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Ein Denkzettel zur richtigen Zeit

Switzerland's goalkeeper Yann Sommer, reacts after the FIFA World Cup 2018 group E preliminary round soccer match between Switzerland and Costa Rica at the Nizhny Novgorod Stadium, in Nizhny Novg ...
Yann Sommer zeigte beim Spiel gegen Costa Rica eine solide Leistung. Bild: KEYSTONE

Ein Denkzettel zur richtigen Zeit – die Schweiz spart sich den besten Tag noch auf

Nach dem 2:2-Unentschieden gegen Costa Rica fordert die Schweiz als Gruppenzweiter am nächsten Dienstag im WM-Achtelfinal Schweden. Die gestrige Partie war indes ein Denkzettel.
28.06.2018, 06:5828.06.2018, 14:58
Etienne Wuillemin / Nordwestschweiz
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Dann ist das Spiel vorbei. Der WM-Achtelfinal ist gewiss. Doch deswegen gleich in Euphorie ausbrechen? Nein, das tut dieses Schweizer Team nicht. Warum auch? Es lechzt nach mehr. Diese Generation will das Turnier veredeln. Mit einem Viertelfinal. Mindestens.

Dafür spricht die Reaktion nach dem 2:2 gegen Costa Rica. Der zweite Gruppenrang ist nicht mehr als ein Zwischenziel. Trotzdem darf eines nicht vergessen gehen: Es ist bereits jetzt ein beachtlicher Erfolg.

Blerim Dzemaili trifft zum 1:0.Video: streamable

Fünf Punkte aus den drei Spielen gegen Brasilien, Serbien und Costa Rica, das ist ein neuerlicher Beweis für die Reife dieses Teams. Bemerkenswert ist, dass diese Ausbeute zustande gekommen ist, obwohl die Schweiz noch in keiner Partie restlos überzeugte. Sie hatte immer ihre guten Phasen. Aber immer wieder wankte sie auch. Gegen Costa Rica ganz besonders.

Alles zum Spiel Schweiz gegen Costa Rica

Gute Chancen gegen Schweden

Die Schweden können eine grosse Herausforderung sein. Sie spielen kompakt und nach Ballgewinnen schnell nach vorne. Die Schweiz hat bestimmt gute Chancen. Aber zu denken, der Viertelfinal sei eine Formsache, wäre völlig verfehlt.

Und vor allem muss die Equipe von Vladimir Petkovic ihre Fehleranzahl drastisch reduzieren. Sonst wird es wieder nichts mit dem Traum vom Viertelfinal. Wie schon 2014 gegen Argentinien und 2016 gegen Polen.

Costa Rica gleicht zum 1:1 aus.Video: streamable

Zwei Spieler werden der Schweiz im Achtelfinal fehlen. Captain Stephan Lichtsteiner und Fabian Schär. Beide erhielten gegen Costa Rica eine gelbe Karte – und weil es jeweils die zweite des Turniers war, sind sie nun gesperrt.

Es liegt an den Teamkollegen, den beiden doch noch ein ganz grosses Highlight zu ermöglichen. Dann nämlich, wenn es zum Viertelfinal käme. Lichtsteiner wie Schär konnten nach dem Spiel gegen Costa Rica ihre Enttäuschung kaum verbergen. Ihr Fehlen ist ein erheblicher Verlust.

Und plötzlich viel Unterhaltung

Als es niemand mehr erwartete, wurde das Spiel gestern plötzlich noch ziemlich hektisch und unterhaltsam. Josip Drmic traf in der 88. Minute gekonnt zum 2:1. Danach machten die Schweizer ihre erste Erfahrung an dieser WM mit dem Video-Schiedsrichter. Dieser nahm einen Penalty für Costa Rica zurück, weil der Aktion eine Abseitsposition vorausgegangen war.

Doch nur wenige Momente später kam es doch noch zum Elfmeter – und zum etwas abenteuerlichen 2:2. Bryan Ruiz traf die Latte, der Ball prallte Yann Sommer an den Kopf und ins Tor. Sommer hatte dafür ein Lächeln übrig. Die Entscheidung, ob die Schweiz weiterkommen würde, war längst gefallen, weil Brasilien gegen Serbien auf der Siegerstrasse war.

Der strittige Penalty-Entscheid und der unglückliche Treffer zum 2:2.Video: streamable

Eines der Schweizer Markenzeichen an dieser WM ist kein schmeichelhaftes – der schwache Start. Spieler und Trainer können offensichtlich noch so sehr darüber reden und Besserung versprechen, die Unkonzentriertheiten zu Beginn bleiben. Gestern kippten diese phasenweise in Überheblichkeit. Wie die Schweizer gegen Costa Rica um ein frühes Gegentor herumkamen, wussten sie wohl selbst nicht.

Es blieb ein Rätsel. Wobei einer natürlich nicht vergessen gehen darf: Torhüter Sommer. Wie er in diesen Minuten immer wieder durch die Luft flog, war herausragend. Weltklasse gar. Gleich vier Mal rettete er in höchster Not. Es ist eigentlich kaum vorstellbar, dass die Schweizer im Achtelfinal mit einem ähnlichen Start abermals ungestraft davonkommen würden.

Tor wird Dzemaili gut tun

Mit der ersten echten Chance ging die Schweiz dann sogar in Führung. Blerim Dzemaili drosch in der 37. Minute den Ball aus wenigen Metern und nach schöner Vorarbeit von Lichtsteiner und Embolo ins Netz. Dieses Tor wird ihm guttun. Gegen Serbien vergab Dzemaili mehrere gute Chancen. Nun zeigte er sich etwas verbessert. Dzemaili war es auch, der das 2:1-Siegtor einleitete.

Drmic trifft zum 2:1.Video: streamable

Nach der Pause fiel das Tor für Costa Rica doch noch. Nach einem Eckball köpfelte Waston ein. Der Aktion war ein kurzes Stossen des Torschützen an Akanji vorangegangen. Ganz ähnlich also, wie Zuber gegen Brasilien den Schweizer Treffer markierte.

Es folgten Momente des Abwartens. Petkovic konnte Patron Valon Behrami nach 60 Minuten zur Schonung auswechseln. Das Zittern brach bei den Schweizern nie aus. Aber auch spät sah einiges zu leger aus. Doch vielleicht kommt der Denkzettel ja zur rechten Zeit. (aargauerzeitung.ch)

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9 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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N. Y. P. D.
28.06.2018 06:45registriert Oktober 2015
Die Schweden können eine grosse Herausforderung sein.
(text)

Dieser Satz gefällt mir gar nicht.

Aber dieser Satz ist bezeichnend. Wir alle nehmen doch die Schweden gar nicht ernst. Wir alle denken bereits an das Viertelfinale.

Los, aufwachen bitte ! Was wir gestern gesehen haben, reicht hinten und vorne nicht gegen die Schweden. Es war kacke, was wir auf dem Feld geboten haben.
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manhunt
28.06.2018 08:32registriert April 2014
so wie sich unsere traumtänzer gestern des öffteren vorführen liessen, ist gegen schweden nur ein bestehen möglich, wenn die manschaft ihren besten fussball spielt. die leistung im letzten spiel war, gelinde gesagt, jämmerlich.
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