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Rio 2016: Kann Martina Hingis trotz Timea Bacsinszky eine Medaille gewinnen?

Timea Bacsinszky, left, speaks with Martina Hingis, right, of Switzerland during the womenÕs first round doubles match against Daria Gavrilova and Samantha Stosur from Australia at the Olympic Tennis  ...
Bacsinszky etwas ratlos, Hingis hat dennoch ein Lächeln auf den Lippen.
Bild: KEYSTONE
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Kann Martina Hingis trotz Timea Bacsinszky eine Medaille gewinnen?

Die helvetische Tennisehre ist im Doppel vorerst gerettet worden. Martina Hingis und Timea Bacsinszky sind im besten Wortsinne ein Silberstreifen am Medaillen-Horizont.
07.08.2016, 10:1607.08.2016, 12:24
klaus zaugg, rio de janeiro
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Die hochkarätigste Tennis-Delegation aller Zeiten mit Roger Federer, Stan Wawrinka, Belinda Bencic, Martina Hingis und Timea Bacsinszky sollte in Rio goldene, silberne und bronzene Träume Wirklichkeit werden lassen. Im Einzel, im Doppel, im gemischten Doppel.

Eine, zwei oder gar drei Medaillen? Das war die Frage. Tennis-Edelmetall war in der Rechnung der Olympiaplaner eine feste Grösse.

BEIJING - AUGUST 16: Roger Federer (right) and Stanislas Wawrinka of Switzerland celebrate after defeating Thomas Johansson and Simon Aspelin of Sweden during the men's doubles gold medal tennis  ...
Unvergessen: Federer und Wawrinka holten 2008 Olympia-Gold im Doppel.Bild: Getty Images AsiaPac

Roger Federer, Stan Wawrinka und Belinda Bencic haben längst verzichtet und sind gar nie nach Rio gekommen. Nur noch Timea Bacsinszky tritt zum Einzel an. Sozusagen als letzte Mohikanerin. Und sie verliert an diesem Samstagnachmittag bei gefühlten 40 Grad ein fast dreistündiges Hitzedrama gegen die Chinesin Shuai Zhang 7:6 (7:4), 4:6, 6:7 (7:9).

Sie hat gegen die in der Weltrangliste 36 Positionen schlechter klassierte Aussenseiterin tapfer gekämpft. Aber drei Matchbälle vergeben. In der letzten Phase dieses Dramas wirkt sie unkonzentriert und spielt zu oft «Mondbälle». Hohe Bälle, die eine immer grössere Ratlosigkeit und Verzweiflung verraten.

Es ist trotz des knappen Resultates und des dramatischen Verlaufes letztlich eine klare, eindeutige Niederlage, die eine bange Frage provoziert. Wie soll sie in dieser Form mit Martina Hingis im Doppel eine Runde weiterkommen und unsere Tennis-Ehre retten? Die Schweizer Tennis-Titanic hat den Eisberg gerammt.

Wo liegen die Grenzen dieses Duos?

Aber die Titanic geht nicht unter. Sie schwimmt noch. Etwas mehr als drei Stunden später, die Sonne ist inzwischen untergegangen, ist Timea Bacsinszky schon wieder mitten drin in einem Tennis-Drama. Sie gewinnt in zwei Stunden und fünf Minuten mit Martina Hingis gegen das australische Duo Daria Gavrilova/Samantha Stosur 6:4, 4:6, 6:2. Im Achtelfinal treffen die beiden Schweizerinnen nun auf die Spanierinnen Anabel Medina Garrigues/Arantxa Parra-Santonja oder die Amerikanerinnen Bethanie Mattek-Sands/Coco Vandeweghe.

epa05460609 Martina Hingis of Switzerland celebrates winning against Daria Gavrilova and Samantha Stosur from Australia after the women's first round doubles match of the Rio 2016 Olympic Games T ...
Keine Frage: Martina Hingis war die überragende Spielerin auf dem Court.
Bild: EPA/KEYSTONE

Die Hoffnung ist zurück. Dieser Sieg ist im besten Wortsinne ein Silberstreifen am Medaillen-Horizont. Vom Tableau her wird unser Tennis-Doppel frühestens im Finale auf die wohl unbesiegbaren Venus und Serena Williams treffen. Die amerikanischen Schwestern haben schon dreimal im Doppel olympisches Gold gewonnen.

Ist also wenigstens Silber möglich? Es sind kühne Träume. Es wäre ein wundersamer Erfolg. Erst die Klasse von Martina Hingis hat nämlich diesen Sieg in der ersten Runde möglich gemacht und provoziert die Frage: Kann Martina Hingis (35) trotz Timea Bacsinszky (27) eine Medaille gewinnen?

