Die Young Boys sind zum 14. Mal Schweizer Meister. Die Berner machten damit den Titel-Hattrick perfekt. «Wir verteidigten den Titel praktisch mit einer ganz neuen Mannschaft, dazu kam der Corona-Unterbruch mit all den Unsicherheiten, die weit über den Fussball hinaus reichen», betonte YB-Trainer Gerardo Seoane. «Dabei immer fokussiert zu bleiben, war die grösste Herausforderung in dieser Saison.»
Die Berner traten am heissesten Tag des Jahres von Beginn an sehr fokussiert und physisch präsent auf und wurden dafür schnell belohnt. Christopher Martins traf in der 14. Minute aus spitzem Winkel, wobei Sions Keeper Kevin Fickentscher keine gute Figur machte.
Auch danach waren die Gäste besser. Sie kontrollierten das Geschehen, verpassten es aber, die Partie frühzeitig zu entscheiden. Jean-Pierre Nsame traf in der 38. Minute das leere Tor nicht, mit dem 31. Treffer hätte der Kameruner den Super-League-Rekord von Seydou Doumbia übertroffen. Michel Aebischer scheiterte an Fickentscher (80.). Sion war zwar gewillt, zeigte sich aber wie so oft in dieser Saison im Angriff harmlos.
«Eine Last fällt ab, Genugtuung und Stolz kommt hoch», schilderte Captain Fabian Lustenberger. «Der Meistertitel ist nach dem grossen Umbruch keine Selbstverständlichkeit, es stand ja fast eine komplett neue Mannschaft auf dem Platz. Auch die Corona-Zeit war keine leichte. YB hatte vielleicht nicht die gleiche Souveränität wie in den letzten beiden Saisons, aber was zählt, ist der Titel.»
Dank dem fünften Berner Sieg in Folge platzte die Finalissima in der letzten Runde. Am Montag empfängt der alte und neue Meister mit St.Gallen das Überraschungsteam der Saison. Sion droht der Gang in die Barrage. Es muss am Montag in Genf gegen Servette mehr Punkte holen als Thun beim FC Zürich, will es sich den Klassenerhalt auf direktem Weg sichern.
Sion - Young Boys 0:1 (0:1)
1000 Zuschauer. - SR Tschudi.
Tor: 14. Martins (Ngamaleu) 0:1.
Sion: Fickentscher; Maçeiras, Bamert, Ndoye, Lenjani (70. Abdellaoui); Zock (70. Khasa); Kasami, Baltazar (83. Toma), Grgic, Itaitinga (79. Luan); Uldrikis.
Young Boys: Von Ballmoos; Janko, Camara, Lustenberger, Lefort; Fassnacht (91. Garcia), Aebischer (81. Zesiger), Martins, Moumi Ngamaleu (81. Spielmann); Elia (62. Sierro), Nsame (91. Gaudino).
Bemerkungen: Sion ohne Raphael und Cavaré, Young Boys ohne Hoarau, Lauper und Petignat (alle verletzt). Verwarnungen: 40 Zock (Foul). 44. Martins (Foul). 59. Camara (Foul). 91. Von Ballmoos (Unsportlichkeit).
Der FC St. Gallen beendet eine überragende Saison im 2. Rang. Im letzten Heimspiel der Saison überfuhren die Ostschweizer den Absteiger Neuchâtel Xamax dank Cedric Itten mit 6:0. «Wir wussten, dass noch eine Chance da war, deshalb wollten wir Vollgas gehen und das ist uns auch gelungen», sagte der Matchwinner im SRF. «YB hat ein grossartiges Team und hat sich den Titel verdient. Aber wir waren nahe dran.»
In etwas mehr als einer halben Stunde sorgten die St.Galler für die frühe Entscheidung der Partie. Der Schweizer Internationale Itten nutzte eine desolate Vorstellung der Gäste zu seinem ersten Hattrick (3./11./31.) in der höchsten Schweizer Liga, während sich der zum SC Freiburg in die Bundesliga abwandernde Ermedin Demirovic (33.) mit dem Tor zum 4:0 von den St.Galler Fans verabschieden konnte.
Die Neuenburger hinterliessen zu keinem Zeitpunkt den Eindruck, der unverdiente Absteiger in dieser speziellen Saison zu sein. Dem Tempofussball des FCSG hatte Henchoz' Team nichts entgegenzusetzen und kam selbst mit dem 0:6 noch glimpflich davon. Obschon die St.Galler im letzten Heimspiel der Saison eine Gala ablieferten, hielt sich die Freude nach Spielschluss in Grenzen. Der Grund für die gemischten Gefühle lag im 1:0-Sieg der Young Boys in Sitten, womit die Meisterschaft einen Spieltag vor Schluss zu Gunsten der Berner entschieden ist.
