Sport
Fussball

Der steile Aufstieg von Djibril Sow ins Mittelfeld der Schweizer Nati

Djibril Sow beim Training fuer das kommende EURO-Qualifikations Spiel am Freitag gegen Georgien, aufgenommen am Dienstag, 12. November 2019 im Letzigrund in Zuerich. (KEYSTONE/Ennio Leanza)
Sow beim Training des Schweizer Nationalteams. Noch ist er nicht Stammspieler.Bild: KEYSTONE

Der steile Aufstieg von Djibril Sow erinnert an jenen von Gökhan Inler

Djibril Sow ist 22 Jahre jung – und hat schon mehr erlebt als andere Fussballer während der ganzen Karriere. Nun drängt er ins Nationalteam. Die Geschichte eines aussergewöhnlichen Wegs.
13.11.2019, 20:04
Etienne Wuillemin / CH Media
Mehr «Sport»

Die Laune ist prächtig, als das Training endet. Manuel Akanji schleicht sich neben die TV-­Kameras, spielt Journalist und fragt Djibril Sow: «Was braucht es, damit wir am Freitag Georgien schlagen?» Sow setzt eine ernste Miene auf, antwortet: «Am besten ­einfach den Akanji draussen ­lassen.» Gelächter.

Akanjis Revier
AbonnierenAbonnieren

22 Jahre jung ist er. Und doch hat er innert kürzester Zeit schon mehr erlebt als manch einer während der ganzen Karriere als Fussballer. FC Zürich, Mönchengladbach, YB – und nun Eintracht Frankfurt. Das ist die Kurzversion. Doch es lohnt sich, einen Blick auf die erstaunliche Geschichte zu werfen.

2015: Der erste Wechsel in die Bundesliga

Als 18-Jähriger wechselt Sow 2015 vom FC Zürich zu Borussia Mönchengladbach. Genau wie Nico Elvedi ist ihm der Weg zu den Profis beim FCZ versperrt. Der Durchbruch in der Bundesliga gelingt zwar nicht. Er kommt auf drei Einsätze für die Fohlen, spielt meist in der Regionalliga. Doch schon damals prophezeit ihm Manager Max Eberl im Gespräch mit dieser Zeitung einen tollen Weg.

Sow selbst sagt heute: «Ich würde auch im Rückblick genau denselben Weg wählen. Die zwei Jahre in Mönchengladbach haben mir geholfen, um zu verstehen, was es braucht, um ein guter Bundesliga-Spieler zu sein. Dazu habe ich die deutsche Mentalität aus nächster Nähe kennengelernt.»

Borussia Moenchengladbach's Djibril Sow poses for a portrait for the Bundesliga and Champions League season 2015/16 in Moenchengladbach, Germany, Friday, July 10, 2015. (AP Photo/Martin Meissner)
Jungspund Sow im Sommer 2015.Bild: AP

2017: Die Rückkehr zu YB, Sow dirigiert und trifft

2017 kehrt Sow in die Schweiz zurück. Und wird bei YB ein Schlüsselspieler auf dem Weg zum ersten Meistertitel seit 1986. Den Stempel des «Gescheiterten» aus der Bundesliga ist er schnell los. Er lenkt das YB-Mittelfeld, ist wie geschaffen für den umschaltschnellen, aber stabilen Fussball von Adi Hütter. Im Sommer folgen bereits wieder Angebote aus Deutschland und Italien. Doch Sow einigt sich mit YB-Sportchef Christoph Spycher schon früh darauf, ein weiteres Jahr zu bleiben. «Eine Karriere muss perfekt geplant sein. Man hat keine zweite», sagt er einmal.

Prachtstor: Sow gegen GC.Video: YouTube/Swisslos

In seinem zweiten YB-Jahr lernt Sow die Champions-League-Bühne kennen. Es endet erneut mit dem Meistertitel. YB-Legende Marco Wölfli adelt ihn in der YB-Meisterbeilage der «Berner Zeitung» mit den Worten: «Seine Sprüche sind selten, aber treffend. Ich denke, er wird manchmal ein wenig unterschätzt, aber das muss kein Nachteil sein. Djibi wird eine Riesenkarriere machen. Irgendwann werden wir voller Stolz sagen dürfen: Der hat mal bei YB gespielt!»

