Für die Konsumenten von Schweizer Sport am TV geht ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: Dank einer Kooperation zwischen der Swisscom und den Kabelnetzbetreibern um UPC sind die Inhalte der Sender Teleclub und MySports künftig auch auf der anderen Plattform abrufbar.
Die Swisscom-Tochterfirma Teleclub darf ab der kommenden Saison die Eishockey-Spiele der National League zeigen. Umgekehrt können Kunden von UPC, Quickline und anderen Suissedigital-Mitgliedern neu auch auf das gesamte Sportangebot von Teleclub, unter anderem die Partien der Super League, zugreifen. Ab Herbst 2020 erhalten die Kunden von UPC und Swisscom gleichberechtigten und vollständigen Zugang zu den Live-Sportinhalten. Die beiden Unternehmen einigten sich auf eine Zusammenarbeit, wie sie in einer gemeinsamen Mitteilung verkündeten.
Das war bisher in dieser Form nicht möglich, der Kunde musste sich grundsätzlich für das eine oder andere Produkt entscheiden. MySports-Kunden hatten Zugriff auf einen kleinen Teil des Teleclub-Angebots, umgekehrt war dies aber nicht der Fall. Was die neuen Angebote kosten werden, ist noch nicht bekannt. Auf beiden TV-Plattformen sollen aber ab dem dritten Quartal alle Angebote buchbar sein.
Von der Vereinbarung der beiden Unternehmen profitierten rund 3,35 Millionen Kunden. Sie haben künftig die Gelegenheit, unter anderen die Partien der höchsten beiden Schweizer Ligen in Fussball und Eishockey, sowie Spiele der Champions und Europa League, der deutschen Bundesliga sowie zahlreicher weiterer Fussballligen und Eishockey-Bewerbe auf beiden Plattformen zu verfolgen.
Die Kooperation bezieht sich nur auf die Distribution der Inhalte, die Rechte für die jeweiligen Ligen bleiben bei den jeweiligen Anbietern. Die Swisscom besitzt (bis 2021) die Live-TV-Rechte an den höchsten beiden Ligen im Fussball, UPC jene (bis 2022) der Eishockey-Liga.
Beide Verträge laufen also bald aus. Es bleibt abzuwarten, welche Rolle die potenziell höhere Reichweite bei der künftigen Vergabe der Rechte spielt. Realistischerweise werden sich bei den anstehenden Verhandlungen nun nicht mehr beide Firmen separat bewerben. Das könnte den Preis für die Rechte nach unten drücken – ausser wirtschaftlich potente Dritt-Bewerber mischen sich in die Vergabe ein.
Die Swisscom wollte sich auf Nachfrage nicht zu den künftigen Plänen diesbezüglich äussern. UPC dagegen wurde etwas konkreter: «Teleclub wie MySports haben ihren Platz im TV-Markt gefunden. Wir wollen nichts ausschliessen, aber es gibt aktuell keinen Grund, sich um irgendwelche Rechte zu streiten.»
Tiefere Kosten für Swisscom und UPC wären gleichbedeutend mit weniger Einnahmen für die Fussball- und Eishockey-Klubs. In Zeiten der Coronakrise würde dies bei den Exponenten der Ligen und Klubs keine Glücksgefühle auslösen.
Beide Unternehmen haben den Sport seit längerem als Verkaufsargument für ihre Produkte entdeckt. Einst dominierte die Swisscom den Markt, dann stieg UPC mit MySports in das Geschäft ein. Auf die Saison 2017/208 hin luchste die UPC dem Konkurrenten die Rechte am Eishockey ab.
Seither guckten vor allem die Zuschauer in die Röhre, die sowohl Teleclub als auch MySports abonnieren mussten, wenn sie Zugriff auf die volle Ladung Sport wollten. Das sorgte für Kritik und rief auch die Wettbewerbskommission (Weko) auf den Plan – unter anderem weil sich UPC weigerte, der Swisscom die Übertragung von Eishockeyspielen zu ermöglichen. Zwei Verfahren – eines liegt mittlerweile beim Bundesverwaltungsgericht – sind derzeit hängig. Mit der Zusammenarbeit ändern sich nun die Rahmenbedingungen. Die Unternehmen dürften sich auch auf juristischer Ebene einigen. (ram/sda/awp)
Hat ja nur gefühlte 10 Jahre gedauert..