Erfolge: 2x Olympiasiegerin, 6x Weltmeisterin, 76 Weltcupsiege, 4x Gesamtweltcup
Noch ist es bei den Ski-Frauen ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Zwar hat die 28-jährige Mikaela Shiffrin noch weniger Weltcupsiege auf dem Konto als ihre zurückgetretene Landsfrau Lindsey Vonn (82), dennoch ist sie bereits die «GOAT». Denn es zählen nicht nur die Erfolge, sondern auch Ausstrahlung und Einfluss auf den Sport. Shiffrin hat in jungen Jahren den Slalom-Stil revolutioniert und neue Standards gesetzt. Wie Roger Federer im Tennis fuhr sie ihre Erfolge mit einer scheinbaren Leichtigkeit ein, die ihresgleichen sucht.
Erfolge: 2x Olympiasieger, 7x Weltmeister, 67 Weltcupsiege, 8x Gesamtweltcup
Mit Ingemar Stenmark gibt es auch bei den Ski-Männern einen, der mehr Weltcuprennen gewonnen hat als unser «GOAT» Marcel Hirscher. Wie Shiffrin hievte aber auch der österreichische Technik-Spezialist den Sport auf ein neues Level. Acht Erfolge im Gesamtweltcup in Folge sprechen Bände – und Hirscher hätte noch erfolgreicher und populärer sein können, wenn er die Speed-Disziplinen nicht konsequent gemieden hätte.
Erfolge: 1x Olympiabronze, 7 WM-Medaillen, 63 Weltcupsiege
Da das Frauen-Skispringen noch eine relativ junge Disziplin ist – sie entstand erst um die Jahrtausend-Wende –, ist es nicht ganz einfach eine «GOAT» zu küren. Die Wahl fiel auf Sara Takanashi: Die nur 1,52 Meter grosse Japanerin sammelte in ihrer Karriere mit 63 zwar mit Abstand die meisten Weltcupsiege, bei Grossveranstaltungen versagten ihr aber oft die Nerven. So steht sie immer noch ohne Einzel-Gold bei Olympia oder Weltmeisterschaften da. Mit Carina Vogt und Maren Lundby gibt es dagegen zwei Springerinnen, die sich sowohl Doppel-Weltmeisterin als auch Olympiasiegerin nennen dürfen.
Gleich geht es weiter mit den GOATs des Wintersporst, aber vorab eine kurze Werbeunterbrechung:
Und nun zurück zu den Grössten aller Zeiten...
Erfolge: 4x Olympiasieger, 6x Weltmeister, 46 Weltcupsiege, 4x Gesamtweltcup, 2x Vierschanzentournee
Matti Nykänen gewann in seiner kurzen Karriere als Skispringer alles, was es zu gewinnen gab. Während eines Jahrzehnts dominierte der Finne die Sportart schier nach Belieben – und das trotz grossen privaten Problemen. Nykänen war schon während seiner aktiven Zeit alkoholkrank und beendete seine Karriere deshalb vorzeitig. Mit nur 55 Jahren starb der «Maradona des Skispringens» im Jahr 2019 an einer Lungenentzündung.
Erfolge: 8x Olympiasiegerin, 18x Weltmeisterin, 114 Weltcupsiege, 4x Gesamtweltcup, 1x Tour de Ski
Mit achtmal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze ist Marit Björgen die erfolgreichste Olympionikin der Geschichte. Ob Lang- oder Kurzdistanz – in den 2010er-Jahren räumte die norwegische «Grande Dame» alles ab. Anders als ihre Dauerrivalin Therese Johaug wirkte Björgen stets nahbar und fröhlich. Selbst leise, nie bestätigte, Dopingvorwürfe wegen eines Asthmamittels konnten ihrem guten Ruf nichts anhaben.
Erfolge: 8x Olympiasieger, 9x Weltmeister, 46 Weltcupsiege, 6x Gesamtweltcup
Die Langlauf-Herzen flogen in den 1990er-Jahren nicht Björn Dählie, sondern seinem Landsmann Vegard Ulvang zu. Dem eher introvertierten Rotschopf war das egal, er konzentrierte sich auf den Sport und wurde zum grossen Abräumer. Trotz acht Olympiasiegen und 46 Erfolgen im Weltcup muss Dählie um seinen «GOAT»-Status zittern. Mit Johannes Hösflot Kläbo ist ihm ein Aktiver dicht auf den Fersen.
