Ein Jahr vor der ersten Winter-WM der Fussball-Geschichte läuft in Katar mit dem Arab Cup ein erster Testlauf für die WM 2022 ab. Weil der Confed Cup als WM-Hauptprobe zugunsten einer erweiterten Klub-Weltmeisterschaft abgeschafft wurde, musste ein anderes Turnier her. Den Arab Cup gibt es zwar schon seit 1963, zuletzt wurde er aber 2012 ausgetragen und erstmals wird er nun von der FIFA organisiert. Bei der diesjährigen Austragung messen sich 16 Teams aus dem gesamten arabischen Raum, gespielt wird in sechs der acht WM-Stadien.
Gestern gingen in Doha die Eröffnungsfeier und die ersten Spiele über die Bühne. Vor allem ersteres hatte es in sich: Das nigelnagelneue Al-Bayt-Stadion im Vorort Al-Khor, das von aussen einer Beduinenstadt gleicht und für rund 800 Millionen Euro aus dem Boden gestampft wurde, war mit rund 40'000 Zuschauern zu gut zwei Dritteln gefüllt.
Diese bekamen an der Opening Ceremony eine gigantische Lichtershow, eine Musik- und Tanzgala sowie ein riesiges Feuerwerk zu Gesicht. Ein kleiner Vorgeschmack auf den Gigantismus, der uns im nächsten Jahr an der WM erwarten wird.
الأناشيد الوطنية للدول العربية المشاركة بأسلوب ساحر ومبتكر🤩🎹#كأس_العرب | #مونديال_العرب #FIFArabCup | #ArabCup pic.twitter.com/4C3IZ4opCn
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عرض ألعاب نارية 🎇 على أنغام الأوركسترا 🎻🎷🎺🥁🎼 في استاد البيت 🏟️#كأس_العرب | #مونديال_العرب #FIFArabCup | #ArabCup pic.twitter.com/GJTAl7b9W0
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FIFA-Präsident Gianni Infantino begrüsste die Gäste auf Arabisch: «Willkommen, meine Freunde», erklärte im Stadion. «Katar ist die Heimat der Einheit, es ist heute die Heimat der arabischen Welt und morgen die Heimat der ganzen Welt. Lasst uns eine Nation sein, eine Fussball-Familie. Lasst uns gemeinsam den Fussball feiern und die Welt vereinen.»
رئيس الاتحاد الدولي لكرة القدم جياني إنفانتينو يرحب بالجماهير العربية على أرض دولة قطر #كأس_العرب | #مونديال_العرب #FIFArabCup | #ArabCup pic.twitter.com/lNfjD0ftKo
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Die äusseren Bedingungen waren perfekt: 26 Grad betrug die Aussentemperatur bei 56 Prozent Luftfeuchtigkeit und klarem Himmel. So jedenfalls gab es die FIFA an. Vor Ort war auch der ehemalige Nati-Goalie Pascal Zuberbühler, der dort als Senior Football Expert für die FIFA arbeitet.
💥Opening Ceremony . ARAB CUP 2021 💥
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Fussballerisch war der offizielle Auftakt zum Arab Cup dann deutlich weniger spektakulär. Gastgeber Katar setzte sich gegen Nachbar Bahrain zur Freude des Publikums dank eines Treffers von Abdulaziz Hatem knapp mit 1:0 durch. Die Stimmung im Stadion war aber dennoch bestens.
Ganz anders am Nachmittag bei den ersten Spielen. Dort herrschte auf den Zuschauerrängen teils gähnende Leere. Für die Partie zwischen Tunesien und Mauretanien (5:1), die um 11 Uhr Ortszeit begann, verirrten sich nur ein paar wenige Neugierige ins etwas über 40'000 Zuschauer fassende Ahmad bin Ali Stadium. Auch am Nachmittag beim 1:1 zwischen dem Iran und dem Oman blieben fast alle Plätze frei.
First matchday of the Arab Cup 2021 🇶🇦 at the Ahmed bin Ali Stadium! 🙌🏼
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Das verwundert kaum: Katar verfügt, anders als andere arabische Länder wie Ägypten oder Marokko, über keine nennenswerte Fussball-Kultur. Zwar gibt es seit 1962 eine nationale Liga, diese lockt trotz ausländischer Stars aber kaum Zuschauer in die Stadien. Die rund 300'000 Katari sympathisieren höchsten dezent für eines der zwölf Teams und die rund 2,5 Millionen meist aus asiatischen Entwicklungsländern stammenden Gastarbeiter haben keinerlei emotionale Bindung zu den Klubs oder einem der Arab-Cup-Teilnehmer.
So überrascht es kaum, dass der Arab Cup auf den Strassen von Doha kaum sichtbar ist. Ein Journalist, der sich selbst ein Bild vor Ort gemacht hat, schildert es gegenüber der «Deutschen Welle» so: «Noch am Tag der Turnier-Eröffnung, an dem auch das Team der Gastgeber mit einer Partie gegen den Nachbarn Bahrain ins Geschehen eingriff, war von Fussballstimmung nichts zu spüren. Keine Fans etwa mit katarischen Trikots, Fahnen oder Schals waren auszumachen.»
Ein deutscher Manager, der in Doha für ein Firmen-Konsortium arbeitet, das Hotels, Restaurants und einen Vergnügungspark betreibt, erklärt die fehlende Euphorie so: Fussball sei in Katar eher ein «privates Vergnügen». «Die Leute schauen daheim, haben bestenfalls ihre Familie um sich.» Deshalb gibt es auch kaum Public Viewings oder Restaurants, welche die Spiele übertragen.
Für die Stimmung werden im nächsten Jahr also vornehmlich die Gäste aus dem Ausland zuständig sein – sofern sie überhaupt kommen. In Sachen Menschenrechtslage geniesst Katar ja nicht den besten Ruf, immer wieder wird deshalb zum Boykott der WM 2022 aufgerufen.
All die Sklaven sind nicht AM, sondern MIT dem Stadienbau gestorben.