«Danny Welbeck ist in Manchester nur gut genug für die Bank.» Im vergangenen Sommer hat sich ManU-Coach Louis van Gaal mit diesen Worten von Welbeck verabschiedet, im gestrigen Viertelfinale gegen Arsenal hat ebendieser Welbeck die Red Devils aus dem FA Cup geballert.
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— Sims Hess (@simshess) 10. März 2015
Damit hat ausgerechnet der Ex-Spieler das grosse Manchester United seiner letzten Titelchance in dieser Saison beraubt. In der Premier League liegt die Van-Gaal-Truppe zehn Spiele vor Schluss wohl nicht mehr aufholbare zehn Punkte hinter Leader Chelsea, das sogar noch ein Spiel mehr zu absolvieren hat.
Im League Cup ist ManUtd bereits vor Wochen sensationell in der zweiten Runde ausgeschieden: Gegen den Drittligisten MK Dons setzte es eine bittere 0:4-Pleite ab.
Klar darf man an dieser Stelle den ersten und bisher einzigen Titel der Engländer unter van Gaal nicht ausklammern: Im Sommer gewann Manchester das hochklassig besetzte Vorbereitungsturnier «International Champions Cup» und schlug im Finale Erzrivale Liverpool 3:1. Doch auf einen «richtigen» Titel warten die Red Devils schon eine ganze Weile.
«Ich habe von Beginn an gesagt: Wir sollten Champions sein», betonte van Gaal. Damit hat der Holländer sowas von Recht: Der englische Traditionsverein und Rekordmeister ist einer der eifrigsten Titelsammler der europäischen Topklubs, seine Fans sind sich Durststrecken überhaupt nicht gewohnt.
Zuletzt 1989, also vor über einem Vierteljahrhundert, haben die Red Devils zwei Saisons hintereinander ohne grossen Titel abgeschlossen – nur um in den Folgejahren unter Alex Ferguson an der Titelflut fast zu ersticken.
Unter van Gaal ist alles anders. Mit Ajax Amsterdam, dem FC Barcelona oder Bayern München feierte der Holländer in der Vergangenheit Erfolg um Erfolg, doch sein Erfolgsrezept scheint er nicht mit auf die Insel genommen zu haben – oder die Manchester-Spieler verstehen van Gaals Theorien einfach nicht.
Kürzlich ist dem Trainer-Titan von Berufskollege Sam Allardyce von West Ham vorgeworfen worden, er zelebriere viel zu oft den ausgedienten «Kick and rush»-Fussball und verlasse sich dabei blindlings auf den schwerfälligen Turm Marouane Fellaini in der Spitze.
Van Gaal reagierte darauf eher unkonventionell und brachte an die nächste Pressekonferenz einen Stapel Diagramme mit, mit denen er ziemlich hilflos zu erklären versuchte, dass seine Taktik keineswegs nur lange Bälle in die Spitze beinhalte. Richtig überzeugt war anschliessend wohl keiner der anwesenden Journalisten.
Zur allgemeinen Verwirrung im Team gesellt sich auch noch ein Nachlassen der individuellen Klasse: Wayne Rooney scheint nach seiner Rückversetzung ins Mittelfeld vergessen zu haben, wo das Tor steht, Robin van Persie ist ständig verletzt und wird dafür auch noch aufgezogen, und 90-Millionen-Franken-Mann Angel di Maria kann nicht an seine überragenden Leistungen bei Real Madrid anknüpfen.
Ob sich an dieses ein weiteres, drittes titelloses Jahr reihen oder Louis van Gaal die Kurve noch kriegen wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall erwarten die Fans der Red Devils düstere Zeiten.