Erfolge: 2x Olympiasiegerin, 6x Weltmeisterin, 9x X-Games-Siegerin
Lange war Lindsey Jacobellis diejenige, der 2006, mit Olympiagold im Snowboardcross vor Augen, eine Showeinlage zum Verhängnis wurde. Das Gold-Geschenk nahm Tanja Frieden dankend an und Jacobellis wäre beinahe daran zerbrochen. Doch die US-Amerikanerin liess sich auch von weiteren olympischen Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen und krönte ihre ohnehin schon beeindruckende Karriere 2022 in Peking mit Olympiagold im Einzel- und im Teamwettbewerb.
Erfolge: 3x Olympiasieger, 15x X-Games-Sieger
Schon als Teenager galt Shaun White als Wunderkind – der Snowboarder wurde seinem Ruf schnell gerecht. 2006, 2010 und 2018 gewann er Olympiagold und dominierte die Szene fast nach Belieben. Wegen seiner Überlegenheit, aber auch seines sportlichen Alleingangs und extravaganten Lebensstils war White für die Mitstreiter lange nicht greifbar – ein überehrgeiziger Sonderling, so der Tenor. Erst gegen Ende seiner Karriere konnte er den Sport und das Drumherum in vollen Zügen geniessen.
Erfolge: 4x Olympiasiegerin, 7x Weltmeisterin
Hayley Wickenheiser war der erste grosse Superstar im Frauen-Hockey. Viermal gewann sie mit Kanada OIympia-Gold, siebenmal wurde sie Weltmeisterin. 2003, als sie in Finnland für Kirkkonummi Salamat spielte, wurde sie zudem zur ersten Frau, die sich in einer Profi-Liga der Männer in die Skorerliste einschrieb. Und Wickenheiser hatte noch weitere Talente: 2000 nahm sie im Softball auch an Olympischen Sommerspielen teil.
Erfolge: 4x Stanley Cup, 10x Art Ross Trophy, 9x Hart Trophy, 2x Conne Smythe Trophy
Noch immer führt «The Great One» zahlreiche NHL-Bestenlisten an. 20 Jahre dominierte Wayne Gretzky die beste Hockey-Liga der Welt – vier Stanley-Cup-Erfolge mit den Edmonton Oilers sind der verdiente Lohn dafür. Als Sportler überragend, war der Kanadier auch neben dem Eis ein Vorzeige-Athlet. Noch immer ist seine Nummer 99 die einzige, die in der NHL ligaweit gesperrt ist.
Erfolge: 2x Olymipasiegerin, 12x Weltmeisterin, 34 Weltcupsiege, 3x Gesamtweltcup
Nur sechs Jahre dauerte die Karriere von Magdalena Neuner. In dieser Zeit dominierte die Biathletin ihren Sport aber auf eindrückliche Art und Weise: Im Weltcup waren nur Magdalena Forsberg und Kaisa Mäkäräinen erfolgreicher, doch anders als Neuner gingen die beiden Skandinavierinnen bei Olympia quasi leer aus. Die Deutsche holte 2010 in Vancouver zweimal Gold, zwei Saisons später trat sie im Alter von nur 25 Jahren zurück.
Erfolge: 8x Olympiasieger, 20x Weltmeister, 94 Weltcupsiege, 6x Gesamtweltcup
Kein Wunder, wird Ole Einar Björndalen «König des Biathlons» genannt, der norwegische Perfektionist hat ein äusserst beeindruckendes Palmarès: Achtmal OIympiasieger, 20 Mal Weltmeister, sechs Siege im Gesamtweltcup – viel mehr ist nicht möglich. Fast 20 Jahre lang war Björndalen der Mann, den es zu schlagen galt. Schon als Kind schaffte er Aussergewöhnliches: Während einer Show im norwegischen Fernsehen zog er sich auf einem Seil balancierend bis auf die Unterhose aus und danach wieder an.