Trainer Peter Zeidler betonte trotzdem: «Ich bin sehr stolz auf unsere Mannschaft, wir sind Zweiter. Gratulation an YB, sie sind ein verdienter Meister. Natürlich denke ich an unser Spiel im Februar zurück, das wir eigentlich schon gewonnen haben … dann hätten wir jetzt am Montag das grosse Finale.» Damals, kurz vor der Corona-Zwangspause, trennten sich der FCSG und YB 3:3, weil ein von Espen-Goalie Zigi in der Nachspielzeit abgewehrter Penalty nach VAR-Intervention wiederholt und verwandelt wurde.
St.Gallen - Neuchâtel Xamax 6:0 (4:0)
1000 Zuschauer. - SR Fähndrich.
Tore: 3. Itten (Demirovic) 1:0. 11. Itten (Görtler) 2:0. 31. Itten (Hefti) 3:0. 33. Demirovic (Itten) 4:0. 50. Guillemenot (Görtler) 5:0. 52. Guillemenot 6:0.
St.Gallen: Zigi; Hefti, Stergiou, Fazliji, Muheim (76. Rüfli); Quintilla; Görtler (76. Kräuchi), Ruiz (62. Staubli); Guillemenot (62. Ribeiro); Itten (62. Bakayoko), Demirovic.
Neuchâtel Xamax: Walthert; Mveng, Farine (34. Neitzke), Djuric, Abanda (62. Alic); Corbaz (46. Kamber), Araz; Ramizi, Mulaj (34. Seydoux), Haile-Selassie (46. Sakho); Nuzzolo.
Bemerkungen: St.Gallen ohne Babic, Nuhu und Gonzalez (alle verletzt). Neuchâtel Xamax ohne Xhemajli, Oss (gesperrt), Djourou, Doudin, Seferi, Kouassi und Gomes (alle verletzt). Verwarnungen: 73. Görtler (Foul). 83. Mveng (Foul).
In diesem Kehrausspiel war nicht viel zu erwarten von zwei Mannschaften, die auf dem Zahnfleisch gehen und die aus ihren letzten sechs Super-League-Partien je fünfmal verloren und einmal unentschieden gespielt haben. Beim FCL musste man ohnehin ein Auge zudrücken. Mittlerweile fehlen zehn Spieler, die man sich in Fabio Celestinis Startformation vorstellen könnte.
Die beiden Tore der ersten Halbzeit überreichten sich die Mannschaften gegenseitig. Der Zürcher Innenverteidiger Nathan lenkte nach 21 Minuten eine flache Hereingabe beim nahen Pfosten ins eigene Tor ab. Gut zehn Minuten später leistete sich Simon Grether im Luzerner Aufbau einen schweren Fehler, nach dem sich Antonio Marchesano und Blaz Kramer durchspielen konnten. Der Slowene tauchte allein vor Marius Müller auf und erzielte sein neunten Meisterschaftstor der Saison. In der zweiten Hälfte hätten zunächst beide Teams mit guten Chancen in Führung gehen können. Das Siegestor schoss nach 80 Minuten der eingewechselte Lino Lang mit einem wunderbaren Schlenzer aus 18 Metern.
Luzern - Zürich 2:1 (1:1)
1000 Zuschauer. - SR Schärer.
Tore: 21. Nathan (Eigentor) 1:0. 32. Kramer (Marchesano) 1:1. 79. Lang (Schürpf) 2:1.
Luzern: Müller; Kakabadse (68. Lang), Schulz, Knezevic, Sidler; Grether, Voca (92. Zivkovic), Mistrafovic; Marleku (93. Jashari), Margiotta, Schürpf.
Zürich: Brecher; Omeragic, Nathan, Mirlind Kryeziu; Seiler (61. Kempter), Rüegg (46. Sohm), Hekuran Kryeziu (40. Domgjoni), Pa Modou (82. Koide); Marchesano; Kramer, Kololli.
Bemerkungen: Luzern ohne Bürki (gesperrt), Matos, Schwegler, Ndenge, Burch, Ndiaye, Lucas, Eleke, Males, Emini und Binous (alle verletzt). Zürich ohne Schönbächler (gesperrt), Tosin, Winter, Janjicic und Mahi (alle verletzt). Verwarnungen: 25. Pa Modou (Foul), 52. Kakabadse (Foul), 58. Schürpf (Foul), 81. Sohm (Foul). 84. Kempter (Foul), 89. Lang (Foul).
