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Du willst nur das Beste? Voilà:
Heute Abend um 21 Uhr in Saint Denis, nur einen Katzensprung nördlich von der französischen Hauptstadt Paris, kommt es im Stade de France zum letzten Duell um einen Platz unter den besten vier Mannschaften in Europa. Frankreich gegen Island, Gastgeber gegen EM-Neuling, Stars gegen Nobodys. Und ich? Mit welchem Team soll ich heute Abend mitfiebern?
Eine Frage, die sich mir in den bisherigen Viertelfinal-Duellen nicht stellte:
Jetzt aber zurück zu meinem Dilemma: Frankreich oder Island? Bereits bevor das Turnier begonnen hatte, waren meine Sympathien bei den Franzosen – so habe ich den Gastgeber dann auch als Europameister getippt:
Es kam zum Eröffnungsspiel und das Siegestor von Dimitri Payet versetzte mich ein erstes Mal an dieser EM in Ekstase. Ich hatte danach das Gefühl, dieses Tor war für Frankreich noch der letzte Kick auf dem Weg zum Titel. Im weiteren Turnierverlauf imponierte mir die Art und Weise, wie «Les Bleus» dem Druck einer stolzen Nation immer wieder entgegen hielten. Nicht mit viel Glanz, aber mit einer Menge Leidenschaft. Eine neue, junge Generation hat den Traum, ein ganzes Land zu verzücken.
Und die Isländer? Ich gebe zu, so wirklich auf dem Schirm hatte ich diese Truppe nicht. Doch dann waren sie plötzlich da und lieferten gegen Österreich ein Beispiel für Wille und Mannschaftsgeist ab. Während unsere hochgehandelten Nachbarn fast schon lustlos und gehemmt auftraten, warfen die Isländer alles in die Waagschale. Es machte einfach Freude, diesen tapferen Wikingern zuzuschauen. Die Partie endete mit einem der schönsten Momente an dieser EM: Der Mann mit dem klingenden Namen Arnór Ingvi Traustason schloss in der Nachspielzeit einen isländischen Konter zum 2:1-Sieg ab. Die Videos dazu kennst du wohl schon. Was, nicht? Also gut:
Guðmundur Benediktsson. Ihr wisst schon, wer... #ISL pic.twitter.com/YbBG0jPWlJ
— FUMS (@fums_magazin) 23. Juni 2016
Frankreich bekam es im Achtelfinal mit Irland zu tun. Die «grüne Insel» war euphorisiert und nach einem frühen Vorsprung gegen die «Les Bleus» wohl im siebten Himmel. Der Favorit liess sich aber nicht aus der Ruhe bringen, überzeugte in der zweiten Halbzeit und zog den Iren den Zahn. Antoine Griezmann war mit seinen zwei Toren der Mann des Spiels und peilt die Torjägerkrone an.
Ich war beeindruckt, wie sich die Mannschaft unter diesem Druck aus den Fesseln des Underdogs löste und den nächsten Schritt zum heimischen Titelgewinn machte – «Allez, les Bleus!».
Das gleiche passierte einen Tag später, aber aus der Sicht des Aussenseiters. Island steckte den frühen Rückschlag im Achtelfinal gegen England weg, als hätte ein gewisser Wayne Rooney nur noch etwas Schwarzpulver in den brodelnden Vulkan geworfen. Es folgte die Explosion und der ganz grosse Schock für das Mutterland des Fussballs. Weiter Einwurf, per Kopf weitergeleitet und den Ball über die Linie gedrückt – 1:1. Die englische Abwehr mit schnell Pässen ausgespielt, aus 16 Meter einfach mal draufgehalten und die Bahnschranke Joe Hart war ein zweites Mal bezwungen. Island steht im Viertelfinalson – «HUH!».
Die erste richtig grosse Sensation an dieser EM war Tatsache. Ein ganzes Land auf den Beinen und in einer Dauereuphorie – und ich fühlte mich mittendrin. Ich machte aus meinem Namen einen isländischen, wollte mehr wissen über diese No-Names und las jede mir zugeflogene Geschichte über dieses Wunder.
Ach, ich wünschte es könnten beide Mannschaften im Turnier bleiben, aber eine EM ist kein Wunschkonzert. Darum habe ich mich entschieden: Ich drücke den Franzosen die Daumen.
Die Isländer haben ihr Märchen auch ohne einen Sieg im Viertelfinal geschrieben und einen Platz irgendwo in meinem Fussballherz eingenommen. Zudem will ich nicht, dass die Wikinger im Halbfinal von Deutschland zerzaust werden, sondern dass Frankreich den Weltmeister im Halbfinal aus dem Turnier wirft und am 10. Juli zum finalen Schlag ausholen kann.
In diesem Sinne: «Allez, les Bleus!» und «Tschauson Island».
Warum nur mögen plötzlich alle die Deutschen? Ein EM-Sieg würde zwangsläufig eine weitere musikalische Schweinerei wie "Ein Hoch auf Uns" hervorbringen. Das halt ich nicht aus. Allez les bleus!
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