Erfolge: 3x Olympiasiegerin, 10x Weltmeisterin
Erst Übersportlerin, dann Hollywood-Superstar: Sonja Henie gewann zwischen 1928 und 1936 dreimal in Folge Olympiagold im Eiskunstlaufen und prägte als erste Frau, die kurze Röcke und weiss Schlittschuhe trug, den Sport nachhaltig. Nach ihrem Rückzug aus dem Amateursport ging Henie mit Eisrevuen auf Tournee und fasste dabei schliesslich in der Filmindustrie von Los Angeles Fuss. In elf Hollywood-Streifen spielte sie mit und wurde zu einer der bestbezahlten Schauspielerinnen der Welt.
Erfolge: 2x Olympiasieger, 2x Weltmeister
Bei den Männern ist das «GOAT»-Rennen etwas umstrittener: Zwischen Richard Button, Jewgeni Pljuschtschenko, Yuzuru Hanyu und Nathan Chen haben wir uns für den Japaner entschieden. Als zweifacher Olympiasieger und zweifacher Weltmeister hat er alles gewonnen und macht gleichzeitig auch neben dem Eis eine gute Figur: Der «Eisprinz» mit den geschmeidigen Bewegungen zählt in Japan wegen seiner Bescheidenheit und Anmut zu den beliebtesten Persönlichkeiten. Auch weil er ein etwas anderes Männerbild verkörpert, als man es sich im konservativen Japan gewohnt ist.
Erfolge: 6x Olympiasiegerin, 22x Weltmeisterin, 49 Weltcupsiege
Gold bei fünf Olympischen Spielen – mit insgesamt 13 Olympiamedaillen ist Ireen Wüst die zweiterfolgreichste Winterolympionikin der Geschichte. Dazu kommen 22 (!) Weltmeistertitel. Trotz der grossen Erfolge ist die «Kufen-Königin», die 2009 ihre Bisexualität als eine der ersten Sportlerinnen in den Niederlanden öffentlich machte, nahbar geblieben: Als ihre langjährige Trainingspartnerin Paulien van Deutekom 2019 an Lungenkrebs starb, schenkte sie die wenig später gewonnene WM-Goldmedaille der einjährigen Tochter van Deutkoms und legte einen bewegenden Brief bei, in dem sie beschrieb, wie viel ihr die langjährige Weggefährtin bedeutete.
Erfolge: 4x Olympiasieger, 27x Weltmeister, 63 Weltcupsiege
Die zweite niederländische Eisschnelllauf-Ikone neben Ireen Wüst heisst Sven Kramer. Im «Schaatsen-Land» kennt ihn jedes Kind, denn seine Beziehung mit der Hockey-Olympiasiegerin Naomi Van As sorgt dafür, dass er es auch in die Klatschblätter geschafft hat. Aber Kramer ist kein Glamour-Boy, er wollte immer nur eines: eisschnelllaufen. Sein Ehrgeiz und sein Trainingsfleiss haben ihn zu vier Olympiasiegen und 27 Weltmeistertiteln und damit in den Eisschnelllauf-Olymp geführt.
Erfolge: 3x Olympiasiegerin, 5x Weltmeisterin
Kaillie Humphries ist die erste Frau, die für zwei Nationen Olympia-Gold gewonnen hat. 2010 und 2014 triumphierte die Bob-Pilotin im Zweierbob für Kanada, 2022 setzte sie sich bei der Premiere im Monobob durch. Grund für den Nationenwechsel war ein verbaler Missbrauch ihres ehemaligen Trainers Todd Hays. Dieser hat Humphries gemäss Gerichtsakten über eine Stunde lang an einem öffentlichen Ort mit Beleidigungen persönlich und beruflich so sehr attackiert, dass die Bob-Pilotin in Tränen ausgebrochen sei. Humphries steckte aber nicht auf, forcierte den Nationenwechsel und zeigte es in der Bahn mit 37 noch einmal allen.
Erfolge: 4x Olympiasieger, 13x Weltmeister, 68 Weltcupsiege
Lange war klar, dass André Lange dereinst als «GOAT» in die Bob-Geschichtbücher eingehen wird. Doch dann kam Francesco Friedrich, der wie sein grosses Vorbild innert vier Jahren zum Doppel-Olympiasieger wurde. Mit 13 WM-Titeln in zehn Jahren hat er seinen Landsmann in dieser Sparte bereits sehen lassen. Und 2021 gelang ihm wohl sein grösstes Kunststück: Im Zweier blieb er als erster Bobpilot überhaupt eine ganze Saison lang ungeschlagen.