«Ich bin sehr zufrieden», sagt eine glückliche Jodie Williams nach ihrem Sieg im Vorlauf des 200-Meter-Laufes an der Leichtathletik-EM. Die hübsche 21-Jährige sieht im Bauch des Letzigrunds allgemein ziemlich relaxt aus, was sie dann auch bestätigt: «Es war ein ziemlich lockerer Lauf auf einer super Bahn und vor tollem Publikum. Die Unterstützung – natürlich vor allem für die Schweizer Athleten – ist grossartig!»
Williams hat trotz ihres zarten Alters schon einiges erlebt. Vor gut zwei Wochen holte sie sich an den Commonwealth Games in Glasgow die Silbermedaille und gewann vor einem Jahr Gold über 200 und Silber über 100 Meter an den U23-Europameisterschaften. Nach vielen Glanzauftritten und Rekorden will sie nun auch auf Profi-Niveau für Furore sorgen. Ein durchaus realistisches Ziel, sofern sie die richtige Bahn findet.
Denn Williams' Orientierungssinn scheint nicht derart gut ausgeprägt zu sein, wie ihre schnellen Beine. Dass die britische Jugendrekordhalterin über 60, 100 und 200 Meter überhaupt im Letzigrund dabei ist, hat sie einem hilfsbereiten Zürcher Pendler zu verdanken: «Bianca Williams (ebenfalls 200-Meter-Läuferin) und ich waren auf dem Weg ins Stadion, doch wussten wir überhaupt nicht wo durch. Wir waren verloren!»
Zum Glück für die beiden Athletinnen befand sich ein freundlicher Pendler ebenfalls an der Schiffbau-Station in Zürich: «Ich sah die beiden an der Haltestelle, sie sahen ziemlich verwirrt aus. Und auch im Tram wirkten sie ziemlich hektisch und gestresst. Also fragte ich sie, ob ich helfen kann», erklärte der junge Mann gegenüber watson. Und wie sie Hilfe brauchten. Denn die beiden Williams «hatten keine Ahnung» wo sie waren.
Der Pendler erklärte ihnen, dass sie gleich wieder aussteigen sollten: «Ein sehr hilfsbereiter Herr half uns und sagte, dass wir in die falsche Richtung fahren. Schön, dass es in Zürich so nette Menschen gibt», freute sich Williams.
So fanden schlussendlich auch die beiden Sprinterinnen ins Stadion. Zwar nicht auf dem schnellstem Weg, aber diesen müssen sie zu ihrem Glück nur auf der Rennstrecke finden. «Für heute gilt ganz klar: ich will in den Final. Und dann schauen wir, was passiert. Eine Medaille wäre schon sehr schön, aber wir müssen schauen, wie's rauskommt», schaut Williams auf den Halbfinal von heute Abend.