Spaghetti mit Chorizo und Zwiebeln. Als Fabio Celestini als 19-Jähriger aus Renens zum damaligen Topteam Lausanne-Sport wechselt, gab es anderthalb Stunden vor dem Training bei Mama meistens ungesundes Essen. «Ich hatte keine Ahnung von gesunder Ernährung, mein Vater arbeitete Schicht und meine Mutter kochte halt gerne herzhaft», erzählt Celestini am Freitag.
Doch als er die Körper seiner Mitspieler und deren Leistungen im Training sah, suchte er aus eigenem Antrieb einen Ernährungsberater auf. Und dieser schüttelte nur den Kopf, als Celestini ihm erzählte, was er alles so zu sich nehme. «So wird das nichts, aber wir machen jetzt einen Essplan», lautete das Verdikt des Experten und Celestini folgte. Seit fast 30 Jahren ernährt sich der heutige FCB-Trainer gesund. «Mit der Zeit wurde es zu meinem Lifestyle, ich hatte schnell gar kein Problem damit», erklärt der Coach.
Doch so früh wie Celestini haben die aktuellen FCB-Spieler ihren Lifestyle noch nicht umgestellt. Die Ernährung ist dabei nur einer von vielen Punkten, der beim FC Basel zuletzt nicht ideal verlief. Das erkannten auch die Verantwortlichen, als sie in der Sommerpause Jose Bielsa verpflichteten, der seitdem mit den Spielern individuell an einer besseren Ernährung arbeitet.
Zuletzt gerieten vor allem die Pünktlichkeit und der Ausgang seiner Spieler in den Fokus von Celestini, der in den letzten Tagen öfter, als ihm lieb war, als Erzieher gefragt war. Die Suspendierungen von Barry und Benjamin Kololli wurden diese Woche zwar aufgehoben. Beide könnten am Samstag bei GC zurück auf den Platz kehren. Aber das Thema schwelt weiter. Celestini will die vielen Gerüchte, die es vor allem rund um die Suspendierung von Kololli gibt, nicht kommentieren. Er sagt lediglich: «Das Thema ist vorbei, ich hoffe, die Spieler haben begriffen. Wir wollen alle Erfolg haben. Aber ohne Professionalität und Disziplin ist das unmöglich.»
Auskunftsfreudiger ist Celestini, wenn es um alte Geschichten geht. Zwei Tage vor dem Spiel habe man ihn nie im Ausgang angetroffen, sagt er: «Grundsätzlich kannst du als Profi keinen Alkohol trinken und keine Party machen. Denn es geht um Kleinigkeiten. Und ohne optimale Vorbereitung kann der Körper keine Bestleistungen bringen.». Klar, auch Celestini habe sich hin und wieder ein Glas gegönnt.« Aber nie vor dem Spiel. Was nach den Spielen passiert ist: Dazu sage ich hier lieber nichts», so der Coach mit einem schelmischen Grinsen.
Das Verhalten der sieben FCB-Spieler, welche am Donnerstag vor Saisonstart in der Balz über die Stränge schlugen, kritisiert Celestini: «Das können wir uns als Profi nicht erlauben. Denn unser Körper ist unsere Arbeit.»
Mit Gesprächen versuchte der Trainer, in den Kopf seiner Spieler zu kommen. Nicht immer erfolgreich, aber unnachgiebig. «Am Ende liebe ich meine Spieler. Es ist ein bisschen wie bei meinen Kindern. Ich helfe ihnen, zu verstehen, was gut und was nicht so gut ist», sagt Celestini und er sagt auch: «Wenn sich Disziplinlosigkeiten wiederholen, bin ich kein guter Trainer.»
Die Causa Barry ist so ein Wiederholungsfall. Hier ist es Celestini, der nach eigener Aussage immer noch ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Topskorer hat, noch nicht gelungen, das Fehlverhalten des Stürmers nachhaltig zu prägen. Immer wieder soll Barry zu spät gekommen sein. Und eine Busse sei der falsche Ansatz. «Das interessiert mich nicht. Es geht um die Lebenseinstellung. Und du hast nur Erfolg, wenn du eine funktionierende Mannschaft hast. Die Spieler müssen verstehen, dass du keine gute Karriere machen kannst, wenn du nicht professionell bist.»
Celestini hat auch hier eine schöne Geschichte aus seiner Zeit als Spieler bereit. Nur einmal sei er in seiner fünf Jahren bei Getafe zu spät gekommen. Und das, obwohl er im Norden von Madrid wohnte und das Stadion im Süden der Stadt lag. Doch in diesem Fall habe der Teammanager für ihn unterschrieben, weil Celestini schon anderthalb Stunden vor dem Treffpunkt meldete, dass er aufgrund der Sperre der Hauptverkehrsachse womöglich nicht pünktlich sein werde. Raus kam das nie.
Trotz aller Disziplinprobleme ist Celestini guten Mutes, gegen GC die ersten Punkte der Saison einzufahren. «Ich hoffe auf ein Spiel wie gegen Lugano, nur mit Punkten», sagt der Trainer, der sein Team auf dem richtigen Weg sieht. «Wir waren gut, es haben Details gefehlt. Am Samstag geht es darum, dass wir da weiter und nicht wieder einen Schritt zurückmachen.»Zur Belohnung für die drei Punkte könnte es dann Spaghetti mit Chorizo und Zwiebeln geben. Denn einmal pro Woche isst auch Celestini einfach das, worauf er gerade Lust hat.