Boris Becker weiss, was es braucht, um in Wimbledon zu gewinnen. Dreimal hat er das Turnier an der Church Road gewonnen. Erstmals 1985 als 17-Jähriger. Er ist damit nicht nur der jüngste Gewinner des Traditionsturniers, sondern auch der erste, der dies als ungesetzter Spieler schaffte und zudem der erste Deutsche in den Siegerlisten.
25 Jahre nach seinem letzten Triumph in Wimbledon steht er wieder im Final des Turniers. Zwar nur als Trainer, aber immerhin. Auch dies hätte er nicht erwartet und es wird wohl nicht mehr oft vorkommen: «Dass mich meine alte Liebe Tennis nochmals heimsucht und dass ich einen Novak Djokovic trainieren darf, ist die Krönung. Aber ich kann das nicht jede Woche machen und auch nicht noch zehn Jahre.»
Becker könnte Zeuge werden, wie sich Roger Federer zum ältesten Wimbledon-Sieger der modernen Profiära kürt. Zudem würde der Schweizer der drittälteste Grand-Slam-Sieger aller Zeiten hinter dem Australier Ken Rosewall (1972, Australian Open) und dem Spanier Anders Gimeno (1972, French Open) werden.
Schon früher bekundete Becker grossen Respekt für Federer. Als «Riesenbotschaft fürs Tennis» hatte er ihn mal bezeichnet. Zu den Ergebnissen 2014 meint Becker: «Was Roger hier leistet, ist schlicht beeindruckend. Er hat imponiert in diesen beiden Wochen.»
Tatsächlich hätten viele Federer einen weiteren Grand-Slam-Final nicht mehr zugetraut. Seit seinem letzten Gewinn in Wimbledon 2012 stand er nie mehr in einem Endspiel auf dieser Stufe. Jetzt könnte er mit dem achten Sieg im neunten Final alleiniger Rekordsieger werden. Aktuell liegt der Maestro, der am Montag wieder zur Weltnummer 3 aufsteigen wird, dabei gleich auf mit William Renshaw (1881 bis 1886 und 1889) und Pete Sampras (1993 bis 1995 und 1997 bis 2000).
Das Alter scheint dabei keine Rolle zu spielen. Der bald 33-Jährige überzeugte von allen Favoriten bisher am meisten und musste sich nur einmal breaken lassen. Er spielt leicht und locker auf. Becker warnt daher: «Wir alle im Camp Djokovic wissen, was das für eine harte Aufgabe am Sonntag wird.»
Hart wird die Aufgabe für den Serben auch auf mentaler Ebene sein. Zwar stand er von den letzten vier Grand Slams dreimal im Endspiel, verlor aber alle drei und wartet seit dem Australian Open 2013 auf seinen siebten Major-Titel.
Und auch die Erinnerungen an Federer, gegen den er im Head-to-Head 16:18 zurückliegt, sind trotz zuletzt vier Siegen in den letzten sechs Partien nicht die besten. Den einzigen Grand-Slam-Final gegen den Schweizer verlor er 2007 am US Open und die bisher einzige Partie auf Rasen ging ebenfalls an den Baselbieter.