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Arab Cup: Kaum Zuschauer, aber perfekte Organisation an der WM-Hauptprobe

Die Eröffnungsfeier im neu eröffneten Al-Bayt-Stadion war optisch eine Augenweide.
Die Eröffnungsfeier im neu eröffneten Al-Bayt-Stadion war optisch eine Augenweide. bild: imago-images.de

In Katar läuft die WM-Hauptprobe – perfekte Organisation, aber kaum Zuschauer am Arab Cup

01.12.2021, 15:1001.12.2021, 17:07
Philipp Reich
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Ein Jahr vor der ersten Winter-WM der Fussball-Geschichte läuft in Katar mit dem Arab Cup ein erster Testlauf für die WM 2022 ab. Weil der Confed Cup als WM-Hauptprobe zugunsten einer erweiterten Klub-Weltmeisterschaft abgeschafft wurde, musste ein anderes Turnier her. Den Arab Cup gibt es zwar schon seit 1963, zuletzt wurde er aber 2012 ausgetragen und erstmals wird er nun von der FIFA organisiert. Bei der diesjährigen Austragung messen sich 16 Teams aus dem gesamten arabischen Raum, gespielt wird in sechs der acht WM-Stadien.

epa09612708 General view of the AL Bayt Stadium before kick-off of the FIFA Arab Cup Qatar 2021 group A match between Qatar and Bahrain at the Al Bayt Stadium in Al Khor, Qatar, 30 November 2021. EPA/ ...
Das Al-Bayt-Stadion von aussen ...Bild: keystone
epa09612859 A general view of the Al Bayt Stadium stadium prior to the FIFA Arab Cup group A soccer match between Qatar and Bahrain in Al Khor, Qatar, 30 November 2021. EPA/Noushad Thekkayil
... und von innen.Bild: keystone

Gestern gingen in Doha die Eröffnungsfeier und die ersten Spiele über die Bühne. Vor allem ersteres hatte es in sich: Das nigelnagelneue Al-Bayt-Stadion im Vorort Al-Khor, das von aussen einer Beduinenstadt gleicht und für rund 800 Millionen Euro aus dem Boden gestampft wurde, war mit rund 40'000 Zuschauern zu gut zwei Dritteln gefüllt.

epa09613022 A general view of the stands prior to the FIFA Arab Cup group A soccer match between Qatar and Bahrain in Al Khor, Qatar, 30 November 2021. EPA/Noushad Thekkayil
Gut gefüllt: Das Al-Bayt-Stadion in Al-Khor vor dem Auftaktmatch von Gastgeber Katar gegen Bahrain.Bild: keystone

Diese bekamen an der Opening Ceremony eine gigantische Lichtershow, eine Musik- und Tanzgala sowie ein riesiges Feuerwerk zu Gesicht. Ein kleiner Vorgeschmack auf den Gigantismus, der uns im nächsten Jahr an der WM erwarten wird.

FIFA-Präsident Gianni Infantino begrüsste die Gäste auf Arabisch: «Willkommen, meine Freunde», erklärte im Stadion. «Katar ist die Heimat der Einheit, es ist heute die Heimat der arabischen Welt und morgen die Heimat der ganzen Welt. Lasst uns eine Nation sein, eine Fussball-Familie. Lasst uns gemeinsam den Fussball feiern und die Welt vereinen.»

Die äusseren Bedingungen waren perfekt: 26 Grad betrug die Aussentemperatur bei 56 Prozent Luftfeuchtigkeit und klarem Himmel. So jedenfalls gab es die FIFA an. Vor Ort war auch der ehemalige Nati-Goalie Pascal Zuberbühler, der dort als Senior Football Expert für die FIFA arbeitet.

Fussballerisch war der offizielle Auftakt zum Arab Cup dann deutlich weniger spektakulär. Gastgeber Katar setzte sich gegen Nachbar Bahrain zur Freude des Publikums dank eines Treffers von Abdulaziz Hatem knapp mit 1:0 durch. Die Stimmung im Stadion war aber dennoch bestens.

Ganz anders am Nachmittag bei den ersten Spielen. Dort herrschte auf den Zuschauerrängen teils gähnende Leere. Für die Partie zwischen Tunesien und Mauretanien (5:1), die um 11 Uhr Ortszeit begann, verirrten sich nur ein paar wenige Neugierige ins etwas über 40'000 Zuschauer fassende Ahmad bin Ali Stadium. Auch am Nachmittag beim 1:1 zwischen dem Iran und dem Oman blieben fast alle Plätze frei.

