Nach 2002, 2008, 2010, 2012 und 2017 scheint beim FC Basel alles angerichtet für das sechste Double der Klubgeschichte. Trotzdem ist man am Rheinknie vorsichtig.
«Der FC Biel hat schon zwei grosse Mannschaften aus dem Cup rausgehauen», erinnert Xherdan Shaqiri an den Viertel- und Halbfinal, als die Seeländer überraschend Lugano (2:0) und die Young Boys (1:0 n.V.) bezwangen. Für den Schweizer Torschützenkönig ist daher klar: «Wir müssen aufpassen und dem Gegner mit Respekt entgegentreten.»
Der Basler Weg in den Final war äusserst holprig. Bereits in der 2. Runde musste man gegen Stade Nyonnais (Challenge League) in die Verlängerung, in der Shaqiri in der 123. Minute vom Penaltypunkt traf und Marwin Hitz nur zwei Minuten später einen Penalty hielt.
Gegen Etoile Carouge (Challenge League) lag der FCB kurz vor Schluss 0:1 zurück, ehe er mit drei Toren zwischen der 84. und 88. Minute das Ergebnis drehte. Und auch gegen Sion und Lausanne holte Basel einen Rückstand auf und gewann erst in der Verlängerung (Lausanne) respektive im Penaltyschiessen (Sion).
Auch dank dem nötigen Glück hat Basel die Chance auf den 14. Cupsieg der Vereinshistorie, den ersten seit 2019. Es winkt nach der spontanen und der offiziellen Meisterfeier die dritte Besammlung auf dem Barfüsserplatz innert vier Wochen. Dies will sich das Team nicht entgehen lassen.
«Wenn wir unser Spiel aufziehen können, wird es schwierig für Biel werden», sagt Shaqiri, für den es nach 2010 und 2012 das dritte Double mit dem FCB wäre. «Ich bin zuversichtlich, denn ich habe noch nie einen Final verloren.»
Während von Basel der Sieg erwartet wird, kann Biel das Spiel im Wankdorf entspannter angehen. 64 Jahre nach dem bisher einzigen Cupfinal der Klubhistorie bietet sich den Bielern, bei denen aktuell nur acht Spieler als Profi tätig sind, völlig überraschend die Chance auf den erstmaligen Titel. Ein Effort, den das Team aus der Promotion League unter anderem Goalie Raphael Radtke zu verdanken hat. Der 23-Jährige stand in vier von fünf Cup-Spielen im Tor und wurde dabei nur einmal bezwungen. Zuletzt liess er die Angreifer von Lugano und YB verzweifeln.
Seit dem sensationellen Halbfinalerfolg gegen den grossen Nachbarn aus Bern mussten die Seeländer jedoch eine Enttäuschung verkraften. In der Meisterschaft verpassten sie den erhofften Aufstieg in die Challenge League, nachdem sie sich im Endspurt von Rapperswil-Jona hatten überholen lassen. Für Captain Anthony De Freitas war danach klar: «Der Cup hat viel Substanz gekostet.» Am Ende sei «physisch und mental» die Luft draussen gewesen.
Die nötige Kraft wiederzufinden ist die grosse Herausforderung des «kleinen FCB» im Vorfeld des Cupfinals. Das Amateurteam, das seine Heimspiele vor gut 1000 Fans bestreitet, darf sich zudem nicht von der Kulisse in Bern einschüchtern lassen. Gemäss Sportchef Mauro Ierep wird die Mannschaft versuchen, wie in den Runden zuvor so lange wie möglich die Null zu halten, und dann auf den Lucky Punch hoffen.
Unterklassige, die es in den Cupfinal geschafft haben, gibt es nicht viele. Achtmal kam es zu einem Duell zwischen einem Team aus der höchsten Liga und einem aus der zweithöchsten. Triumphiert hat von den Underdogs einzig der FC Sion 2006 gegen die Young Boys. Würde Biel als erste Mannschaft aus der dritthöchsten Klasse einen Sieg einfahren, wäre dies die grösste Überraschung der hundertjährigen Cup-Geschichte. (ram/sda)