Zur Krönung führte die 81-fache Schweizer Internationale ihr Team auch gleich noch zum ersten Mal in die Gruppenphase der Champions League. Ende Saison beendet Maendly ihre Karriere – davor steht aber noch die Europameisterschaft in England an.
Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Ehrung! Niemand anderes hätte diese Auszeichnung mehr verdient als Sie.
Sandy Maendly: Vielen Dank. Das sehe ich nicht unbedingt so. Es gab viele andere Spielerinnen, die es verdient hätten. Ich war noch nie eine, die Preise absahnte. Trotzdem ist die Freude über diese Auszeichnung natürlich riesig!
Wie fest haben Sie sich nach dieser Auszeichnung gesehnt?
Nicht so fest, denn es ging alles sehr schnell. Ich war zunächst überrascht, dass ich unter den drei Nominierten stand. Danach hatte ich viele andere Dinge im Kopf, um die ich mich kümmern musste. Und plötzlich hielt ich den Award in der Hand – und dies dank meines tollen Teams und des Clubs!
Gleich geht's weiter mit der Fussballerin des Jahres, aber vorab eine kurze Werbeunterbrechung:
Und nun zurück zum Interview ...
Sie beenden Ende Saison Ihre Karriere. Wie könnte man Sie davon überzeugen, doch noch weiterzuspielen?
(lacht) Ich dachte immer, es sei schwierig, eine solche Entscheidung zu treffen. Hätten wir uns mit der Nationalmannschaft nicht für die EM 2022 qualifiziert, hätte ich bereits letztes Jahr aufgehört. Ehrlich gesagt muss ich zugeben, dass ich letztes Jahr nicht zu 100 Prozent bereit gewesen wäre, den Bettel hinzuschmeissen. Heute fühle ich mich viel wohler mit der Entscheidung und ich geniesse jede Sekunde auf dem Platz.
Wie haben Sie gemerkt, dass der Zeitpunkt gekommen ist, um die Karriere zu beenden?
Man merkt es körperlich und mental. Es gibt Spielerinnen, die machen weiter, auch wenn sie sich nicht 100 Prozent fit fühlen. So bin ich nicht. Es braucht viel, um topfit zu bleiben. Ich fühle mich nicht mehr so frisch wie früher. Die Schmerzen nach einem Spieltag halten länger an. Das ist mit der Zeit sehr anstrengend. Ernährung und Erholung spielen eine essenzielle Rolle bei mir. Achte ich gut darauf, kann ich auch besser mithalten.
Würden Sie in Ihrer Karriere rückblickend etwas ändern wollen?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe das Gefühl, dass alles so gelaufen ist, wie ich es mir vorstellte. Hinter jeder Entscheidung kann ich heute noch stehen. Im Nachhinein würde ich aber als junge Spielerin besser auf meine Gesundheit achten. Mir war damals die Wichtigkeit meines Körpers nicht so bewusst wie heute. Mit diesem Wissen hätte ich die eine oder andere Verletzung vorbeugen können.
Was steht nach Ihrer Fussball-Karriere an?
Ich hoffe, dass ich den Frauenfussball weiterhin unterstützen und weiterbringen kann. Das würde ich nämlich am liebsten tun. Nicht als Trainerin, das wäre mir zu zeitintensiv. Ich möchte mich zunächst vom Platz distanzieren und anderweitig helfen. Das Trainerdiplom besitze ich – von daher steht mir diese Option immer offen.
Was möchten Sie jungen, aufstrebenden Schweizer Fussballerinnen mit auf den Weg geben?
Sie müssen immer an sich glauben und verstehen, dass man nichts geschenkt bekommt. Die heutigen Infrastrukturen werden immer besser. Davon müssen die Spielerinnen profitieren. Wichtig ist, dass sie sich niemals zurücklehnen, und immer weiter kämpfen.
Welchen Traum möchten Sie sich erfüllen, der nichts mit Fussball zu tun hat?
Ich habe einen Camper umgebaut und möchte damit reisen gehen. Das ist mein grösster Traum.