Sport
Interview

Interview mit Bencic – nach dem Out gegen Fernandez flossen Tränen

IMAGO / NurPhoto

2022 French Open - Day Six Belinda Bencic during her match against Leylah Fernandez on Philipe Chatrier court in the 2022 French Open finals day six. Paris France PUBLICATIONxNOTxINx ...
Wieder eine Enttäuschung an einem Grand-Slam-Turnier: Olympiasiegerin Belinda Bencic.Bild: imago
Interview

«Es tut einfach extrem weh» – bei Bencic fliessen nach dem Out die Tränen

Auch zwei Stunden nach dem Ausscheiden bei den French Open sitzt die Enttäuschung bei Belinda Bencic tief. «Ich packe es einfach nicht bei den Grand-Slam-Turnieren», sagt die Olympiasiegerin danach.
27.05.2022, 18:00
Simon Häring, Paris / CH Media
Mehr «Sport»

Sie führte in der dritten Runde der French Open im entscheidenden Satz mit einem Break, hatte die Chance, auf 3:0 davonzuziehen, doch den Platz verliess Belinda Bencic nach 2:48 Stunden als Verliererin: 5:7, 6:3, 5:7 gegen die US-Open-Finalistin Leylah Fernandez (19, WTA 18).

Sand war noch nie Bencics Lieblingsbelag, doch in diesem Jahr, so hatte sie das Gefühl, wäre mehr möglich gewesen. Auch knapp zwei Stunden nach Spielschluss sitzt die Enttäuschung tief. So tief, dass Bencic in Tränen ausbricht.

Belinda Bencic, machen Sie sich selber Vorwürfe, weil Sie im ersten und dritten Satz einige Chance nicht haben nutzen können?
Belinda Bencic:
Ja, auf jeden Fall. Ich hatte zwei Satzbälle im ersten Satz. Im dritten machte ich das 3:0 nicht, was schade war. Dass mir das bei 40:0 und eigenem Aufschlag nicht gelang, ist schon sehr bitter. Bei der ersten Chance spielte sie gut, bei der zweiten machte ich einen Doppelfehler, bei der dritten gelang ihr ein guter Return. Bei vielen Ballwechseln kann ich mir nicht viel vorwerfen, bei einigen schon. Ich habe gekämpft bis zum Schluss, zumindest diesen Vorwurf muss ich mir nicht machen. Und doch: Ich hätte einiges besser machen können.​

Leylah Fernandez ist US-Open-Finalistin, hat vor drei Jahren in Paris das Turnier der Juniorinnen gewonnen und fühlt sich auf Sand wohl, macht es das für Sie ein bisschen erträglicher?
Im Moment ist es einfach sehr bitter. Aber sie hat wirklich sehr gut gespielt, ich habe mich nie wirklich wohl gefühlt, weil sie die Bälle sehr früh genommen und mich damit zu Fehlern gezwungen hat. Zudem ist es immer schwierig, gegen eine Linkshänderin. Ich habe alles versucht, im zweiten Satz mehr Druck gemacht, doch es hat nicht gereicht. Es ist ein Grand-Slam-Turnier mehr, in dem ich nicht weitergekommen bin. Ich habe mich gut gefühlt, gut trainiert, gut geschlafen, gut gegessen, ich bin gesund. Umso mehr schmerzt es mich, dass es wieder nicht geklappt hat. Einmal mehr.

IMAGO / Shutterstock

Mandatory Credit: Photo by Ella Ling/Shutterstock (12956278af) Leylah Fernandez of Canada shakes hands with Belinda Bencic of Switzerland French Open Tennis, Day 6, Roland Garros ...
Bencic blieb nichts anderes übrig, als Fernandez zum Sieg zu gratulieren.Bild: imago

Wir haben Sie in Paris nach verlorenen Partien auch schon anders erlebt, weniger niedergeschlagen. Täuscht dieser Eindruck?
In den letzten Jahren habe ich mich in Paris weniger gut gefühlt, die Erwartungen waren tiefer. Nun habe ich besser gespielt. Wenn man mit 2:6, 2:6 verliert, ist es ein Klassenunterschied, den man einfach akzeptieren kann und wo man realistisch bleiben muss. Es ist nie einfach und immer schmerzhaft, mit 5:7 im dritten Satz zu verlieren.

Schöpfen Sie auch Trost daraus, dass Sie nun auch auf Sand zu solchen Spielen fähig sind, wie sie es nun gegen Fernandez gezeigt haben?
Vielleicht in zwei, drei Tagen, jetzt noch nicht. Irgendwann will ich auch meine Chance nutzen und weiterkommen. Wieder nicht über die dritte Runde hinausgekommen zu sein, das tut schon extrem weh. Ich hatte mir erhofft, zumindest die zweite Woche zu erreichen. Aber ich packe es einfach nicht bei den Grand-Slam-Turnieren.

Sie sind 25-jährig, standen im letzten Herbst im US-Open-Viertelfinal, sie sind Olympiasiegerin. Gehen Sie nicht zu hart mit sich ins Gericht?
Danke (lacht). Ich bin meistens sehr hart zu mir. Viele sagen mir, dass ich zu streng bin. Aber ich bin nun Mal eine Perfektionistin. Vielleicht ist es das, was daran hindert, weiterzukommen: dass ich es zu sehr will. Australien war wieder nichts. Jetzt wollte ich hier einfach mein bestes Resultat schaffen. Und das habe ich nicht geschafft. Ich wollte hier wirklich gut spielen, entsprechend niedergeschlagen bin ich.

Nach den French Open ist vor der Rasensaison, die für Sie schönste Zeit des Jahres. Verspüren Sie auch ein wenig Vorfreude auf Rasen?
Auf jeden Fall. Ich weiss noch nicht, wie es weitergeht. Ob ich noch ein paar Tage hier bleibe und mir eine schöne Zeit in Paris mache, oder möglichst schnell auf Hartplatz wechseln werde. Mein Freund Martin hat heute noch Geburtstag, das macht es doppelt bitter.

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die Emotionen von Belinda Bencic im Olympia-Final
1 / 11
Die Emotionen von Belinda Bencic im Olympia-Final
Belinda Bencic startet entschlossen in die Partie, startet mit Break und holt sich den ersten Satz.
quelle: keystone / laurent gillieron
Auf Facebook teilenAuf X teilen
9 dumme Dinge, die passieren, wenn du im Stress bist
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Schlechteste WM seit 1996 – Unihockey-Nati sichert sich wenigstens Rang 5
Die Schweizer Männer beenden die enttäuschende Unihockey-WM in Malmö mit einem Sieg. Sie gewinnen das Spiel um Platz 5 gegen die Slowakei 6:3. Finnland gewinnt dramatisch Gold.

54 Minuten lang mühten sich die Schweizer im letzten Spiel, in dem es noch um die Teilnahme an den World Games im kommenden Februar im chinesischen Chengdu ging, mehr schlecht als recht ab. Das 0:2 verhinderte Goalie Yanick Flury mit einem abgewehrten Penalty, die 2:1-Führung verwandelte sich noch einmal in einen Rückstand. Erst Jan Zauggs zweiter Treffer zum 4:3 in der 55. Minute brachte den abschliessenden Sieg.

Zur Story