Mujinga Kambundji brilliert an der WM in Eugene im 100-m-Lauf. Die Bernerin erreicht in 10,91 Sekunden Platz 5. Vor einem Jahr an den Olympischen Spielen in Tokio wurde sie bereits Sechste.
Bei einem leichten Rückenwind von 0,8 m/s Sekunden gelang der 30-Jährigen der zweitbeste Wert ihrer Karriere. Zum Schweizer Rekord (10,89), den sie vor einem Monat an den Schweizer Meisterschaften in Zürich wieder an sich gerissen hatte, fehlte nicht viel.
Mit dem Vorstoss in den WM-Final über 100 m schloss Mujinga Kambundji eine der letzten Lücken in ihrem Palmarès. Zu Bronze fehlte ein Zehntel. Der Sieg ging an Shelly-Ann Fraser-Pryce aus Jamaika in 10,67.
Die Hallen-Weltmeisterin war zwei Stunden zuvor trotz starken 10,96 Sekunden nur als achte und letzte Sprinterin in den Final vorgestossen. Das Niveau ist somit höher als vor einem Jahr in Tokio. Vor drei Jahren in Doha hatte Mujinga Kambundji den Endlauf um 5 Tausendstel verpasst. Diesmal war das Glück auf ihrer Seite. Die Britin Daryll Neita wies als Neuntklassierte 10,97 Sekunden aus. Insgesamt blieben zehn Läuferinnen unter der 11-Sekunden-Marke.
Shelly-Ann Fraser-Pryce gewann ihre zehnte Goldmedaille bei einer WM. Sie rannte ihren jamaikanischen Rivalinnen im Hayward Field davon. Silber sicherte sich Shericka Jackson in 10,73 Sekunden vor der fünffachen Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah, bei der 10,81 aufleuchtete. Für Fraser-Pryce war es eine erfolgreiche Titelverteidigung und das fünfte WM-Einzelgold über 100 m.
Jason Joseph missglückte der Halbfinal-Lauf über 110 m Hürden komplett. Der Basler musste sich mit 13,67 Sekunden begnügen. Der 23-Jährige vergab eine gute Chance. 13,31 hätte zum Finaleinzug gereicht. Ein Wert, den der 23-Jährige schon mehrfach in seiner Karriere unterboten hat.
Der Basler wirkte ratlos. Die schwachen 13,67 Sekunden waren nicht einem groben Fehler geschuldet, sondern Joseph wirkte vom ersten Schritt an blockiert. «Ich habe keine Erklärung. Für so was muss ich nicht an eine WM reisen», sagte der Schweizer Rekordhalter (13,12), der diesen Sommer bereits 13,25 erreichte. Allerdings steht dieser Wert alleine da. Bei allen anderen Auftritten war der Lauf technisch nicht sauber.
Joseph nagten sogar Zweifel, ob es am Nervenkostüm liegt. Nach der WM 2019 in Doha und den Olympischen Spielen 2021 in Tokio zeigte er nun zum dritten Mal in Serie am Grossanlass in den Halbfinals einen schwächeren Auftritt.
Stabhochspringerin Angelica Moser ist die Frau für Grossanlässe. Trotz einer schwierigen Saison und einer missratenen Qualifikation - 4,35 reichten wider Erwarten zum Finaleinzug – zeigte die Zürcherin im entscheidenden Moment einen Top-Sprung. Die Hallen-Europameisterin mühte sich über 4,45 m ab und verhinderte erst im dritten Anlauf das Out. Auf 4,60 m aber glückte der erste Versuch perfekt. Dies trug ihr Platz 8 ein.
Den WM-Titel im Stabhochsprung holte sich die Olympiasiegerin Katie Nageotte aus den USA, die 4,85 m als einzige im ersten Versuch schaffte. Silber ging an ihre favorisierte Teamkollegin Sandi Morris.
Annik Kälin liegt im Siebenkampf auf Kurs Richtung Schweizer Rekord. Die Bündnerin weist ein Total von 3753 Zähler auf. Das sind 38 Punkte mehr als beim Halbzeit-Total von Grosseto, wo sie diesem Mai den nationalen Rekord mit 6398 Zählern an sich riss.
Grant Holloway verteidigte seinen Weltmeistertitel über die 110 m Hürden erfolgreich. Dazu reichten 13,03 Sekunden. Rang zwei ging an seinen Teamkollegen Trey Cunningham, Bronze holte Asier Martínez aus Spanien in 13,17 Sekunden. Der mit Weltrekordambitionen an den Start gegangene Amerikaner Devon Allen, der einen NFL-Vertrag bei den Philadelphia Eagles unterschrieben hat und zukünftig Football spielen will, wurde wegen eines Fehlstarts disqualifiziert.
Amerikas Weltrekordler Ryan Crouser hat den ersten WM-Titel seiner glanzvollen Karriere gewonnen. Mit einer Weite von 22,94 m konnte der Olympiasieger von 2016 und 2021 in einem spannenden Final seine US-Konkurrenten in Schach halten. Der zweifache Weltmeister Joe Kovacs kam 22,89 m weit und holte Silber.
In 27:27,43 Minuten verwies Titelverteidiger Joshua Cheptegei aus Uganda im 10'000-m-Lauf die Konkurrenten auf die weiteren Plätze. Der 25-Jährige ist der insgesamt vierte Athlet, der zweimal hintereinander WM-Gold über 10'000 m gewann nach Haile Gebrselassie, Kenenisa Bekele und Mo Farah. (dab/sda)