Es liegt nur ein halbes Jahr zurück und scheint doch eine halbe Ewigkeit her: Als der FC Luzern am 24. Mai Cupsieger wurde, hatten sie in der Innerschweiz eine Vision. Sie wollten die Nummer 3 der Schweiz werden. Oder: Hinter dem Spitzenduo Young Boys und FC Basel die Besten vom Rest.
Fabio Celestini ist per sofort nicht mehr Trainer des FCL. Bis zum Ende der Vorrunde übernimmt U-21 Trainer Sandro Chieffo interimistisch den Posten des Cheftrainers. https://t.co/iLT5wjQQ3e#FCL #nomeLozärn #seit1901fürimmer
— FC Luzern (@FCL_1901) November 22, 2021
Diese Zielsetzung schien sogar realistisch. Die Atmosphäre rund um die Swissporarena war endlich ruhig und positiv, die Mannschaft seriös zusammengestellt – und der Trainer: der Mann der Stunde im Schweizer Markt. Noch im gleichen Sommer nämlich wurde der 46-jährige Fabio Celestini als neuer Trainer der Young Boys oder der Nationalmannschaft gehandelt.
Doch dann stolperte der FC Luzern in die neue Saison hinein. Im Startspiel gegen Meister YB verspielte er in der letzten halben Stunde einen 3:1-Vorteil und verlor durch ein Gegentor in der Nachspielzeit 3:4. Von diesem Schock erholten sich Team und Trainer nicht mehr. Neun weitere Spiele blieb Luzern ohne Sieg.
Statt die Nummer 3 war man wahlweise Achter, Neunter oder Zehnter. Jedenfalls immer in den Abstiegskampf verwickelt. Zunächst konnten die negativen Resultate mit den gewohnten Luzerner Startschwierigkeiten erklärt werden, später mit einer Vielzahl von Verletzten und ab und an auch mit fehlendem Spielglück.
Doch nach dem 1:3 in Lugano am Sonntag und dem erneuten Abrutschen ans Tabellenende sagte Präsident Stefan Wolf: «Wenn man zu wenig Punkte hat und die Leistungen über so lange Zeit nicht stimmen, ist der Trainer auch ein Thema.» Spätestens jetzt hatte sich die Schlinge um den Hals von Celestini zusammengezogen; die Entlassung war nur noch eine Frage der Zeit.
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Celestini, der nur einen einzigen Match gewann in dieser Super-League-Saison, hatte sich diese Schlinge Tage zuvor selber umgelegt. In einem Interview mit der «Luzerner Zeitung» wagte er den Frontalangriff auf seine Vorgesetzten. «Remo Meyer (Sportchef, Red.) kann machen, was er will. Stefan Wolf (Präsident) kann machen, was er will. Mich interessieren nur meine Spieler, meine Mannschaft.»
Präsident Stefan Wolf begründet die Trennung deshalb wiefolgt: «Die in den letzten Tagen getätigten Äusserungen von Fabio Celestini zeigten, dass er sich nicht mehr mit dem Klub und seinen Mitarbeitenden identifizieren kann. Die Entscheidungsgremien des Klubs – Aktionäre, Verwaltungsrat und sportliche Leitung – missbilligen diese nicht loyalen, öffentlichen Äusserungen des bisherigen Cheftrainers und lesen sie als Treuebruch. Auch unser Vertrauen ist deshalb nicht mehr vorhanden, dass wir mit Fabio Celestini das Ruder herumreissen würden. Deshalb haben wir diesen Schritt jetzt vollzogen.»
Knapp zwei Jahre war Celestini nun in Luzern. Und es war ähnlich wie in Lausanne und Lugano zuvor. Er startete gut und stürzte dann ab. In Lausanne stieg er auf, schaffte den Ligaerhalt und wurde im dritten Jahr kurz vor dem Abstieg entlassen. In Lugano führte er sein Team in die Europa League und musste wenige Monate später gehen. Zum dritten Mal in Folge war für Celestini der Weg vom Hero zum Zero ein kurzer. Sechs Monate nach dem Cupsieg ist er auch in Luzern am Ende angekommen. Bis zur Winterpause übernimmt der bisherige U21-Coach Sandro Chieffo die Verantwortung für das Super-League-Team. (pre/sda)