Fulminante Tage für Lennart Karl (17) – beim Bayern-Juwel geraten alle ins Schwärmen
Eine solch fulminante Woche hatte wohl noch kaum ein 17-jähriger Fussballer: Am Mittwoch kam Lennart Karl zu seinem Startelf-Debüt in der Champions League und erzielte nach nicht einmal fünf Minuten seinen ersten Treffer in der Königsklasse. Damit legte er den Grundstein für den 4:0-Sieg von Bayern München gegen Brügge und wurde später zum besten Spieler des Spiels gekürt. «Das ist nicht normal», schwärmte Trainer Vincent Kompany danach.
Gleichzeitig wollte der 39-jährige Belgier die Euphorie aber auch etwas bremsen: «Ich bin kein Fan von einem Hype, den er jetzt bekommen wird. Ich bin Fan von Ausbildung und Ruhe.» Vielleicht auch deshalb, beorderte er Karl im Bundesliga-Spiel vom heutigen Samstag bei Borussia Mönchengladbach wieder zurück auf die Bank. Der Plan, den Hype nicht weiter anzufeuern, ging aber nicht ganz auf.
Denn nach seiner Einwechslung ging es erneut nur rund fünf Minuten, bis sich Lennart Karl mit dem Treffer zum 3:0-Endstand in die Torschützenliste eintrug. Und wie schon in der Champions League tat er dies mit einem tollen Distanzschuss. «Das ist ein wunderschönes Tor», lobte Didi Hamann bei Sky und fügte an: «Mit seiner Technik macht er von zehn Schüssen acht rein.» Wenige Tage nach der Premiere im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb liess der Offensivspieler also auch noch sein erstes Bundesliga-Tor folgen.
F*ck I'm Lennart Karl 😱🤯🎩
— 𝕯𝖎𝖊 𝕽𝖔𝖙𝖊𝖓🤟 (@FCBRebel01) October 25, 2025
And this team work 🥶 pic.twitter.com/XxvDWfpJTh
In München kommen sie aktuell wenig überraschend gar nicht aus dem Schwärmen von ihrem neuen Juwel. Schon nach dem Auftritt in der Champions League sprach Sportdirektor Christoph Freund von einer «wirklich verrückten Story», zeigte sich aber nicht überrascht. «Man sieht es jeden Tag im Training. Der zockt mit, ist einfach ein richtig guter Fussballer und hat einen überragenden Abschluss», so Freund. Schon vor dem Spiel habe er mit dem Trainerteam gesprochen und das Gefühl gehabt: «Der Lenny wird heute sein erstes Tor schiessen. Weil er im Training auch immer wieder so gut abschliesst.»
Karl fehle es zudem nicht an einer gesunden Portion Selbstvertrauen, wie Teamkollege Aleksandar Pavlovic nach dessen tollem Treffer gegen Brügge berichtete: «Wenn man es auf Deutsch sagt: Er hat einfach die Eier dazu. Es freut mich sehr für ihn.» Captain Kimmich lobte nach dem Bundesliga-Sieg in Gladbach bei Sky: «Er hat auf jeden Fall aussergewöhnliche Fähigkeiten. Das Wichtigste ist für mich sein Mut, den er mitbringt. Er kommt rein, er möchte was zeigen. Dass er dann die Qualität im Dribbling und im Abschluss hat, ist klar.»
Auch wenn man dem Jungstar selbst zuhört, merkt man, dass es ihm an Überzeugung nicht mangelt: «Sehr guter erster Kontakt, der Schuss war perfekt», sagte Karl über den Moment, der ihn zum jüngsten deutschen Torschützen in der Champions League machte.
«Rotzfrech und bodenständig zugleich», schreibt das Fachmagazin Kicker über den 17-jährigen Karl und begründet dies mit dessen Auftritt am Mikrofon nach dem Champions-League-Sieg. Dort sage er «sehr erwachsene Sachen wie ‹weiter hart arbeiten›», aber macht eben auch Ansagen wie: «Ich weiss nicht, ob ich jetzt Angst haben soll vor den Gegenspielern. Ich brauche keine Angst zu haben vor den Gegenspielern. Deswegen ziehe ich einfach mein Ding durch.»
Schon in der Jugend zeigte der im bayrischen Unterfranken geborene Karl seine enorme Torgefahr. In 18 Spielen für Bayerns U17 erzielte er 27 Treffer und elf Vorlagen, für die U19 war er in neun Partien siebenmal erfolgreich. Zudem brillierte er für Deutschlands U17-Nationalteam in 13 Spielen ebenfalls mit sieben Toren und sechs Assists. Aufgrund seines überragenden Starts bei den Profis wird er gar bereits zum Thema für Julian Nagelsmanns A-Nationalmannschaft und die WM im nächsten Sommer.
Davor, dass sein junger Teamkollege nun abheben werde, hat Weltklasse-Stürmer Harry Kane keine. «Er arbeitet unter einem grossartigen Trainer, der ihn auf dem Boden halten wird», so der 32-Jährige, der Karl «viele gute Eigenschaften, um ein Topspieler zu werden» zuschreibt.
Kompany weiss aus eigener Erfahrung genau, wie mit einem aufstrebenden Star umzugehen ist. Als er am Mittwochabend bei DAZN gefragt wurde, was er mit 17 gemacht habe und ob er schon so gut wie Karl war, antwortete der frühere Anderlecht-, HSV- und ManCity-Verteidiger trocken: «Champions League und Nationalmannschaft. Stammspieler.» Für den Trainer gehe es nun darum, dass Karl Jahr für Jahr besser werde – und sich in Ruhe entwickeln könne. «Ich möchte einfach, dass er ohne Druck diesen Moment geniesst», so Bayerns Meistertrainer der Vorsaison.
Angst, dass ihr neuestes Eigengewächs nun verheizt wird, müssen sich die Bayern-Verantwortlichen und -Fans also keine machen. Schliesslich weiss ja auch Lennart Karl selbst, was nun zu tun ist: «Weiter hart arbeiten.»
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