«Du musst nicht alle Details ausplaudern. Jetzt iss du mal und ich rede», unterbricht Gregor im Ziel seine Teampartnerin Anna mit einem Augenzwinkern. Sie hatte soeben «intime Details» ausgeplaudert. Dreimal sei Gregor nämlich gestürzt auf der 1. Etappe. Oder mit Annas Worten: «Ich habe ihn dreimal fliegen sehen.»
Die beiden überquerten kurz davor als eines der letzten Teams das Ziel in Leukerbad. Wichtig nach so einer Belastung ist da, dass so schnell wie möglich gegessen wird, um die Energiereserven wieder zu füllen. Anna steht daher bereits mit einem Teller Pasta im Zielgelände. Sie lacht nach Gregors Aufforderung. Wir wechseln das Thema.
Als «sehr angenehm» beschreiben die beiden das Fahren im hintersten Teil des Feldes. «Man kommt mit den Leuten ins Gespräch. Dabei hilft der Name auf der Startnummer manchmal als Türöffner», erzählt Gregor. Der Teamname steht da nicht drauf. Würde im Fall von Anna und Gregor aber sicher auch einige Gespräche eröffnen. «Bäsewage» nennen sie sich. Getreu dem Motto nehmen die beiden schon beim Prolog den letzten Platz in der Mixed-Kategorie ein und «verteidigen» diesen Rang auch in der dritten Etappe nach Grächen souverän.
Beim Swiss Epic angemeldet haben sich die zwei auf Initiative von Anna. «Sie hat mich überredet», gesteht Gregor, während seine polnische Teamkollegin erklärt: «Ich kannte verschiedene Epic-Rennen. Als ich hörte, dass es das jetzt in der Schweiz gibt, wollte ich unbedingt dabei sein. Ich mag es, bei solchen Anlässen bei der Premiere dabei zu sein. Das ist ein tolles Gefühl.»
Die beiden im Kanton Luzern wohnenden Mountainbiker trainierten nach dem Entscheid unterschiedlich. Gregor, der früher Triathlons bestritt, sagt: «Ich trainierte nicht speziell. Seit Frühling einfach etwas mehr.» Unter «etwas mehr» versteht er «vielleicht so einmal die Woche». Als Biker seien sie beide praktisch noch Anfänger. Gregor fährt seit rund vier Jahren Mountainbike, Anna regelmässig seit deren zwei. «Ich spiele Klavier», sagt sie. Das bringt im Hinblick aufs Swiss Epic zwar kaum entscheidende Vorteile, ist aber ein schöner Ausgleich.
Anna bestätigt, dass Gregor sich «nicht speziell» vorbereiten musste. «Ich habe im März richtig angefangen mich vorzubereiten, aber er musste ja gar nichts machen», scherzt sie. «Ich musste schauen, dass es ihm nicht langweilig wird.» Und sowieso: «Ich habe immer trainiert und er war immer in den Ferien.» Wie bei allen Teams aus den hinteren Regionen zeigt sich einmal mehr, dass der Spass im Vordergrund steht und die Stimmung bei der breiten Amateurmasse am Mehrtages-Event hervorragend ist.
Es ist nicht das letzte Detail, das Anna mit einem Augenzwinkern über ihren Teamkollegen ausplaudert. Nach der 2. Etappe sitzt sie wieder im Zielgelände und lädt ihre Energiereserven auf. «Heute ging es besser. Der Aufstieg mit 1'500 Höhenmetern am Stück machte mir gar nichts aus. Ich mag das.» Und wie ging es Gregor? «Auch gut. Obwohl er wieder auf sein bereits lädiertes Knie gestürzt ist», bemerkt sie.
Auch die 3. Etappe bewältigt das fröhlich Duo dem Namen entsprechend als Bäsewage der Kategorie Mixed. Die Zweifel, ob sie bis zum Schluss mitfahren werden und Zermatt erreichen werden jeden Tag kleiner? Schon gestern erwiderten sie im Chor: «Klar, das packen wir.»