Zu viel passte beim ersten Schweizer Auftritt in der neuen Nations-League-Kampagne nicht zusammen. Bei der 1:2-Auswärtsniederlage in Prag gegen Tschechien stimmte vor allem die Abstimmung in der Verteidigung überhaupt nicht. Die Nati-Akteure wirkten mit dem aggressiven Pressing der Tschechen überfordert. Und wenn die Schweizer dann zu Chancen kamen, vergaben sie diese meist kläglich – die Ausnahme war Noah Okafor beim 1:1-Ausgleich, der kurz vor der Pause etwas aus dem Nichts kam.
Umso überraschender fiel die Analyse von Nationaltrainer Murat Yakin beim Schweizer Fernsehen aus. Angesprochen auf die verschlafene Startphase, sagte der 47-Jährige: «Da liegt die Analyse nicht ganz richtig. Wir sind in beide Halbzeiten gut gestartet. Vor den Gegentoren haben wir gute Torchancen, die wir leider nicht nutzen können.»
Auch von schlechter Abstimmung bei den Gegentoren wollte Yakin nichts wissen: «Das waren zwei Zufallsprodukte, das kann passieren.» Der Ball sei zweimal einfach länger und länger geworden.
Dieser beschönigende Ton zieht sich durch das ganze Interview. Der Nati-Trainer betont mehrfach, dass das Spiel ganz anders ausgesehen hätte, wenn die Schweiz in Führung gegangen wäre und sieht als Grund, dass dies nicht passiert ist, einzig die Performance des tschechischen Goalies Tomas Vaclik. Yakins Fazit: «Die Mannschaft hat heute den Fussball gezeigt, den wir uns vorgenommen haben.»
Dass Murat Yakin seiner Mannschaft den Rücken stärkt, ist verständlich. Schliesslich steht am Sonntag bereits das nächste Nations-League-Duell gegen Portugal an, da kann er keine demoralisierten Spieler brauchen. Doch zwischen Rücken stärken und Schönreden liegt ein schmaler Grat. (abu)