Das verwundert kaum: Katar verfügt, anders als andere arabische Länder wie Ägypten oder Marokko, über keine nennenswerte Fussball-Kultur. Zwar gibt es seit 1962 eine nationale Liga, diese lockt trotz ausländischer Stars aber kaum Zuschauer in die Stadien. Die rund 300'000 Katari sympathisieren höchsten dezent für eines der zwölf Teams und die rund 2,5 Millionen meist aus asiatischen Entwicklungsländern stammenden Gastarbeiter haben keinerlei emotionale Bindung zu den Klubs oder einem der Arab-Cup-Teilnehmer.

epa09614478 The teams of Egypt (L) and Lebanon line up for the national anthems before kick-off of the FIFA Arab Cup group D soccer match between Egypt and Lebanon in Doha, Qatar, 01 December 2021. EP ...
Ein Blick ins Rund vor dem Arab-Cup-Gruppenspiel zwischen Ägypten und dem Libanon.Bild: keystone

So überrascht es kaum, dass der Arab Cup auf den Strassen von Doha kaum sichtbar ist. Ein Journalist, der sich selbst ein Bild vor Ort gemacht hat, schildert es gegenüber der «Deutschen Welle» so: «Noch am Tag der Turnier-Eröffnung, an dem auch das Team der Gastgeber mit einer Partie gegen den Nachbarn Bahrain ins Geschehen eingriff, war von Fussballstimmung nichts zu spüren. Keine Fans etwa mit katarischen Trikots, Fahnen oder Schals waren auszumachen.»

Ein deutscher Manager, der in Doha für ein Firmen-Konsortium arbeitet, das Hotels, Restaurants und einen Vergnügungspark betreibt, erklärt die fehlende Euphorie so: Fussball sei in Katar eher ein «privates Vergnügen». «Die Leute schauen daheim, haben bestenfalls ihre Familie um sich.» Deshalb gibt es auch kaum Public Viewings oder Restaurants, welche die Spiele übertragen.

epa09603273 People pose in front of the clock counting down to the first match of the FIFA World Cup 2022 at Doha Corniche in Doha, Qatar, 25 November 2021. The FIFA World Cup 2022, the first to be he ...
An der Meeres-Promenade von Doha tickt die Uhr – in einem Jahr steigt im Wüstenstaat die Fussball-WM.Bild: keystone

Für die Stimmung werden im nächsten Jahr also vornehmlich die Gäste aus dem Ausland zuständig sein – sofern sie überhaupt kommen. In Sachen Menschenrechtslage geniesst Katar ja nicht den besten Ruf, immer wieder wird deshalb zum Boykott der WM 2022 aufgerufen.

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Alle Stadien der WM 2022 in Katar
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Lusail Iconic Stadium in Lusail – Kapazität: 86'250 Zuschauer – 2022 eröffnet.
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Die Schweiz qualifiziert sich für die WM 2022 – und so feiern die Nati-Stars diesen Erfolg
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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Denkenderprolet
01.12.2021 16:29registriert August 2021
Ach, alles nicht so schlimm.

All die Sklaven sind nicht AM, sondern MIT dem Stadienbau gestorben.
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UncleHuwi
01.12.2021 16:00registriert Mai 2015
Zubi verwendet gleich viele Hashtags wie es Zuschauer hatte
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sapnu puas
01.12.2021 15:30registriert Juli 2019
3 $heiks, 1 Arab Cup
230
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Weshalb jeder mögliche Final in der Champions League eine ganz besondere Geschichte wäre
Mit Bayern München, Real Madrid, Paris Saint-Germain und Borussia Dortmund sind in der Champions League nur noch vier Vereine übrig. Schon vor den Halbfinals ist deshalb klar: Der Final am 1. Juni in Wembley wird aussergewöhnlich.

Mit dem heutigen Kracher zwischen Bayern München und Real Madrid (21 Uhr) beginnen die Champions-League-Halbfinals, morgen folgt dann vor über 81'000 Zuschauerinnen und Zuschauern das Duell zwischen Borussia Dortmund und Paris Saint-Germain. Es dürften zwei packende Duelle werden, die in den Rückspielen bereits in der nächsten Woche entschieden werden.

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