Im vergangenen November sass der Schweizer Nationalcoach Vladimir Petkovic in Bern mit den Medien zusammen und sagte: «Wir haben keinen Cristiano Ronaldo, der von 16 Toren in einer Qualifikation 15 selber macht. Dafür haben wir 15 verschiedene Spieler, die ein Tor erzielen können.» Vier Monate später scheint es, als habe sich Petkovic schon damals Mut gemacht für den Fall, dass der GAU eintritt.
Wenige Tage vor den ersten zwei Spielen in der EM-Qualifikation am Samstag in Georgien und am Dienstag in Basel gegen Dänemark ist es so weit: Der SFV-Auswahl sind die besten beiden Torschützen abhanden gekommen. Wegen Leistenverletzungen fehlen Haris Seferovic und Xherdan Shaqiri. 17 Länderspieltore hat Seferovic erzielt, Shaqiri sogar schon 22. Vom verbliebenen Rest kommt nur gerade der Mittelfeldspieler Granit Xhaka auf eine zweistellige Zahl (10), und die sieben Stürmer im Kader haben zusammen gleich viele Treffer erzielt wie Shaqiri alleine.
Doch bei den Schweizern ist keine Panik auszumachen. «Es fehlen zwei Stammkräfte, aber wir haben als Mannschaft bewiesen, dass wir Breite haben und auf jeder Position ein Ersatz bereit steht», sagte Breel Embolo. Die Schweizer haben dies in der Vergangenheit bewiesen. In der letzten WM-Qualifikation ist Seferovic in neun von zwölf Spielen leer ausgegangen; die Schweiz hat sich trotzdem für die Endrunde qualifiziert. Beim 2:0-Heimsieg gegen Portugal gelang dabei eine der bemerkenswertesten Leistungen unter Petkovic; und dies ohne Shaqiri.
Auch die Statistik stützt die Worte von Petkovic und Embolo. In den 34 Pflichtspielen seit Petkovics Amtsantritt im Sommer 2014 blieb die Schweiz nur sieben Mal ohne Tor. In den übrigen 27 Partien schoss sie 70 Treffer, für die 22 Spieler besorgt waren. 12 von ihnen stehen auch gegen Georgien und Dänemark im Kader.
Einer dieser Spieler ist Embolo. Er gab nach einem Fussbruch im November erst Anfang März sein Comeback für Schalke. Dem Klub läuft es nicht gut, aber Embolo erzielte bei seinem ersten Einsatz von Beginn weg gleich zwei Tore. «Es war immer ein wenig seine Schwäche, dass er vor dem gegnerischen Tor zu wenig kaltschnäuzig war. Diese Tore tun ihm gut. Ich hoffe, er kann jetzt so weiterfahren», sagte Nati-Kollege und Freund Manuel Akanji über Embolo.
Auch andere Nationalspieler durften mit viel Selbstvertrauen ins Camp der Nationalmannschaft einrücken. Seit Mitte Februar haben alle elf Mittelfeldspieler und Stürmer im SFV-Kader mindestens einen Treffer für ihren Verein erzielt. Auch deshalb sagte Embolo: «Ich bin überzeugt: Wir erledigen unseren Job auch ohne Haris und Xherdan.» (abu/sda)