>>> Hier geht's zum Spielbericht
Über weite Strecken wird das Finale zwischen Ghana und der Elfenbeinküste in taktischer Langeweile ertränkt, fussballerische Höchstleistungen sind Mangelware.
Nach torlosen 120 Minuten muss der Sieger im Penaltyschiessen erkoren werden – und was dann folgt, ist an Brisanz und Dramaturgie kaum mehr zu übertreffen.
Ghana, in der regulären Spielzeit die etwas aktivere Mannschaft, geht auch im Penalty-Showdown zu Beginn entschlossener ans Werk und führt durch Tore von Mubarak und Jordan Ayew schnell 2:0 – auch deshalb, weil die Ivorer sich aus elf Metern ziemlich ungeschickt anstellen.
Wilfried Bony scheitert an der Latte, ...
... Gadji Tallo trifft nicht einmal das Tor. Eine Seltenheit in einem Penaltyschiessen. Dabei wurde Tallo eine Minute vor Ende der Verlängerung eingewechselt – als Elfmeter-Experte.
Damit haben die Ghanaer bereits eine Hand am Pokal und müssen das Ding nur noch nach Hause schaukeln. Doch nun werden die Black Stars zu den Hauptakteuren in dieser Patzerorgie.
Afriyie Acquah schiesst Torhüter Boubacar Barry praktisch in die Hände, ...
... und Frank Acheampong scheitert ebenfalls an der scheinbaren Mammutaufgabe, den Ball aufs Tor zu bringen.
Kollektive Enttäuschung bei den Teamkollegen:
Bei den Elefanten trifft nach Serge Aurier auch Seydou Doumbia und die Partie ist wieder ausgeglichen. Der ehemalige YB-Akteur will nach seinem Treffer mit Torhüter Barry jubeln gehen, doch – oh Schreck – dieser krümmt sich neben dem Tor vor Schmerzen.
Der Schlussmann der Elfenbeinküste hat scheinbar Krämpfe – oder ist das nur ein Psychospielchen? Genau wie sein Geschrei Richtung André Ayew, dem nächsten Schützen?
Wie auch immer, Ayew bleibt sowieso unbeeindruckt und verwandelt souverän zur erneuten Führung für Ghana. Und plötzlich kann Barry wieder lächeln.
Ab jetzt hat jede Nation immer nur noch einen Schützen und jeder muss treffen. Als ob dieser Druck die Afrikaner endlich anspornen würde, werden in der Folge elf Penaltys am Stück verwandelt. Nach 20 Elfern kommt das Unausweichliche, das Torhüterduell. Jetzt helfen auch die Zettel nichts mehr, ...
... jetzt hilft nur noch beten.
Einige, wie hier Gervinho, sagen sich schlicht: «Jungs, sagt mir dann einfach, wie's ausgegangen ist.»
Razak Brimah tritt als erstes gegen Psychospielchen-Barry an. Bereits der Anlauf zeugt von einem, der nur selten auf dieser Seite des Penaltypunkts steht. Barry kann den Schuss dann auch relativ locker parieren.
Doch Barrys Jubel fällt nur kurz aus – wieder plagen den Ivorer Krämpfe. Diesmal gibt es aber kein Ausruhen, er muss selber als Schütze ran.
Kurzer Anlauf, trocken ins Eck verwandelt. Die Elfenbeinküste ist Afrika-Meister – und Boubacar Barry ihr Held.
Jetzt brechen bei den Ivorern alle Dämme, und auch Gervinho hat irgendwie mitbekommen, dass seine Farben triumphiert haben.
Familie Drogba vor dem Fernseher dreht komplett durch.
Derweil sind die Ghanaer natürlich am Boden zerstört. Die ergreifendste Szene: Elfenbeinküste-Coach Hervé Renard tröstet den hemmungslos weinenden André Ayew.
Wenige haben daran geglaubt, dass die Elfenbeinküste ihre 23 Jahre lange Durststrecke beenden kann. Daran glauben musste auch Ghanas Ex-Nationalspieler Sammy Kuffour, der bei Super Sport als Experte amtet – er hat versprochen, sich bei einer Niederlage seiner Landsmänner die Haare abzurasieren. Voilà.