Vor einem Jahr sassen wir auch hier in Brünn vor dem GP von Tschechien
gemeinsam am Tisch. Wussten Sie damals schon, dass es ein «Dream Team» mit Ihnen und Tom Lüthi geben wird?
Dominique Aegerter: Nein, ich hatte keine Ahnung. Ich konnte mir das gar
nicht vorstellen. Ich wollte einen Spitzenfahrer als Teamkollegen und habe an
alle möglichen Namen gedacht. Aber auf Tom wäre ich nie gekommen.
Tom Lüthi: Ja, ich wusste es.
Und Sie haben Dominique nichts davon gesagt?
Tom Lüthi: Nein.
Warum nicht?
Tom Lüthi: Wir gingen ja damals noch getrennte Wege. Wir waren Rivalen
und kannten uns noch nicht so gut, um vertrauliche Informationen
auszutauschen.
Aber jetzt würden Sie es ihm sagen?
Tom Lüthi: Ja.
Wie war Ihre Reaktion, als es dann tatsächlich zu diesem Team kam?
Dominique Aegerter: Ich war geschockt.
Geschockt?
Dominique Aegerter: Zumindest völlig überrascht. Wie Tom gerade sagte,
waren wir ja Konkurrenten und kannten uns nicht so gut. Ich wusste nicht, ob
es überhaupt funktionieren kann. Aber jetzt ist es gut herausgekommen.
Tom Lüthi: Bei mir war es sehr ähnlich, als ich zum ersten Mal von dieser Idee
hörte. Auch für mich war es anfänglich fast unvorstellbar. Aber jetzt
funktioniert es sehr gut.
Sie machen also zusammen Ferien?
Tom Lüthi: Nein, wir verbringen ja die Sommerpause auf unterschiedliche Art
und Weise. Ich schalte völlig vom Rennsport ab und Dominique hat das Achtstundenrennen in Suzuka bestritten. Aber mal zusammen in den Ferien was
unternehmen – warum nicht?
Dominique Aegerter: Vor einem Jahr wären gemeinsame Ferien unvorstellbar
gewesen. Aber heute? Ja, warum nicht? Wir unternehmen jetzt schon mal vor
oder nach einem Rennwochenende etwas zusammen.
Nun, da Sie sozusagen Freunde sind, können Sie die Informationen über Ihre Zukunftspläne austauschen.
Tom Lüthi: Wir reden darüber.
Wie sehen diese Zukunftspläne aus?
Tom Lüthi: Es laufen Gespräche.
Dominique Aegerter: Bei mir auch.
Mit wem?
Tom Lüthi: Das ist vertraulich.
Dominique Aegerter: Einfach Gespräche.
Es sind Gespräche mit zwei Moto2-Teams?
Tom Lüthi: Es sind Gespräche. Aber es gibt keine konkreten Offerten von
anderen Teams aus der Moto2-WM.
Aber Hand aufs Herz: Eigentlich wissen Sie beide, dass Sie auch für die nächste Saison zusammen beim aktuellen Team bleiben. Diese Gespräche mit anderen Teams gehören halt ein bisschen zum Ritual, bevor man dann unterschreibt.
Dominique Aegerter: Ich bin mir durchaus bewusst, was ich mit unserem Team habe, das stimmt. Ich bin im besten Moto2-Team der Welt und habe von diesem Team eine Offerte für nächste Saison. Das weiss ich sehr zu schätzen.
Tom Lüthi: Das sehe ich auch so. Es macht Sinn, dass wir beide zusammen in diesem Team weitermachen und besser werden.
Warum also Gespräche mit anderen Teams?
Dominique Aegerter: Man weiss ja nie. Auf einmal kann es ja sein, dass man
mich hier nicht mehr will.
Wie gehen Sie damit um, dass Tom die Nummer eins im Team ist?
Dominique Aegerter: Er ist nicht die Nummer eins. Wir haben beide das gleiche
Material.