Königin Martina

Es ist ein hochinteressantes, ja, ein grosses Spiel und Martina Hingis gewinnt es. Sie reisst ihre tapfere, aber lange ängstliche, zweifelnde, zaudernde Partnerin mit. Ihre Klasse ist wie ein blitzendes Schwert, das immer wieder dreinfährt und die entscheidenden Punkte macht.

Sie ist eine charismatische Spielerin. Die Beste auf dem Platz. Eine Königin. Die beste Doppelspielerin der Welt. Sie dominiert mit ihrer Spielintelligenz, ihrer Schlauheit, ihrer Technik und dank ihrer immensen Erfahrung. Die anderen drei Spielerinnen degradiert sie zu fleissigen Handwerkerinnen. Ach, was wäre das für ein Spektakel gewesen, wenn Martina Hingis, wie geplant, in Rio das Mix-Doppel mit Roger Federer hätte spielen können!

ZUM 35. GEBURTSTAG DES SCHWEIZER TENNISSPIELER ROGER FEDERER AM MONTAG, 8. AUGUST 2016, STELLEN WIR IHNEN FOLGENDES BILDMATERIAL ZUR VERFUEGUNG - Swiss Hopman Cup teamates Roger Federer and Martina Hi ...
Martin Hingis und Roger Federer zusammen an Olympia in Rio: Es wäre zu schön gewesen.Bild: AP

Nun tritt sie halt mit Timea Bacsinszky an. Nie zuvor haben die beiden zusammen ein Doppel gespielt. Aber laufend verbessern, justieren sie nun gegen die zwei Australierinnen unter der Regie der überragenden Martina Hingis ihr Spiel. Am Ende triumphieren sie über ein ausgeglicheneres, besser eingespieltes, tennistechnisch eigentlich stärkeres Duo.

Martina Hingis mit Timea Bacsinszky beim olympischen Turnier. Eine der besten Schweizer Geschichten in Rio. Ein Vergleich mit einem anderen Sport hilft uns, dieses ungewöhnliche Doppel zu verstehen. Es ist ungefähr so, wie wenn Roman Josi mit Alain Birbaum oder Marc Gautschi an der blauen Linie in den Stanley Cup-Playoffs die Abwehr von Nashville zusammenhalten müsste.

Roman Josi ist einer der besten Verteidiger der Welt. Es ist ihm zuzutrauen, dass es funktionieren könnte. Und Martina Hingis ist es zuzutrauen, dass sie 20 Jahre nach ihrer ersten und bisher einzigen Olympiateilnahme doch noch eine Medaille gewinnt. Trotz Timea Bacsinszky. Mit Timea Bacsinszky.

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23 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Howard271
07.08.2016 10:57registriert Oktober 2014
Jetzt hört doch mal auf, so auf der armen Bacsinszky herumzuhacken, liebe Medien. Dafür, dass sie erstens kaum je Doppel spielt (und Hingis mittlerweile eine reine Doppelspezialistin ist) und vor allem wenn man bedenkt, dass sie nur Stunden vorher einen langen, kräftezehrenden, mental sicher sehr schwierig zu verdauenden Match hatte und noch der Druck hinzukam, spielte Timea sehr gut. Sie gab alles, und das ist es ja, was bei Olympia zählt. Zudem: Mit ihrem starken Service (nur einmal gebreakt) hat sie einen entscheidenden Teil zur Stabilität beigetragen!
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LeChef
07.08.2016 11:36registriert Januar 2016
Bei allem Respekt, Herr Zaugg, wieso machen Sie nicht einfach ein wenig Ferien, bis die NLA wieder läuft? Dann könnten Sie sicher auch wieder von der "Hockey-Titanic" schreiben und Spieler mit Roman Josi vergleichen. Es gäbe sicher jemanden bei watson, der etwas von Tennis versteht.
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Schreiberling
07.08.2016 14:14registriert Februar 2014
Meine Güte, Klausi hat wirklich keine Ahnung von Tennis, oder? Diese "Mondbälle" von Timea sind ein Mittel, dass sie immer wieder anwendet, um Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Im Einzel gerieten sie leider einfach zu oft zu kurz.

Zudem hat Bacsinszky es gestern geschaft, in den Phasen als Hingis etwas schwächelte, das Ruder an sich zu reissen und die wichtigen Punkte zu machen (Zu Beginn und gegen Ende des dritten Satzes.)

Schuster, bleib bei deinen Leisten.
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