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Motorrad: Das Drama um Tom Lüthi und ein Manager in Teufels Küche

Moto2-Fahrer Tom Luethi waehrend des Moto Grand Prix von Katar 2021 auf dem Losail International Circuit in Losail, Katar, am Sonntag, 28. Maerz 2021. (KEYSTONE/Karl Fritz Glaenzel)
Tom Lüthi wurde beim Saisonauftakt in Katar nur 15. Fährt ihm der jüngere Jason Dupasquier bald den Rang ab?Bild: keystone

Das Drama um Tom Lüthi und ein Manager in Teufels Küche

Jason Dupasquier stiehlt dem 15 Jahre älteren Tom Lüthi beim Töff-Saisonauftakt in Katar die Show. Ein Thronwechsel-Drama zeichnet sich ab, das den grossen Töff-Manager Daniel Epp in Teufels Küche bringen kann.
29.03.2021, 07:0129.03.2021, 14:37
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Wird die Saison 2021 das Jahr des Thronwechsels im helvetischen Töff-Rennsport? Vieles deutet darauf hin.

Der alte Löwe Tom Lüthi (34) kämpft mit Mut und der ihm eigenen stillen Zähigkeit um Spitzenresultate, um den Platz im Rampenlicht. Um Medienpräsenz, um Visibilität im Schwenkbereich der TV-Kameras und damit um persönliche Werbeeinnahmen in der Höhe von gut und gerne einer halben Million. Pro Jahr.

Der junge Löwe Jason Dupasquier (19) ist drauf und dran, ihm diesen Platz streitig zu machen. Noch ist Tom Lüthi in der öffentlichen Wahrnehmung ein Titan und Jason Dupasquier ein «Nobody», den nur Töffsport-Insider kennen. Das öffentliche Interesse, warum es Tom Lüthi nicht läuft, ist immer noch im Quadrat grösser als die Nachfrage nach dem Wohlergehen seines Herausforderers.

Aber das kann sich im Laufe dieses Jahres ändern. Dann, wenn dem Freiburger Podestplätze in der Moto3-WM gelingen sollten. Sonstige gute Klassierungen reichen nicht.

Moto3-Fahrer Jason Dupasquier, Mitte links, waehrend des Moto Grand Prix von Katar 2021 auf dem Losail International Circuit in Losail, Katar, am Sonntag, 28. Maerz 2021. (KEYSTONE/Karl Fritz Glaenzel ...
Jason Dupasquier (l. neben seinem Töff) holte sich am Sonntag die ersten WM-Punkte.Bild: keystone

Jason Dupasquier hat in Katar in der hart umkämpften Einstiegsklasse Moto3 auf Platz 10 seine ersten WM-Punkte eingefahren. Endlich und gerade noch rechtzeitig. Denn er steht bereits in seiner zweiten Moto3-Saison.

Was er bereits bei den Vorsaisontests und im Training (12. Startplatz, 4. Reihe) angedeutet hatte, bestätigte er im Rennen mit einem 10. Rang spektakulär. «Das war ein sehr gutes Rennen und ich hatte einen guten Rhythmus. Alles war tipptopp mit dem Motorrad. Ich hoffe, am nächsten Wochenende machen wir es gleich …»

Sein Manager Daniel Epp ergänzt: «Solche Resultate haben wir eigentlich schon in der zweiten Hälfte der letzten Saison erwartet. Er hat sich im Winter in Spanien besser vorbereitet und hart gearbeitet. Das zahlt sich jetzt aus.»

Die ersten Punkte, die es bis Platz 15 gibt, wären eigentlich schon letzte Saison Pflicht gewesen. Einflussreiche welsche Kritiker hatten bereits moniert, der enorm talentierte Spross einer grossen Töff-Familie (Vater Philippe ist eine nationale Motocross-Legende) lebe in einer Komfortzone.

Nun hat Jason Dupasquier ganz offensichtlich den «Ernst des Lebens» erkannt. Charisma und ein gutes Auftreten hat er auch. Er ist ein guter Kommunikator, der englisch, deutsch und französisch parliert und sich gut vermarkten lässt. Aber eben: Er braucht Spitzenresultate. 10. Plätze reichen nicht.

Noch ist Tom Lüthi da. Noch ist er als Weltmeister von 2005 und 17-facher GP-Sieger und 64-facher Podestbesteiger das Mass aller eidgenössischen Töff-Dinge.

Newly crowned 125cc World Champion, Swiss motorcycle pilot Thomas Luethi from Czech Elit team, left, celebrates with his team owner Daniel Epp from Switzerland, right, and his riding coach Andy Ibbott ...
Tom Lüthi (l.) freut sich mit Manager Daniel Epp (r.) über den Weltmeistertitel 2005.Bild: KEYSTONE

Aber auch sein Ruhm hat ein Verfallsdatum. Nach den schwächsten Vorsaisontests seiner Karriere und einem enttäuschenden 17. Platz im Training (6. Startreihe) holte er wenigstens den allerletzten WM-Punkt (15.).

Besondere Vorkommnisse meldete er aus Katar keine. Klugerweise hütet sich der Emmentaler vor den Ausreden (technische Betreuung), die er letzte Saison vorgebracht hatte. Sein Manager Daniel Epp fasst den Saisonstart etwas knurrig, kurz und trocken zusammen: «Nichts Spezielles, neue Situation, neues Team …»

Daniel Epp betreut also beide: Tom Lüthi und Jason Dupasquier. Den kommenden und den alternden Star. Ein grosser Vorteil für Lüthi: Weil sich sein Manager auch um seinen jungen Herausforderer und möglichen Thronfolger kümmert, weiss er, was neben der Rennpiste läuft, und gerät nicht in eine unübersichtliche Konkurrenzsituation auf dem begrenzten nationalen Werbemarkt.