Aber leistungsmässig ist er die Nummer eins.
Dominique Aegerter: Nein. Er ist nicht die Nummer eins. Er ist Nummer vier der
Welt (Platz vier im WM-Gesamtklassement. Aegerter ist WM-Neunter. – die Red.).
Tom Lüthi: Es gibt wirklich nicht eine Nummer eins und zwei. Wir teilen uns zwar die
Infrastruktur und treten gemeinsam als Team auf. Aber wir arbeiten beide
selbständig in einer eigenen Teamstruktur mit unseren eigenen Technikern.
Also kann es gar keine Nummer eins und zwei geben. Wie Dominique gerade sagte,
bekommen wir beide das gleiche Material und wenn wir technische Wünsche
haben, werden die erfüllt. Keiner wird bevorzugt.
Warum funktioniert die Kalex bei Dominique weniger gut als bei Ihnen?
Tom Lüthi: Das müssen Sie Dominique fragen. Es braucht eben auch viel Glück, um die perfekte Abstimmung zu finden. Er hat einen anderen Fahrstil als ich
und muss in eine andere Richtung arbeiten. Wir können die Daten nicht
einfach austauschen. Es gibt vielleicht eine gemeinsame Basis. Aber die
Detailarbeit ist völlig verschieden.
Dominique Aegerter: Wenn wir mal genügend Zeit bei Tests haben, werden
Tom und ich den Töff tauschen. Leider hatten wir bisher noch nie Zeit.
Für Sie ist der Wechsel von Kalex zurück zu Suter kein Thema?
Tom Lüthi: Nein.
Und für Sie?
Dominique Aegerter: Wir werden das in aller Ruhe besprechen. Vor Misano
(13. September – die Red.) wird der Vertrag ja sowieso nicht verlängert.
Vor einem Jahr haben wir uns hier auch über Frauen unterhalten.
Dominique Aegerter: Oh, da gibt es immer viel zu erzählen.
Tom Lüthi: Fragen zu Frauen? Achtung, endlich wird es interessant!
In Sachen Frauen sind die Unterschiede zwischen Ihnen beiden ja mindestens
so gross wie beim Fahrstil …
Dominique Aegerter: … Einspruch: Ich bin seriöser geworden.
Was heisst das? Waren Sie unseriös?
Dominique Aegerter: Nein. Aber ich konzentriere mich noch stärker aufs Fahren.
Vor einem Jahr war Dominique Single und Sie waren noch mit Fabienne Kropf
liiert. Alles schien bestens und Sie haben Dominique empfohlen, auch in eine
feste Beziehung einzutreten. Kurz darauf haben Sie sich nach sieben Jahren
von Fabienne getrennt und gleich zwei der nächsten vier Rennen gewonnen.
Hat es Sie gestört, dass diese Leistungssteigerung in einen Zusammenhang
mit Ihrer Trennung gestellt worden ist?
Tom Lüthi: Nein. Hauptsache, ich war schnell.
Hat es diesen Zusammenhang gegeben?
Tom Lüthi: Ich bin ja als Rennfahrer und als Privatmann die gleiche Person
und wenn im Privatleben etwas passiert, geht einem viel durch den Kopf. Es
ist logisch, dass es einen Zusammenhang gibt.
War es eine schwierige Zeit?
Tom Lüthi: Ja, es war nicht einfach. Aber jetzt ist alles gut. Sehr gut sogar.
Sie sind offiziell single.
Tom Lüthi: Ja.
Und Sie auch?
Dominique Aegerter: Ja, ich bin immer noch single. Bis die Richtige kommt. Ich
bin immer auf der Suche und vielleicht werde ich ja fündig. Warum fragen Sie
eigentlich nicht, ob wir auch auf die gleichen Frauen stehen?
Was wäre dann die Antwort?
Dominique Aegerter: Na klar, wir tauschen jeweils die Frauen aus.