Der FC St.Gallen blieb daheim zum dritten Mal in Folge sieglos. Vor ausverkauften Rängen konnte keine der beiden Mannschaften die Kontrolle über den Match erlangen. Es blieb bis zuletzt ein Hin und Her mit viel Intensität. Geprägt wurde die Partie von den besten Torschützen der zwei Teams – Aiyegun Tosin (11 Saisontore) und Jonathan Okita (6) beim FCZ und Jérémy Guillemenot (9) und Emmanuel Latte Lath (8) beim FCSG.
Tosin hatte mit seinem zehnten Tor in den letzten zehn Spielen die Partie nach 25 Minuten so richtig lanciert. Kurz vor der Pause gelang dem St.Galler Topskorer Guillemenot der Ausgleich. Die Tore entstanden ähnlich und typisch für dieses Duell. Ein im Mittelfeld eroberter Ball wurde rasch in die Spitze gespielt.
Der St.Galler Treffer wurde dabei von den Zürchern heftigst kritisiert. Routinier Blerim Dzemaili wählte im Pausen-Interview bei «Blue» Worte, die womöglich noch Konsequenzen haben. «Lächerlich, der Schiri ist lächerlich!», schimpfte Dzemaili, «wenn das kein Foul ist?! Wir können nicht jedes Mal auch noch gegen den Schiedsrichter spielen, das geht einfach nicht!»
Nach der Pause war es St.Gallen, das durch Latte Lath (51.) zuerst traf, Okita glich nur fünf Minuten später aus. Der Wille nach vorne zu spielen, für den Unterschied zu sorgen war gross im Kybunpark, aber für mehr Spektakel fehlte zu oft die Genauigkeit. In der letzten halben Stunde ging den St.Gallern etwas die Kraft aus. Zürich konzentrierte sich vermehrt aufs Kontern.
Für Aufregung sorgten nur noch FCZ-Verteidiger Becir Omeragic und St.Gallens Stürmer Leon Dajaku, die in der Schlussphase noch ihre jeweils zweite Gelbe Karte sahen.
St.Gallen - Zürich 2:2 (1:1)
19'540 Zuschauer. - SR Wolfensberger.
Tore: 26. Tosin (Dzemaili) 0:1. 44. Guillemenot (Görtler) 1:1. 51. Latte Lath (Witzig) 2:1. 56. Okita (Marchesano) 2:2.
St.Gallen: Ati Zigi; Stillhart, Stergiou, Maglica, Vallci (71. Karlen); Görtler, Quintillà, Witzig; Schneider (46. Dajaku); Guillemenot (72. Geubbels), Latte Lath.
Zürich: Brecher; Omeragic, Kryeziu, Kamberi; Boranijasevic, Dzemaili (67. Hornschuh), Mathew, Aliti; Krasniqi (78. Simic); Tosin (46. Okita/87. Selnaes), Marchesano (79. Ligue).
Bemerkungen: St.Gallen ohne Schmidt, Von Moos (beide gesperrt), Alves, Kempter, Nuhu und Schubert (alle verletzt). Zürich ohne Conde (gesperrt), Guerrero und Santini (beide verletzt). 85. Gelb-Rote Karte gegen Omeragic. 92. Gelb-Rote Karte gegen Dajaku. Verwarnungen: 23. Aliti. 36. Omeragic. 44. Brecher. 44. Dzemaili. 52. Stillhart (im nächsten Spiel gesperrt). 70. Stergiou. 73. Dajaku. 93. Kryeziu.
Der FC Sion beendete seine Mitte Oktober begonnene Negativserie: Nach 14 Spielen ohne Sieg schlugen die Walliser auswärts den FC Luzern dank dem Tor von Kevin Bua in der 95. Minute mit 2:1.
Das Glück stand dem FC Sion in der Innerschweiz loyal zur Seite. Die Luzerner bestürmten lange Zeit vergeblich das Sittener Tor. Zweimal rettete Sion-Verteidiger Joël Schmied auf der eigenen Torlinie und einmal prallte ein Luzerner Schuss von Mohamed Dräger von der Latte ab.
Die Gastgeber hätten längst führen müssen, als der FC Sion in der 50. Minute zu seinem ersten Torabschluss kam. Giovanni Sio profitierte von einem langen Pass und vom Stellungsfehler von Ismajl Beka, um wie aus dem Nichts den FC Sion in Führung zu schiessen.
Eine Viertelstunde später kam es noch brutaler für den FCL: Max Meyer sah für ein hämisches Applaudieren nach der ersten Gelben Karte gleich eine zweite hinterher. «Er darf das einfach nicht machen», sagte Meyers Trainer Mario Frick. Allerdings kritisierte er bei «Blue», dass mit zweierlei Ellen gemessen werde. «Ich habe lange in Italien gespielt und weiss, dass es da für gewisse Spieler Narrenfreiheit gibt. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es das in der Schweiz auch gibt. Man hätte Balotelli vier Mal verwarnen können, aber er sah nur einmal Gelb.»
