Es war bezeichnend, dass Fabian Schär den einzigen Schweizer Treffer gegen Irland erzielte. Ein Verteidiger, kein Schweizer Offensivspieler, und dies nicht einmal nach einer Standardsituation. Gegen Gibraltar, die Nummer 198 der Fifa-Welt und mit 0 Punkten und 0:12 Toren hoffnungslos am Tabellenende der EM-Qualifikationsgruppe D, müssen in Sitten am Sonntag die Stürmer bedeutend mehr als ein paar laue Angriffsversuche liefern.
Da Xherdan Shaqiri und Haris Seferovic fehlen, Albian Ajeti noch viele Lehrmonate vor sich hat und Admir Mehmedi oder Mario Gavranovic nicht gerade die Torschützen vom Dienst sind, trifft diese Erwartungshaltung insbesondere auf ihn zu: Breel Embolo.
Es entwickelt sich langsam zum leidigen Dauerzustand, dass Embolo im Nationalteam nicht auf Touren kommt. Zu diesem wenig schmeichelnden Befund lieferte der Basler gegen die Iren die nächsten Argumente. Statt Kraft seiner Schnelligkeit und Wucht allein aufs irische Tor zu stürmen, suchte Embolo den Pass auf Seferovic und der Angriff versandete. Statt eines satten, präzisen Schusses aus kurzer Distanz und der möglichen Führung, verlor er mit seinem Schuhwerk den Halt und fiel hin. Embolo bewertet seine Aktionen so:
Der 22-Jährige gab sich gewiss Mühe in Irland. Doch ihm mangelt es an Durchschlagskraft und Überzeugung, und er offenbart Defizite bei den Ballannahmen und im Zweikampfverhalten. Damit ist er gewiss nicht alleine. Nur stehen die besagten beiden Unglücksmomente der zweiten Halbzeit sinnbildhaft für Embolo, für sein Wirken und seine Wirkung in der Nationalmannschaft. Er tritt auf der Stelle, entwickelt sich nicht weiter. Embolo scheint das Freche, Unbekümmerte von einst verloren zu haben.
Dabei wäre es langsam an der Zeit, im Schweizer Team mehr zu sein als bloss eine Nebenfigur, auf, aber auch neben dem Platz. Er ist nicht mehr der junge Basler von 18 Jahren, den alle Schweizer sofort in ihr Herz schlossen. Er ist der Profi, der bei Schalke spielte. Er ist der Stürmer, der in dieser Saison für seinen neuen Arbeitgeber Mönchengladbach bereits zwei Tore erzielt hat.
Embolo werde der Schweiz die fussballerische Zukunft sichern, hiess es früher. Damit diese Verheissung sich dereinst doch noch erfüllt, sollte der Angreifer in 33 Länderspielen der Nationalmannschaft mehr geben als durchschnittlich ein Tor pro Jahr. Auch wenn es zu berücksichtigen gilt, dass ihn die beiden schweren Verletzungen, die er während seiner Zeit bei Schalke erlitt, weit zurückgeworfen haben. Er handelte sich unverschuldet einen Rückstand und Qualitätsverlust ein, und es braucht viel Zeit und noch mehr Geduld, bis er alles aufgeholt haben wird. Falls das überhaupt gelingt.
«Es geht weiter in der EM-Qualifikation. Wir haben noch alles vor uns. Ich hoffe, dass wir alle gegen Gibraltar ein Schützenfest bekommen. Aber einfach wird es nicht», sagt Embolo. Ihm würden ein paar Tore gut tun. Und er damit endlich auch der Schweiz.