Ein ikonisches Bild: Eli Harold, Colin Kaepernick und Eric Reid knien 2016 während der US-Hymne. Quarterback Drew Brees stört sich bis heute daran. Bild: AP/AP
Die aktuellen «Black Lives Matter»-Proteste in den USA spülen die Diskussion um die Proteste von NFL-Star Colin Kaepernick wieder an die Oberfläche. Quarterback Drew Brees sorgt mit seinen Aussagen ligaweit für Empörung.
In wenigen Sportarten spielen Schwarze eine grössere Rolle als im American Football. In diesem Jahr machten sie rund 70 Prozent aller Spieler in der National Football League (NFL) aus. Kein Wunder also, dass der Tod von George Floyd und die daraus neu aufgeflammte Protestbewegung «Black Lives Matter» auch in den Kreisen der Liga diskutiert wird.
Es ist auch nicht das erste Mal, dass das Thema Rassismus den öffentlichen Diskurs der NFL bestimmt. Im Sommer 2016 kniete sich Colin Kaepernick, Quarterback bei den San Francisco 49ers, während der US-Hymne hin und protestierte so schon damals gegen Polizeigewalt und Rassismus.
Doch statt Verständnis zu zeigen und einen der Starspieler zu unterstützen, machte die NFL Kaepernick zum Sündenbock. Die 49ers trennten sich kurz darauf vom damals 29-Jährigen und die Liga führte eine Regel ein, die es den Spielern verbot, während der Hymne niederzuknien.
Dementsprechend wurde es auch nicht gut aufgenommen, als sich NFL-Commissioner Roger Goodell plötzlich zu einer Kehrtwende entschied und schrieb, dass es «in dieser Thematik dringenden Handlungsbedarf» gebe.
Nun ist der Start der neuen NFL-Saison (geplant am 10. September) noch einige Zeit weg und doch ist er bereits jetzt wieder Thema. Die Frage ist aufgetaucht, ob es künftig bei der Hymne wieder zu «Take a knee»-Aktionen kommen wird.
Einer, der das nicht dulden will, ist New-Orleans-Saints-Quarterback Drew Brees. Im Gespräch mit Yahoo sagte der 41-Jährige:
Drew Brees, Quarterback New Orleans Saints.
Brees Aussagen sorgten für harsche Kritik – auch bei Teamkollegen des Quarterbacks. Malcolm Jenkins, Safety bei New Orleans, veröffentlichte ein vierminütiges Video, in dem er seinen Mitspieler direkt ansprach. Unter Tränen sagte der 32-Jährige:
Wide Receiver Michael Thomas, ebenfalls bei New Orleans unter Vertrag, reagierte auf Twitter nur mit einem erbrechenden Emoji. Und Richard Sherman, Cornerback bei den 49ers, meinte: «Bei ihm ist schon längst alles verloren. Dass du das Militär einbringst, um dem unangenehmen Gespräch über Brutalität und Gleichberechtigung aus dem Weg zu gehen, ist Teil des Problems.»
Auch andere Stars der Liga melden sich zu Wort. Green-Bay-Packers-Quarterback Aaron Rodgers schrieb auf Instagram: «Es ging nie um die Flagge oder die Hymne. Nicht damals und nicht jetzt. Wir müssen mit offenen Herzen zuhören und daraus lernen.»
Mittlerweile ist der Diskurs längst sportartenübergreifend, denn auch Basketball-Star LeBron James hat Drew Brees direkt angegriffen: «Du verstehst wirklich immer noch nicht, warum sich Kaepernick damals hingekniet hat. Das hat überhaupt nichts mit Respektlosigkeit gegenüber dem Land und unseren Soldaten zu tun. Mein Schwiegervater hat auch gedient und er hat ‹Kaps› Protest nie respektlos gefunden. Denn er und ich wissen beide genau, was richtig und was falsch ist.»
Wann die neue NFL-Saison wieder beginnt, ist aufgrund der Coronavirus-Krise noch nicht gesichert. Doch wenn es so weit ist, scheint es realistisch, dass wieder vermehrt Spieler zur Hymne knien werden. Gerade wegen den Worten von Drew Brees. Der Saints-Quarterback hat sich auf Instagram zwar mittlerweile für seine Worte entschuldigt, doch der Schaden war da bereits angerichtet.