Bild: Getty Images Europe
Die grüne Insel dreht durch: Während Irland den Weltmeister düpiert, bucht Nordirland schon das Ticket nach Frankreich
Es ist die 70. Minute im Aviva Stadium in Dublin. 50'000 mehrheitlich in grün gekleidete Zuschauer drehen komplett durch. Soeben ist Shane Long der deutschen Abwehr entwischt und hat gegen Weltmeister Deutschland den Siegestreffer markiert.
YouTube/Andrew Watchorn
Irland bringt den Vorsprung über die Zeit, holt sich die drei Punkte – es ist der erste Pflichtspielsieg über das grosse Deutschland in der Nationalmannschaftsgeschichte. Doch der Sieg ist auch im Hinblick auf eine mögliche direkte Qualifikation für die Europameisterschaft 2016 in Frankreich eminent wichtig.
screenshot: weltfussball.de
Die Spannung an der Spitze der Quali-Gruppe D könnte nicht grösser sein. Selbst Deutschland ist noch nicht durch, braucht zuhause gegen Georgien noch einen Punkt. Am letzten Spieltag kommt es im Nationalstadion in Warschau zum Direktduell zwischen Polen und Irland – dort brauchen die Iren erneut drei Punkte, sonst droht trotz dem historischen Sieg gestern der Umweg über die Playoffs.
Blimey! Football is a game where 22 people kick a ball around for 90 minutes and at the end the Germans lose to Ireland.
— Gary Lineker (@GaryLineker) 8. Oktober 2015Weil die irischen Emotionen so schön sind: Das entscheidende Tor von Shane Long mit euphorischem Kommentator und das Stadion-Interview mit dem Torschützen nach Spielschluss.
YouTube/ShivDes357
Im Norden sind sie noch erfolgreicher
Blicken die Iren in den Norden, dürften sie fast ein wenig eifersüchtig werden. Denn der Inselnachbar aus Nordirland ist noch erfolgreicher: Mit einem 3:1-Sieg gegen den derzeitigen Fussballzwerg Griechenland (Europameister 2004) hat sich das Team von Michael O’Neill bereits für die EM qualifiziert – zum ersten Mal in der Geschichte.
screenshot: weltfussball.de
Mit dem 3:0 gegen Griechenland nach 58 Minuten ist das Ding gegessen: Nordirland, welches immerhin schon drei Mal (1958, 1982, 1986) an einer WM-Endrunde dabei war, hat die EM-Qualifikation in der Tasche.
YouTube/miniator
Die Qualifikation von Nordirland, deren gesamte Nationalmannschaft einen Marktwert (Quelle: Transfermarkt.ch) von 35 Millionen aufweist, ist überraschend. Zum Vergleich: Die beiden Innenverteidiger Sokratis und Manolas von Gruppe-F-Schlusslicht Griechenland weisen zusammen einen gleich hohen Marktwert auf.
Natürlich wird die starke Nationalmannschaft auch in den Pubs von Nordirland gefeiert. War bestimmt eine gute Nacht.
YouTube/Super Videos
Die Insulaner erobern Europa
Neben Irland und Nordirland gibt es auf den britischen Inseln noch mehr zu feiern: England hat sich bereits souverän für die EM qualifiziert – als einziges Team bisher ohne Verlustpunkt.
YouTube/naughty gull
In acht Spielen gingen die Engländer acht Mal als Sieger vom Feld, darunter zwei Mal gegen die Schweiz. Das beeindruckende Torverhältnis: 26:3!
Dazu kommt Wales, welches sich mit seinen Stars Ramsey, Allen und vor allem Bale ebenfalls bereits souverän für die Endrunde in Frankreich qualifiziert hat – selbst Gruppenfavorit Belgien liegt in der Tabelle hinter den Walisern.
Einzig Schottland hat es verpasst, die Bilanz der britischen Inseln zu perfektionieren. Mit dem 2:2-Unentschieden gegen Robert Lewandowski Polen haben sie die letzten Chance auf die Playoffs verspielt.
Generell sind die Insulaner in der EM-Qualifikation äusserst erfolgreich. Von neun Qualigruppen sind die Spitzenplätze von vier Insel-Natis belegt – dazu kommen mit den Spitzenreitern Spanien und Portugal immerhin noch zwei «Halbinsulaner».
Wales: Platz 1 in Gruppe B – qualifiziert
Zypern: Platz 5 in Gruppe B – mit Siegen gegen Israel und Bosnien noch Playoffs möglich
Irland: Platz 3 Gruppe D – Plätze 1-3 sind noch möglich
Schottland: Platz 4 Gruppe D – ausgeschieden
England: Platz 1 Gruppe E – qualifiziert
Nordirland: Platz 1 Gruppe F – qualifiziert
Färöer: Platz 5 Gruppe F – ausgeschieden, aber zwei Siege gegen Griechenland gefeiert
Malta: Platz 6 Gruppe H – ausgeschieden
Dazu kommt die iberische Halbinsel:
Portugal: Platz 1 Gruppe I – qualifiziert
Spanien: Platz 1 Gruppe C – qualifiziert