Dank einer markanten Steigerung nach der Pause siegte der FC Lugano daheim gegen ein anfänglich gut spielendes Servette 3:1. In der Zeit nach dem langen Unterbruch wegen des Coronavirus kam Servette lange nicht in die Gänge. Zuletzt jedoch scheinen die Spieler von Trainer Alain Geiger noch Schnauf zu haben. Das zeigten sie beim jüngsten 4:1-Heimsieg gegen Neuchâtel Xamax und jetzt auch eine Halbzeit beim FC Lugano, den sie anfänglich deutlich dominierten.
Die Tessiner kamen mit dem Pausenresultat von 1:1 sehr gut weg. Der starke Goalie Noam Baumann verhinderte einen Rückstand - wie auch Servettes Innenverteidiger Steve Rouiller, der kurz vor Halbzeit eine flache Hereingabe von Christopher Lungoyi zum 1:1 ins eigene Tor ablenkte. In Rouillers Rücken wäre Alexander Gerndt allerdings für den Torschuss bereit gewesen. Dass das Spiel in der zweiten Halbzeit eine Wende erfuhr – es trafen Alexander Gerndt und Mijat Maric – lag auch daran, dass Geiger ein paar jungen Spielern Einsatzchancen gab und sie gegen erfahrene Leute einwechselte.
Lugano - Servette 3:1 (1:1)
1000 Zuschauer. - SR San.
Tore: 20. Koné (Imeri) 0:1. 42. Rouiller (Eigentor) 1:1. 50. Gerndt (Custodio) 2:1. 82. Maric 3:1.
Lugano: Baumann; Kecskes, Maric, Daprelà; Lavanchy, Lovric (67. Guidotti), Custodio (90. Covilo), Sabbatini, Yao (90. Yao); Gerndt (80. Janga), Lungoyi (90. Macek).
Servette: Kiassumbua; Sauthier (76. Mazzolini), Rouiller, Henchoz, Iapichino (59. Gonçalves); Maccoppi (59. Holcbecher); Stevanovic (70. Ajdini), Cognat (69. Guérin), Imeri; Koné, Martial.
Bemerkungen: Lugano ohne Bottani, Holender, Obexer und Pavlovic (alle verletzt). Servette ohne Tasar, Cespedes, Routis, Ricky und Severin (alle verletzt). Verwarnungen: 63. Lovric (Foul), 77. Maric (Foul). 79. Baumann (Spielverzögerung), 88. Ajdini (Schwalbe).
Erstmals seit dem Meisterschafts-Neustart konnte Thun im heimischen Stadion nicht gewinnen. Das 0:0 gegen Basel in der vorletzten Runde der Super League könnte für die Berner Oberländer im Kampf gegen den Abstieg zum Zünglein an der Waage werden.
In der 87. Minute war es mit Ridge Munsy dem besten Torschützen der Berner Oberländer in dieser Saison vorbehalten, auch die letzte grosse Chance zum Siegtreffer knapp neben das Tor von Basels Djordje Nikolic zu setzen. Der 31-Jährige hatte von einem Stellungsfehler von Raoul Petretta profitiert, gegen den aus dem Tor eilenden Nikolic allerdings zu überhastet abgeschlossen und den Ball so am Pfosten vorbei manövriert. Selbst aus einer zwanzigminütigen Überzahl nach einer harten Gelb-Roten Karte gegen Omar Alderete konnten die Thuner keinen Profit schlagen.
Das Heimteam konnte sich aufgrund mangelnder Effizienz für einen weiteren starken Heimauftritt nicht voll belohnen, geht aber dennoch mit einem Vorteil gegenüber dem FC Sion in das Fernduell um den Barrage-Platz am letzten Spieltag. Die Mannschaft von Marc Schneider startet mit einem Punkt Vorsprung gegenüber den Wallisern in die 36. Runde, die Thun nach Zürich zum FCZ und Sion zum Duell mit Servette nach Genf führt. Was dieses abschliessende 0:0 in Thun wert war, wird sich daher erst am Montag zeigen.
Thun - Basel 0:0
1000 Zuschauer. - SR Bieri.
Thun: Faivre; Glarner, Havenaar, Stillhart, Hefti; Bertone; Karlen (83. Ahmed), Hasler; Castroman (72. Tosetti); Rapp, Munsy.
Basel: Nikolic; Widmer, Cömert, Alderete, Riveros (70. Petretta); Xhaka, Van der Werff; Van Wolfswinkel (65. Oberlin), Campo, Stocker (79. Tushi); Cabral (65. Ademi).
Bemerkungen: Thun ohne Kablan (verletzt). Basel ohne Frei (gesperrt), Omlin, Zuffi, Pululu und Ramires (alle verletzt). 28. Lattenschuss Hefti. 70. Gelb-Rote Karte Alderete (Foul). Verwarnungen: 43. Cabral (Foul). 66. Alderete (Foul). 81. Oberlin (Foul). 90. Campo (Foul). 92. Van der Werff (Foul). (ram/sda)