst. Basel feiert in Zürich einen 5:1-Sieg.
Am 6. November 2005 liegt der FC Zürich gegen Xamax nach 41 Minuten mit 0:3 in Rückstand. Auf der Charrière in La Chaux-de-Fonds dreht der FCZ dann aber auf. Dank einem Eigentor, einem Treffer von Raffael und einem von César steht es in der 84. Minute 3:3. Raffael trifft dann nochmals und Alhassane Keita sorgt mit seinem Tor für den spektakulären 5:3-Auswärtssieg. Ende Saison wird Zürich in der 93. Minute in Basel Meister und Neuchâtel Xamax steigt ab.
Aus der Liste denkwürdiger Aufholjagden ragt auch das Spiel zwischen Servette und YB heraus. Die Berner führen im Dezember 2012 mit 4:1, es sind schon 79 Minuten vorbei. Doch dann schlägt die grosse Stunde des eingewechselten Léonard Thurre: Mit einem Hattrick innert zehn Minuten schiesst er die Genfer noch zu einem 4:4. YB verspielt später in der Saison einen weiteren Drei-Tore-Vorsprung: Nach 15 Minuten führen die Gelb-Schwarzen gegen den FC Wil mit 3:0, am Ende verlieren sie 3:4.
19'163 Zuschauer kommen Anfang Mai 2008 im Schnitt in die fünf Stadien – mehr sind es vorher und nachher nie. Das Titelrennen ist noch offen, sodass die Heimspiele von Leader Basel und Verfolger YB in der drittletzten Runde sehr gut besucht sind: 29'098 Fans strömen ins Joggeli, gar 30'233 ins Wankdorf. Während Basel den FCZ 4:0 schlägt, verliert YB 1:3 gegen Xamax.
Im Tabellenkeller kämpft St.Gallen in einem seiner letzten Spiele im mit 11'300 Fans ausverkauften Espenmoos gegen den Abstieg. In der 94. Minute verlieren die Grün-Weissen gegen Sion mit 1:2, wenige Wochen später stürzen sie in der Barrage eine Liga tiefer.
Im Herbst 1993 ist der Schweizer Fussball im Hoch: Die Nati qualifiziert sich erstmals nach 28 Jahren wieder für eine WM. Im Klubfussball schlägt sich das nicht uneingeschränkt nieder. Der Zuschauerschnitt der 13. NLA-Runde, während der Woche Mitte Oktober, beträgt 3057 Fans. Die einzelnen Spiele:
* Die Partie im Tessin fand erst an einem Mittwoch Ende November statt.
1993/94 strömen im Schnitt 5543 Zuschauer in die NLA-Stadien. Vergangene Saison sind es mit 11'183 Zuschauern pro Partie genau doppelt so viele.
(Quelle: transfermarkt.ch)