Bayern München verliert nach 19 ungeschlagenen Champions-League-Spielen in Serie (davon 18 Siege) im Viertelfinal-Hinspiel gegen Paris St-Germain zu Hause mit 2:3 und wird im heftigen Schneetreiben in der Allianz Arena das Opfer des eigenen Chancenwuchers.
2019 - Bayern Munich have lost a Champions League match for the first time since March 2019 against Liverpool (W18 D1); their last four defeats in the competition have come under four different managers (Carlo Ancelotti, Josef Heynckes, Niko Kovac and Hansi Flick). Conquered. pic.twitter.com/tb7YUpn3PA
— OptaJoe (@OptaJoe) April 7, 2021
Die Zahlen nach dem Schlusspfiff muteten fast schon grotesk an: Bei 63 Prozent Ballbesitz und einem Eckball-Verhältnis von 15:1 hatten die Bayern am Ende sagenhafte 31 Abschlüsse auf ihrem Konto. Allerdings liess die Qualität etwas zu wünschen übrig – nur 12 Schüsse fanden auch den Weg aufs PSG-Tor. Zehn davon entschärfte der wieder einmal blendend aufgelegte Torhüter Keylor Navas.
Die Bayern müssen sich aber auch an der eigenen Nase nehmen, versiebten sie doch gleich mehrere hochkarätige Chancen. In der 2. Minute traf Lewandowski-Ersatz Eric Maxim Choupo-Moting nur die Latte, später sündigten auch Leon Goretzka (19.) und David Alaba (86.) im Abschluss. Nach «Expected Goals» hätten die Bayern das Spiel nicht 2:3 verlieren, sondern mit 4,2 zu 1,4 gewinnen sollen.
10 - Joshua Kimmich created 10 chances against PSG, the most by a player in a single UEFA Champions League match at the quarter-final stage or later since Mesut Özil for Real Madrid v Tottenham in April 2011 (12). Supply. pic.twitter.com/FfDlGg6O4k
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Dass die Bayern am Ende trotz grossem Chancenplus den Kürzeren zogen, lag vor allem an der PSG-Offensive und ihrer beeindruckenden Effizienz – drei von sechs Abschlüssen fanden den Weg ins Tor. Gnadenlos deckten Kylian Mbappé und Neymar mit ihrem Tempo die Schwächen der Bayern-Abwehr immer wieder auf. Beim 0:1 durch Mbappé lief zunächst David Alaba ins Nichts und entblösste so Niklas Süle als letzten Mann. Beim 0:2 pennte dann Süle, der nach einem in die Mitte geklärten Kopfball nur sehr behäbig hinten rausrückte. Beim 2:3 war es der eingewechselte Jérôme Boateng, der im Eins-gegen-eins mit Mbappé chancenlos war.
«Alle drei Tore waren zu verhindern, deswegen tut es uns umso mehr weh», erklärte Hansi Flick nach dem Spiel. Für Mbappé war das 3:2-Siegtor bereits der achte Champions-League-Treffer in dieser Saison, womit er hinter Erling Haaland (10) auf Rang 2 der Torschützenliste liegt. Sein kongenialer Partner Neymar dagegen ist mittlerweile in sechs Spielen gegen Bayern nun schon an sieben Toren beteiligt (vier Treffer, drei Assists). Auch keine schlechte Bilanz.
Neymar: 2 chances created, 2 assists
— Squawka Football (@Squawka) April 7, 2021
Kylian Mbappé: 2 shots, 2 goals
Clinical stuff from PSG's main men. #UCL pic.twitter.com/ilFyWLBZQ2
Einen grossen Vorwurf kann man Eric Maxim Choupo-Moting sicher nicht machen. Der 32-jährige Kameruner hatte die schwierige Aufgabe, den verletzungsbedingten Ausfall von Weltfussballer Robert Lewandowski wettzumachen. Der ehemalige PSG-Stürmer machte seine Sache ordentlich: Neben seinem sehenswerten Kopfball-Treffer zum zwischenzeitlichen 1:2 in der 38. Minute schoss er vier weitere Male aufs PSG-Tor und bewies des Öfteren, dass er vor allem bei hohen Bällen in den Strafraum für Gefahr sorgen kann.