2019: Wieder Bundesliga, Eintracht Frankfurt

Nun fühlt sich Sow bereit für den nochmaligen Schritt in die Bundesliga. Trainer bei Frankfurt ist erneut Adi Hütter. «Gewiss ist es kein Nachteil, dass wir schon zusammengearbeitet haben. Und doch war es ein neues Kennenlernen. In einem Jahr passiert viel», sagt Sow. Aber noch bevor das Abenteuer beginnt, wird er gebremst. Bis Ende August fehlt er wegen eines Sehnenanrisses im Oberschenkel. Umso bemerkenswerter ist, wie mühelos er sich in den vergangenen Wochen im Team festbeisst. Mit dem Highlight des 5:1-Sieges gegen Bayern München vor 11 Tagen, wo ihm auch das erste Tor für Frankfurt gelingt. Trotzdem sagt Sow: «Ich bin noch nicht dort, wo ich sein will. Ich werde mich weiter verbessern, vor ­allem was Auftritt und Präsenz angeht.»

epa07966918 Frankfurt's Djibril Sow celebrate after scoring the 2-0 lead during the German Bundesliga soccer match between Eintracht Frankfurt and FC Bayern Munich in Frankfurt, Germany, 02 Novem ...
Sow bejubelt den ersten Pflichtspieltreffer als Frankfurter.Bild: EPA

Wer dem erst 22-Jährigen zuschaut, fühlt sich manchmal an den langjährigen Schweizer Captain Gökhan Inler erinnert. Seine Bewegungen, die vielen Ballberührungen, die klugen, kurzen Zuspiele, dazu der aufrechte Blick. Noch ist Sow nicht Stammspieler des Nationalteams. Doch es wird nur eine Frage der Zeit sein, bis sich das ändert.

Ein Mittelfeld mit Granit Xhaka, Denis Zakaria und Sow – es könnte auf Jahre hinaus das Gerüst des Nationalteams sein.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Rekordspieler der Schweizer Nati
1 / 26
Die Rekordspieler der Schweizer Nati
1905 trug die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft ihr erstes Spiel aus. Diese Akteure liefen 75 Mal oder öfter für die Schweiz auf.
quelle: keystone / laurent gillieron
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Die einen lieben das Gemüse, die anderen hassen es
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
14 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Pat the Rat (das Original)
13.11.2019 20:39registriert Februar 2017
Ich bin stolz darauf, dass "mein" YB dazu beitragen konnte, den "gescheiterten" Djibril zu dem guten Sow von Heute zu entwickeln.

Ich glaube auch, dass sein Weg noch nicht zu Ende ist und wir noch viel Freude an Ihm als Nationalspieler haben werden!

Go for it Djibril, I believe in you!
9615
Melden
Zum Kommentar
avatar
darkshadow
13.11.2019 20:16registriert März 2017
Viel Erfolg wünsche ich Ihm!
690
Melden
Zum Kommentar
avatar
Bill Dung
13.11.2019 21:01registriert Juni 2017
Der weg von Elvedi zu den Profis beim FCZ ist versperrt? Euer Ernst? Er hat mit 18 Jahren 18 Spiele in einer Saison in der Nati A für den FCZ gemacht. Es hat einfach das Ausland gelockt, aber Spielpraxis hat er bekommen. Sow wollte einfach zu früh zu viel, deshalb musste er auch nochmals in die Schweiz um einen neuen Anlauf zu nehmen.
587
Melden
Zum Kommentar
14
Der «Fall Bichsel» ist ein Hockey-Skandal – ist Lars Weibel noch tragbar?
Verbands-Sportdirektor Lars Weibel und Nationaltrainer Patrick Fischer haben Lian Bichsel (19) bis und mit der Heim-WM 2026 aus dem Nationalteam ausgeschlossen. Bleibt das so, ist Lars Weibel nicht mehr tragbar. Nach diesem Skandal darf Verbandspräsident Stefan Schärer nicht zur Tagesordnung übergehen. Eine Polemik.

Wenn wir diesen Fall behandeln, müssen wir der Frage nachgehen: Wer ist Lian Bichsel? Ein paar Hosentelefongespräche in drei Länder und in zwei Sprachen fördern ein erstaunliches Bild zutage: Der «Fall Bichsel» ist ein Skandal. Punkt.

Zur Story