Noch nicht mal eine Minute ist im Spitzenspiel zwischen Frankreich und der Niederlande gespielt, als ein erstes Raunen durchs Stadion geht. Kurz nach dem Anstoss schickt Xavi Simons auf der rechten Aussenbahn Jeremy Frimpong. Der Leverkusen-Aussenläufer macht alles richtig, dringt in den Strafraum und schliesst ab – findet aber im glänzend reagierenden Frankreich-Goalie Mike Maignan seinen Meister.
Es sollte eine Szene sein, die sinnbildlich für das ganze Spiel sein sollte: Die beiden Mitfavoriten auf den Titel lieferten sich ein über weite Strecken intensives Duell mit Chancen auf beiden Seiten. Am Ende hielten die beiden starken Torhüter aber alles – so blieb es doch beim 0:0, das erste überhaupt an der EM in Deutschland.
Nach dem Startfurioso der Niederländer, das rund zehn Minuten dauert, war es vor allem Frankreich, das dem Spiel den Stempel aufdrückte. Das Team von DIdier Deschamps zeigte sich darum bemüht, die Partie mit mehr Ballbesitz unter Kontrolle zu kriegen. Gleichzeitig schafften es die Bleus, immer häufiger Chancen zu kreieren. In Abwesenheit von Superstar Kylian Mbappé – er wurde nach seinem Nasenbeinbruch geschont – war es in erster Linie Antoine Griezmann, welcher bei Frankreich für Gefahr sorgte. In der 15. Minute verpasste der Stürmer einen guten Pass von Adrien Rabiot, nur eine Minute später zimmerte er den Ball über das Tor der Niederländer.
Auch der Oranje gelang es jedoch immer wieder, Nadelstiche zu setzen. Vor allem Mittelfeldspieler Xavi Simons stellte die französische Defensive regelmässig vor Probleme. Vor dem Tor offenbarten die Niederländer jedoch Schwächen: In der ersten Halbzeit schafften es die beiden Stürmer Memphis Depay und Cody Gakpo nicht, Mike Maignan in Frankreichs Tor grössere Schwierigkeiten zu bereiten.
Nach einer unterhaltsamen ersten Halbzeit flachte das Spiel nach der Pause etwas ab. Nach einer Stunde waren es wieder die Franzosen, welche das Tempo anzogen. Einmal mehr war es Antoine Griezmann, der zur besten Chance für sein Team kam, aber am hervorragenden Niederlande-Keeper Bart Verbruggen scheiterte.
Ausgerechnet in der Phase, als Frankreichs Führung in der Luft zu liegen schien, jubelten dann aber plötzlich die Niederländer. Nach einem Abschluss von Depay aus kurzer Distanz konnte Mike Maignan nur nach vorne abprallen lassen, wo der angerauschte Simons den Ball in die Maschen zimmerte. Die Niederländer setzten bereits zum Jubeln an, als der Linienrichter die Fahne hob und so die orange Party abrupt stoppte: Beim Schuss von Simons stand Denzel Dumfries im Abseits – der Aussenläufer berührte den Ball nicht, störte Frankreichs Keeper aber wohl entscheidend.
Das vermeintliche 1:0 für die Niederlande sollte der letzte Aufreger der Partie bleiben. Beide Teams schienen sich in den Schlussminuten mit dem einen Punkt zufriedenzugeben – im Wissen, dass dieser zum Erreichen des eigenen Zieles reicht. Die Franzosen sichern sich mit dem Remis vorzeitig den Achtelfinaleinzug, die Niederländer verteidigen die Führung in der Gruppe D. Das Ergebnis hat auch Auswirkungen für Polen, das den vierten Platz nun nicht mehr verlassen kann und damit als erstes Land an dieser EM definitiv ausgeschieden ist.
Niederlande - Frankreich 0:0
Leipzig. 38'531 Zuschauer. SR Taylor.
Niederlande: Verbruggen; Dumfries, De Vrij, Van Dijk, Aké; Schouten (73. Veerman), Simons (73. Wijnaldum), Reijnders; Frimpong (73. Geertruida), Depay (79. Weghorst), Gakpo.
Frankreich: Maignan; Koundé, Upamecano, Saliba, Théo Hernandez; Tchouameni, Kanté, Rabiot; Dembélé (75. Coman), Thuram (75. Giroud), Griezmann.
Bemerkungen: 69. Tor von Simons nicht anerkannt (Offside).
Verwarnungen: 32. Schouten. (sda)