Aber früher oder später wird Daniel Epp dadurch in eine heikle Situation geraten. Nämlich dann, wenn die Entourage von Jason Dupasquier, der es nicht an Selbstvertrauen gebricht, zum Schluss kommen sollte, man dürfe gleich viel fordern wie Tom Lüthi. Vorerst kann Daniel Epp, ein kluger Diplomat und Verhandlungskünstler, noch beiden Herren dienen.

Moto2-Fahrer Tom Luethi waehrend des Moto Grand Prix von Katar 2021 auf dem Losail International Circuit in Losail, Katar, am Sonntag, 28. Maerz 2021. (KEYSTONE/Karl Fritz Glaenzel)
Tom Lüthi beim gestrigen Rennen in Katar auf dem Töff vom Team Kalex.Bild: keystone
13.09.2013; Misano; Motorsport - Training GP San Marino 2013;
Thomas Luethi (SUI), Suter und Teamchef Daniel Epp werden auch 2014 weitermachen. (Waldemar Da Rin/freshfocus)
Der frühere Teamchef des Interwetten-Teams Daniel Epp ist heute Manager von Tom Lüthi und Jason Dupasquier.Bild: Waldemar Da Rin

Aber wie lange? Hat der Baselbieter mit abgeschlossener Vermögensverwaltung und Wohnsitz in Liechtenstein und Prag Glück, kann er die beiden Karrieren gerade noch aneinander «vorbeimanagen»: Tom Lüthi zieht sich dann in den sportlichen Ruhestand zurück, wenn sein Nachfolger fähig ist, regelmässig um Podestplätze zu fahren und in die Moto2-WM aufzusteigen. Dann ist nicht einmal auszuschliessen, dass er die Rolle eines Mentors von Jason Dupasquier übernimmt. So wäre es in einer perfekten Welt. Aber das GP-Business ist kein Pony-Hof.

Eines ist klar: Die Loyalität von Daniel Epp gilt Tom Lüthi. Er begleitet den Emmentaler seit den ersten Tagen seiner GP-Karriere und die beiden sind über die Jahre Freunde geworden, die gemeinsam in die Ferien verreisen. Was der «Dupasquier-Clan» auch weiss.

Wenigstens kommt nun nicht jetzt schon auch noch Dominique Aegerter (30) ins Spiel. NTS-Teammanager Jarno Janssen muss rasch einen Ersatz für Barry Baltus einfliegen. Das nächste Rennen wird bereits am nächsten Sonntag ebenfalls in Katar auf der gleichen Strecke ausgefahren. Der 17-jährige Belgier hat sich bei einem Sturz im dritten Training in Katar einen Armbruch zugezogen und reiste bereits am Sonntag wieder heim. Und so hat Jarno Janssen unverzüglich Dominique Aegerter angerufen. «Aber ich musste ihm leider absagen» bedauert der Rohrbacher. «Es geht nicht. Ich bin für Supersport-Testfahrten in Barcelona aufgeboten.»

Dominique Aegerter bestreitet diese Saison neben dem Elektrotöff- Weltcup auch die Supersport-WM. Aber er steht bei den Teamchefs nach wie vor auf der Liste der möglichen Ersatzfahrer ganz oben. Er hat so viel Erfahrung (aus 167 Moto2-Rennen), ist fahrerisch so gut und in seinem Wesen so umgänglich und unkompliziert, dass er sich auf allen möglichen Höllenmaschinen sofort zurechtfindet. Der perfekte Ersatzpilot eben.

Wenn schon nach dem ersten von 19 Rennen die erste Anfrage kommt, dann dürfen wir damit rechnen, dass er im Laufe dieser Saison wohl in der Moto2-WM in einzelnen Rennen zum Zuge kommen wird.

Dann droht Tom Lüthi in der aktuellen Form die ultimative Schmach: eine Niederlage gegen den nur vier Jahre jüngeren Rivalen.

epa08554506 Swiss MotoE rider Dominique Aegerter, of Dynavolt Intact GP team, celebrates on podium after he finished in third position at Circuito de Jerez-Angel Nieto circuit in Jerez de la Frontera, ...
Mit Dominique Aegerter könnte diese Saison ein weiterer Schweizer zu Einsätzen kommen. Hier feiert er den dritten Platz bei einem MotoE-Rennen. Bild: keystone

Wir können davon ausgehen, dass ein Moto2-Einsatz von Dominique Aegerter bei Tom Lüthi einen heftigen Adrenalin-Schub auslösen und sich der alte Löwe heftig wehren wird. Es wäre so oder so fatal, ihn nach dem schwierigen Saisonauftakt zu unterschätzen.

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quelle: keystone / giuseppe cacace
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4 Kommentare
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herrkern (1)
29.03.2021 09:57registriert Juli 2017
Mich hat vor allem interessiert, was Jorge Martin nach seinem Aufstieg von Moto2 in die MotoGP erreicht. Es wurde Platz 15 mit 2.32 Sekunden Rückstand. Also sein erster Punkt, solide Leistung. Tom Lüthi ... bei aller Sympathie, aber ... es ist vorbei.
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