Zu zehnt kämpften sich die Luzerner nochmals zurück. Martin Frydek glich mit einem direkt verwandelten Freistoss aus und läutete die Schlussoffensive der zehn Innerschweizer ein.
Doch das Tor fiel auf der Gegenseite: Itaitinga, einer von vier gelernten Stürmern in der Sittener Startformation, passte ein letztes Mal in den Luzerner Strafraum, wo Bua einschieben konnte.
Mit dem Erfolg beendete Sion seine längste Serie der Sieglosigkeit in der Super League – nicht nur für den neuen Trainer David Bettoni und den sehr nervös und hitzig agierenden Captain Balotelli ist der Lucky Punch in Luzern eine Erlösung. «Die Niederlage tut extrem weh», sagte Luzern-Trainer Frick. «Fussball ist nicht immer gerecht. Unsere Leistung war gut, das Resultat ist absolut verschissen.»
Selbst ein Sieger gab zu, dass nicht unbedingt das richtige Team gewonnen hatte. «Wir waren heute sicher die schlechtere Mannschaft», sagte Mittelfeldspieler Luca Zuffi nach seinem 300. Super-League-Spiel. «Aber wir haben es verdient, auch wieder einmal gewinnen zu können.»
Luzern - Sion 1:2 (0:1)
13'367 Zuschauer. - SR San.
Tore: 50. Sio (Itaitinga) 0:1. 80. Frydek 1:1. 95. Bua (Itaitinga) 1:2.
Luzern: Loretz; Dräger (70. Ottiger), Jaquez, Beka, Frydek; Dorn, Jashari, Beloko; Meyer; Abubakar (70. Villiger), Sorgic (60. Schürpf).
Sion: Lindner; Cavaré, Schmied, Ziegler, Diouf; Itaitinga, Poha, Zuffi, Chouaref (64. Bua); Sio (83. Zagré), Balotelli (77. Araz).
Bemerkungen: Luzern ohne Simani (gesperrt), Müller, Campo, Emini, Kadak und Toggenburger (alle verletzt). Sion ohne Lavanchy (gesperrt), Cyprien, Moubandje und Nsakala (alle verletzt). 64. Gelb-Rote Karte gegen Meyer. Verwarnungen: 2. Ziegler. 36. Jaquez. 36. Balotelli (im nächsten Spiel gesperrt). 61. Diouf. 64. Meyer. 83. Muci (Goalietrainer Lugano). 75. Cavaré. 85. Villiger. 85. Bettoni (Trainer Sion). 89. Dorn (im nächsten Spiel gesperrt).
Zum ersten Mal seit der Rückkehr in die Super League 2021 schaffen die Grasshoppers drei Siege in Folge. Nach Winterthur und Sion schlagen die Zürcher auch Lugano.
Die Ankündigung von Giorgio Contini, den Klub Ende Saison zu verlassen, tat dem Schwung des noch vor einigen Wochen abstiegsgefährdeten Teams keinen Abbruch. Der bald abtretende Coach war sogar ein bisschen Matchwinner. Er bewies mit der Einwechslung von Petar Pusic nach einer guten Stunde ein glückliches Händchen. Der 24-Jährige traf vier Minuten nach seiner Hereinnahme zum 2:1.
GC war eine Spur aktiver als Lugano, das mit dem Kopf schon etwas beim am Mittwoch in Genf stattfindenden Cup-Halbfinal gegen Servette schien. Vor allem nach dem 1:0 von Topskorer Zan Celar nach einer halben Stunde kam von den Tessinern bis zur Schlussphase mit dem Pfostenschuss von Ignacio Aliseda (88.) spielerisch zu wenig.
Die Grasshoppers hingegen reagierten noch vor der Pause auf den Rückschlag durch den immer besser in Form kommenden Deutschen Meritan Shabani, der mit einem Halbvolley ausglich. Er war es, der in der 63. Minute dann für Pusic Platz machte.
Grasshoppers - Lugano 2:1 (1:1)
4502 Zuschauer. - SR Horisberger.
Tore: 30. Celar (Amoura) 1:0. 41. Shabani 1:1. 67. Pusic (Schettine) 2:1.
Grasshoppers: Moreira; Loosli, Seko, Ribeiro; Bolla, Herc (46. Morandi), Abrashi (84. Ndenge), Schmid; Shabani (63. Pusic); Schettine, Dadaschow (92. Kacuri).
Lugano: Osigwe; Arigoni, Doumbia (84. Bottani), Daprelà; Macek (74. Espinoza), Bislimi (74. Babic), Sabbatini, Valenzuela (84. Facchinetti); Amoura (58. Aliseda), Steffen; Celar.
Bemerkungen: Grasshoppers ohne Kawabe (gesperrt) und Momoh (verletzt). Lugano ohne Hajrizi (gesperrt), Mahmoud, Mahou, Mai, Morosoli, Nkama und Saipi (alle verletzt). Verwarnungen: 37. Schmid. 56. Shabani. 76. Dadaschow. 94. Arigoni. 97. Daprelà.
(ram/sda)