Immer wieder fehlte allerdings die Bindung zum Spiel, weil seine Laufwege nun mal nicht so fein auf den Bayern-Spielstil abgestimmt sind wie bei Lewandowski. Daran müssen die Bayern dringend arbeiten. Denn wie Lewandowski gestern gegenüber «Sky» bestätigte, wird er wegen seiner Bänderdehnung im Knie auch das Rückspiel in einer Woche in Paris verpassen.
No exaggeration, but if Lewandowski was fit, this would be 16-2. #UCL #UCLfixtures #BAYPAR pic.twitter.com/TLHgkKJwWT
— i_am_joshie (@josh2fun) April 7, 2021
Personell wird es für die Bayern auch sonst langsam eng. Leon Goretzka und Niklas Süle mussten gestern schon vor der Pause mit Muskelverletzungen vom Feld. Und mit Serge Gnabry, Douglas Costa sowie Corentin Tolisso fallen drei weitere Stammkräfte auch im Rückspiel definitiv aus.
Es war dank der Aussenmikrofone im leeren Stadion nicht zu überhören: «Wir spielen seit fünf Minuten mit einem Mann weniger», schrie Joshua Kimmich in der 33. Minute in Richtung der eigenen Bank. Der Grund: Dem Bayern-Antreiber dauerte es viel zu lange, bis sein verletzter Mittelfeld-Kollege Leon Goretzka endlich vom Platz gehen konnte.
Kimmichs Ärger war durchaus verständlich. Trainer Flick beorderte zunächst Jérôme Boateng zum Warmmachen, weil es in der Allianz Arena für eine Spontan-Einwechslung zu kalt war. Wenig später zog sich Boateng aber wieder an, weil sich Flick umentschied und schliesslich Alphonso Davies brachte.
Nach dem Schlusspfiff erklärte Flick die späte Goretzka-Auswechslung so: «Es ist nicht spät reagiert worden. Es geht darum, dass man sich auch warmmachen muss. Wir wollten erst Jérôme reinbringen, haben uns dann für Alphonso Davies entschieden. Alphonso war relativ schnell dann auch bereit, deswegen haben wir den Wechsel ein bisschen schneller über die Bühne bekommen. Es war eine Überlegung, noch mal Geschwindigkeit auf dem Flügel zu haben. Das war positiv für uns.»
Trotz der 2:3-Niederlage und der vielen Ausfälle geben sich die Bayern-Verantwortlichen mit Blick auf das Rückspiel kämpferisch – ja fast schon gelassen. Dabei müssen die Bayern am nächsten Dienstag in Paris wohl mit zwei Toren Unterschied gewinnen ...
So many chances but only two @FCBayern goals! 😠
— Thomas Müller (@esmuellert_) April 7, 2021
Next Tuesday @ChampionsLeague - we have to score more goals!! ⚽️⚽️
PACK MAS!! #UCL #FCBayern #FCBPSG #esmuellert #MiaSanMia #NeverGiveUp pic.twitter.com/URtkztPiFi
Schneller erzählt ist die Geschichte des zweiten Viertelfinal-Hinspiels des gestrigen Abends. Chelsea hat mit einem 2:0-Sieg beim FC Porto Kurs auf das Halbfinale genommen. Zwar zeigten die «Blues» spielerisch keine berauschende Leistung, immer wieder wurden sie vom hohen Pressing der Portugiesen in Bedrängnis gebracht.
Türöffner für den Auswärtssieg für Chelsea war das 1:0 in der 32. Minute: Porto-Verteidiger Zaidu Sanusi grätschte an einem Jorginho-Pass in die Tiefe vorbei, wodurch Mason Mount zum nötigen Raum kam und schliesslich eiskalt ins lange Eck abschloss. Porto versuchte in der Folge alles, doch in der 85. Minute versprang Jesus Corona der Ball und Ben Chilwell machte sich zum entscheidenden 2:0 auf.
Porto war vor allem in der ersten Halbzeit die klar bessere Mannschaft, was auch das Schussverhältnis von 8:1 deutlich aufzeigte. Letztendlich sorgte aber die brutale Effizienz der Londoner für den Unterschied.