Die Nati braucht einen neuen Trainer – das sind die Kandidaten für die Petkovic-Nachfolge
Wer wird Nachfolger von Vladimir Petkovic als Schweizer Nati-Trainer? Das ist momentan die grosse Frage – und gleichzeitig eine, die der SFV möglichst schnell beantworten muss. Denn die Zeit drängt: In weniger als fünf Wochen kommt das Nationalteam bereits das nächste Mal zusammen, denn schon Anfang September stehen die wegweisenden Spiele in der Qualifikation für die WM 2022 in Katar gegen Europameister Italien (5. September) und Nordirland (8. September) auf dem Programm.
Urs Fischer
Seit drei Jahren steht der 55-jährige Zürcher an der Seitenlinie von Union Berlin. Er tut das mit derart grossem Erfolg, dass er bei einigen Klubs Begehrlichkeiten weckt. Trotzdem verlängerte Fischer seinen Vertrag bei Union vorzeitig bis 2023. Der SFV wird gleichwohl alles unternehmen, um Fischer vom Nati-Engagement zu überzeugen. Die Befürchtung ist trotzdem: Der Zeitpunkt stimmt nicht.
René Weiler
Der Mann der unkonventionellen Entscheidungen. Arbeitet mal mit grossem Erfolg in Belgien, dann wieder ohne Erfolg in Luzern. Zuletzt in Ägypten tätig, diesmal wieder in beeindruckender Manier. Leidet ein wenig darunter, dass er an vielen Orten als «Mister Selbstvertrauen» abgestempelt ist. Der 47-jährige Weiler wäre eine mutige Wahl – aber Mut wird häufig auch belohnt.
Marcel Koller
Vor sieben Jahren war er der Wunschkandidat des Verbandes als Nachfolger von Ottmar Hitzfeld. Sein Herz aber gehörte Österreich. Koller sagte ab, erfüllte seinen Kontrakt in unserem Nachbarland. Nun ist die Ausgangslage anders, der 60-Jährige wäre zwar verfügbar, aber nun ist er es, der höchstens zweite Wahl ist. Sein Fussball passt nicht optimal zur heutigen Schweizer Nati.
Mauro Lustrinelli
Der 45-Jährige hat die Schweizer U21-Auswahl erstmals seit 2011 wieder an eine EM-Endrunde geführt. Er kennt den Verband bestens und auch einige Talente der nächsten Nati-Spieler-Generation. Doch ist er reif genug, um das Team an einem Turnier zu coachen? Fragezeichen bleiben. Eine Chance verdient hätte Lustrinelli aber alleweil – sie kommt aber eher später.
Alex Frei
Der Schweizer Rekord-Torschütze verdient derzeit beim FC Wil seine Sporen ab. Er wäre eine überraschende Lösung, weil der Sprung von der Challenge-League zur Nati gross ist. Aber er ist nicht zu gross. Weil Frei ein Mann der klaren Worte und der guten Führung ist. Einer, der vorangeht und ein Team mitreisst. Vielleicht wäre auch eine Lösung mit ihm und einem erfahrenen Assistenten denkbar.
Pierluigi Tami
Eigentlich kann Tami als Nati-Direktor nicht Kandidat sein. Aber wer weiss, vielleicht kommt das Wahl-Gremium (bestehend aus SFV-Präsident Dominique Blanc, Direktor Fussballentwicklung Patrick Bruggmann, SFL-Vertreter Heinrich Schifferle und Tami selbst) ja zum Schluss, dass Tami die beste Übergangslösung ist. Zumindest kennt er das Team perfekt.
Die Geheimtipps
- Bruno Berner: Nach vier Jahren beim Challenge-Ligist Kriens wurde der 43-jährige Zürcher erst vor einer Woche zum U19-Nati-Trainer ernannt. Wie vor einem Jahr Andrea Pirlo bei Juventus könnte er gleich zum Trainer des A-Teams nachrücken.
- Murat Yakin: Der 49-fache Nationalspieler liefert bei Schaffhausen solide Arbeit ab, gilt allerdings als ziemlich stur und eigenwillig. Ob der SFV sein Temperament im Zaume halten könnte, ist fraglich.
- Martin Schmidt: Erst Ende Dezember war der 54-jährige Walliser als Sportdirektor bei Mainz 05 eingestiegen und half danach mit, den Abstieg zu verhindern. Schmidt hatte damals erklärt, dass er nicht mehr als Klub-Trainer arbeiten möchte. Der Job als Nati-Trainer würde ihn allerdings deutlich weniger beanspruchen.
- Raphael Wicky: Der Ex-FCB-Trainer, der momentan die Geschicke von MLS-Klub Chicago Fire leitet, könnte die Nati zusammen mit Schmidt übernehmen. Das steht zumindest gemäss dem «Blick» zur Diskussion. Wicky wäre der Boss, Schmidt sein Einflüsterer.
- Peter Zeidler: Der 58-jährige Deutsche liefert beim FC St.Gallen erfolgreiche Arbeit ab, doch nach drei Jahren gibt es trotz Vertrag bis 2025 auch Abnützungserscheinungen. Vor der EM führte Zeidler offenbar Gespräche mit Werder Bremen, das sich dann aber für Markus Anfang entschied.
- Fabio Celestini: Der Ex-Nationalspieler hat Luzern zuletzt zum Cupsieg geführt und steht wie Petkovic für bedingungslosen Offensivfussball. Der ehemalige Marseille-Captain spricht zudem alle drei Landessprachen.
- Alain Geiger: Der aktuelle Servette-Trainer hat einen ähnlichen Leistungsausweis wie Celestini. Mit bescheidenen Mitteln hat er die «Grenats» bis ins europäische Geschäft geführt. Auch der 112-fache Nationalspieler spricht nicht nur Französisch, sondern auch Deutsch.
- Roberto Di Matteo: Der gebürtige Schaffhauser führte Chelsea 2012 zum Champions-League-Titel, hat aber seit 2016 nicht mehr als Trainer gearbeitet. Ende des letzten Jahres erklärte er allerdings, dass er bereits sei, wenn «etwas Passendes» kommt.
- Florian Kohfeldt: Zusammen mit Julian Nagelsmann wurde der 38-Jährige vor ein paar Jahren noch zu den grössten Trainer-Talenten Deutschlands gezählt. Bei Werder Bremen wurde er im Frühling nach vier Jahren allerdings entlassen, weil er den schleichenden Niedergang, der schliesslich im Abstieg mündete, nicht verhindern konnte.
Und jetzt du?
Wen hättest du gerne als Nati-Trainer? Schreib es mit einer kurzen Begründung in die Kommentar-Spalte.
