«Mujinga liebt die Herausforderung, den Wettkampf, das Publikum. Hier von Druck zu sprechen, wäre fehl am Platz», sagt Florian Clivaz, der in München anstelle von Adrian Rothenbühler die Bernerin coacht. «Der Fakt, dass sie als Co-Favoritin neben den beiden Britinnen Medaillen gewinnen muss, hemmt sie nicht.»
Der 100-m-Final vom Dienstagabend (22.25 Uhr) wird es ein erstes Mal zeigen. Die Titelverteidigerin und Jahresschnellste Dina Asher-Smith (10.83) und Daryll Neita (10.90) wollen Mujinga Kambundji (heuer mit Schweizer Rekord in 10.89) zumindest auf Platz 3 verweisen. Und im Rücken des Trios lauert die Deutsche Gina Lückenkemper, welche die 11-Sekunden-Marke in diesem Jahr ebenfalls durchbrach.
Die Top-Sprinterinnen erhielten am Montag ein Freilos. Im gedrängten Programm bei Europameisterschaften sind die Besten beider Geschlechter im Gegensatz zu den zehntägigen Weltmeisterschaften für die Halbfinals gesetzt.
Auch Mujinga Kambundji weiss, dass zuerst gelaufen werden muss. «Es ist nicht so einfach, wie es auf dem Papier aussieht», hält sie im Interview mit SRF fest. «Aber das Ziel ist klar: Medaillen.»
Die 30-Jährige spricht also in der Mehrzahl. Über 100 und 200 m soll es klappen, mit der Staffel womöglich auch. Clivaz, einst selbst ein Sprinter und mit der Bernerin liiert, traut Mujinga Kambundji den Medaillenregen durchaus zu. «Wir haben nach Eugene auf die Regeneration geschaut, nur wenige, aber hochwertige Trainings gemacht und ein paar Details angepasst. Die Form stimmt, vielleicht ist sie sogar noch ein bisschen besser». Das verspricht einiges, denn mit Platz 5 im WM-Final über 100 m und einem Schweizer Rekord von 22.05 über die halbe Bahnrunde liegt die Messlatte sehr hoch.
Eine der kleinen Anpassungen betrifft das Coaching. Mujinga Kambundji braucht in München mit dem steten Hin und Her zwischen Hotel und Trainingsanlage beim gedrängten Programm eine engere Betreuung als in den USA. Ihr Haupt-Coach Rothenbühler hat mit der Staffel und Ditaji Kambundji eh schon genug zu tun.
Auf eine Frage hat der Kambundji-Clan aber noch keine Antwort. «Wir wissen nicht so recht, was für Zeiten die Bahn hergibt», sagt Clivaz. Die Piste wurde auf die EM hin neu verlegt. Erste Anhaltspunkte stimmen aber zuversichtlich. Pascal Mancini beispielsweise kam am Montagmorgen in den Vorläufen über 100 m mit einem soliden Lauf und ohne Windunterstützung, so die Analyse Clivaz', bis auf vier Hundertstel an den persönlichen Saison-Bestwert heran. (nih/sda)