Die norwegische Langlauf-Staffel der Frauen kassierte über 4x5km eine historische Schlappe. Nach einem frühen Sturz von Startläuferin Tiril Udnes Weng belegten die Topfavoritinnen auf Olympiagold nur den enttäuschenden 5. Rang. Das verdarb Superstar Therese Johaug, die in Peking bereits zweimal Einzelgold gewann und als zweite Läuferin noch von Platz 6 auf Zwischenrang 3 lief, gründlich die Laune.
Nachdem die 33-Jährige zunächst mit ihrer eigenen Leistung gehadert hatte, wetterte Johaug auch gegen ihre Gegnerinnen aus Schweden und Finnland. Im Interview mit dem norwegischen Online-Portal «Nettavisen» erklärte sie, dass ihr die Konkurrentinnen immer wieder bewusst auf die Ski getreten waren.
Johaug reagerte på det finnen gjorde: - Det er usportslig https://t.co/AniaLWAthb
— Nettavisen Sport (@NettavisenSport) February 12, 2022
«Ich finde es ein bisschen unsportlich, auf die Ski der anderen zu treten. Ich mache mir keinen Stress, ich ärgere mich nur. Es verdirbt dir den Rhythmus», hielt die 14-fache Weltmeisterin fest, die sich noch während des Rennens bei ihren Konkurrentinnen beschwerte. TV-Bilder zeigten, wie Johaug sich umdrehte und die Finnin Johanna Matinalo und die Schwedin Ebba Andersson lautstark zusammenstauchte.
Der norwegische TV-Experte Fredrik Aukland, der einst Dario Cologna als Privattrainer betreute, äusserte sich nach dem Rennen zur Szene und bestärkte Johaug in ihrer Aussage: «Die Athletinnen möchten dies zu ihrem Vorteil nutzen.»
Johaugs finnische Konkurrentin Matinalo gab zu, der Norwegerin auf die Ski gestanden zu sein – allerdings nicht mit Absicht. «Ich verstehe, dass sie sauer auf mich war. Es ist nicht so einfach für mich, hinter ihr zu laufen, weil ich grösser bin als sie. Dazu kommt, dass unsere Techniken unterschiedlich sind. Es tut mir leid, wenn sie das so wahrgenommen hat.»
Deutlich weniger Verständnis und Mitgefühl zeigte dagegen Andersson, die mit Schweden hinter Russland und Deutschland Bronze holte. «Das ist Teil des Spiels», erklärte die 24-Jährige trocken. Langlauf-Experte Aukland führte aus: «Taktisch kann das natürlich ein Rezept sein. Sie wollen Therese in eine stressige Situation bringen. Jeder weiss, dass sie am stärksten ist, wenn sie allein auf weiter Flur ist.»
Ob das konsequente Treten auf die Ski einer Konkurrentin legal oder illegal sei, müsse definiert werden. «Es gibt sicher eine Grenze. Es darf nicht darum gehen, die unmittelbar vor einem laufende Konkurrentin mit Absicht aus dem Takt zu bringen», so Aukland.
Johaug will das Staffel-Kapitel nun aber so schnell wie möglich abhaken und sich auf den Massenstart über 30 Kilometer vorbereiten. Ob sie zuvor auch im Teamsprint ins Rennen gehen wird, entscheidet sich erst nach einem Gespräch mit dem Trainerteam. (pre)