Sport
Leichtathletik

Olympia 2020: Hochspringer Barshim und Tamberi feiern gemeinsam Gold

Gold medalist Mutaz Barshim, left, of Qatar and silver medalist Gianmarco Tamberi of Italy celebrate on the track after the final of the men's high jump at the 2020 Summer Olympics, Sunday, Aug.  ...
Lieber Gold auf sicher und dafür geteilt, statt vielleicht nur Silber: Mutaz Essa Barshim (links) und Gianmarco Tamberi.Bild: keystone

Sie feiern lieber miteinander – zwei Hochspringer werden gemeinsam Olympiasieger

Es war einer der emotionalsten Momente der Spiele in Tokio: Die Hochspringer Mutaz Essa Barshim und Gianmarco Tamberi einigten sich nach einem Weltklasse-Wettkampf auf gemeinsames Olympia-Gold.
02.08.2021, 05:51
Melanie Muschong, dominik sliskovic / t-online
Mehr «Sport»

Der Hochsprung-Wettkampf im Olympiastadion von Tokio hatte sein Ende gefunden, doch eine Entscheidung stand noch aus: Sowohl Mutaz Essa Barshim als auch Gianmarco Tamberi hatten die 2,37 Meter gemeistert, ein Stechen sollte nun den Olympiasieger küren. Doch soweit kam es nicht: die langjährigen Freunde aus Katar und Italien einigten sich darauf, auf einen letzten Sprung zu verzichten und sich stattdessen beide mit der Goldmedaille auszeichnen zu lassen.

«Können wir beide Gold haben?», fragte Barshim einen IOC-Funktionär, der die beiden Athleten über das Prozedere des Stechens informieren wollte. «Das ist möglich», antwortete der verblüffte Wettkampfrichter.

epa09385729 Gianmarco Tamberi of Italy (L) and Mutaz Essa Barshim of Qatar (2-L) celebrate as they share the first place and gold medal in the Men's High Jump Final during the Athletics events of ...
Gemeinsam feiern die beide Freunde ihren Triumph.Bild: keystone

Es waren die Worte, auf die der Katari gehofft hatte. «Lass uns Geschichte schreiben», rief er Tamberi mit einem überglücklichen Lächeln zu, ehe der Italiener ihm völlig aufgelöst um den Hals sprang.

«Wir haben uns einfach nur angeschaut»

Was danach folgte, war pure Freude bei beiden Hochspringern. Tamberi schrie und sank ungläubig zu Boden, Barshim lief mit geballter Faust zur Tribüne und umarmte seinen Trainer. Die wenigen Zuschauer und Funktionäre im ansonsten trostlosen, leeren Tokioter Stadion bejubelten diesen menschlich als auch sportlich herausragenden olympischen Moment.

«Ich bin überglücklich», sagte Barshim nach dem Wettkampf im Gespräch mit t-online. «Niemand hat entschieden, wir haben uns einfach nur angeschaut. Er (Tamberi, Anm. d. Red.) ist einer meiner besten Freunde. Es ist wie ein Traum, der wahrgeworden ist», rekapitulierte der 30-Jährige den historischen Moment.

Gute Freunde mit gleicher Verletzungsgeschichte

Auch Tamberi äusserte sich zum Doppel-Gold. «Ich war sehr fokussiert auf meine Technik und dann kam der Offizielle zu uns und hat uns gefragt, ob wir die Regeln kennen. Mutaz und ich haben uns angeschaut und mussten anfangen zu lachen und haben uns umarmt. Wir haben nicht einmal geantwortet. Wir wollten es beide so sehr, wir sind sehr gute Freunde und haben die gleiche Verletzung durchgemacht. Wir haben es uns beide erträumt und es ist passiert, es ist eine magische Nacht», schilderte der 29-Jährige den entscheidenden Moment aus seiner Sicht.

Tamberi weiter: «Ich bin auch mit anderen Athleten befreundet, aber ich hätte niemals meine Medaille mit jemand anderem geteilt. Es ist nicht so, dass ich die anderen nicht respektiere, aber Mutaz hat dasselbe erlebt wie ich (Knöchelbruch, Anm. d. Red.). Und ich weiss, was es heisst von dieser Verletzung zurückzukommen und wie frustrierend es sein kann.»

Der Italiener sparte nach dem grössten Erfolg seiner Karriere nicht an lobenden Worten für Barshim. «Er ist der grösste Hochspringer jemals», betonte Tamberi, «wenn ich einen Hochspringer zeichnen müsste, dann würde ich ihn zeichnen.» Trotz der Konkurrenz in den vielen Wettbewerben, die sie bereits gegeneinander bestritten haben, «sind wir Freunde geworden», so Tamberi: «Wir teilen die gleichen Werte, ich war auf Mutazs Hochzeit. Wir sind Freunde.»

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2020 in Tokio
1 / 96
Die besten Bilder der Olympischen Spiele 2020 in Tokio
Eintauchen und geniessen! Eindrückliche, besondere und schöne Bilder der Olympischen Spiele 2020 in Tokio.
quelle: keystone / martin meissner
Auf Facebook teilenAuf X teilen
Stabhochsprung zwischen den Pendlern
Video: srf
Das könnte dich auch noch interessieren:
Hast du technische Probleme?
Wir sind nur eine E-Mail entfernt. Schreib uns dein Problem einfach auf support@watson.ch und wir melden uns schnellstmöglich bei dir.
20 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Licorne
02.08.2021 07:12registriert Januar 2014
Ein Gänsehautundtränenindenaugen-Moment. Eine wunderschöne Olympia-Geschichte. Als sich nach dem anschliessenden 100m-Final Tamberi und Jacobs auch noch in den Armen lagen.. wahnsinn. Was für Emotionen. Wunderschön, was Sport bei Athleten und Fans auslösen kann.
943
Melden
Zum Kommentar
avatar
Sveitsi
02.08.2021 08:26registriert Januar 2015
So schön! Die beiden repräsentieren den Olympischen Spirit zu 100%. :-)
645
Melden
Zum Kommentar
avatar
BigMic
02.08.2021 08:16registriert Januar 2014
Tolle Geschichte... aber mal ehrlich, wer hätte das nicht so gemacht?
497
Melden
Zum Kommentar
20
Jean-Marc Bosman lehnt zwei Millionen ab und revolutioniert den Weltfussball
15. Dezember 1995: Der belgische Profi Jean-Marc Bosman will wechseln, aber der Transfer platzt an der überrissenen Ablösesumme, die sein Klub fordert. Bosman zieht vor Gericht. Dessen Urteil verändert die Fussballwelt nachhaltig – und zerstört sein eigenes Leben.

Zum Weltfussballer wird im Jahr 1995 der liberianische Stürmer George Weah gewählt. Doch der Titel könnte gut auch einem anderen Spieler gehören. Denn Weah schiesst zwar Tore am Fliessband, aber Jean-Marc Bosman hat den Fussball in neue Sphären gehievt.

Zur Story