Wieso Südsee-Bewohner wegen Olympia in Paris um ihre Korallen fürchten
Wo wird gesurft?
In Teahupoo, knapp 16'000 Kilometer von Paris entfernt. Der Küstenort im Süden der Pazifik-Insel Tahiti ist als Surfspot bekannt. Die Wellen brechen dort besonders kraftvoll, sie sorgen für spektakuläre Bilder. Die World Surf League trägt seit vielen Jahren regelmässig Wettkämpfe in Teahupoo aus.
Was ist das Problem?
Die Besonderheit der Wellen ist auf ein extrem flaches Korallenriff zurückzuführen. Dieses sorgt für sehr hohl brechende Wellen.
Doch nun sehen Einwohner dieses fragile Riff in Gefahr. Der Grund dafür sind Bauarbeiten, die für die Olympia-Wettkämpfe geplant sind. Konkret geht es um einen 14 Meter hohen Aluminiumturm, der auf Betonsockeln im Wasser errichtet werden soll. Dort sollen Punktrichter und TV-Personal ihre Arbeit ausüben. Die Stromversorgung soll mittels Unterseekabel erfolgen, auch eine Toilette mit Entwässerungssystem ist vorgesehen.
Was sagen die Einwohner?
Die lokalen Behörden stehen hinter den Plänen. «Die Natur wird sich wieder erholen», sagte Moetai Brotherson, der Präsident von Französisch-Polynesien. Doch aus der Bevölkerung kommt Widerstand. Einige hundert Menschen demonstrierten vor Ort friedlich für ihr Anliegen. Bei einer Online-Petition gegen den Bau kamen bereits über 100'000 «Unterschriften» zusammen.
«Sobald sie anfangen, die Korallen zu zerstören, müssen wir einschreiten», sagte Milton Parker von der Heimatschutzorganisation Atihau Association zur französischen Nachrichtenagentur AFP. Er habe der Regierung mitgeteilt, dass es unmöglich sei, den Turm so zu bauen, dass dabei keine Schäden entstehen. «Das wird ein Desaster», glaubt Parker.
Der bekannte Surfer Matahi Drollet, der aus Tahiti stammt, hält die Dimensionen des geplanten Turms für übertrieben. «Man braucht keine 40 Leute da oben, zumal es bei einem Wettbewerb nur fünf Kampfrichter gibt», sagte Drollet gegenüber AFP.
Was sagen die Olympia-Organisatoren?
OK-Chef Tony Estanguet versuchte, die Wogen zu glätten. «Das Projekt kann noch geändert werden, um den Anliegen der Bevölkerung noch besser gerecht zu werden», versprach der dreifache Kanu-Olympiasieger.
«Wir wollen unbedingt an diesem Standort festhalten», sagte Estanguet auch. Der bisher verwendete Holzturm entspreche allerdings nicht den Sicherheitsstandards. Noch bleiben den Organisatoren neun Monate Zeit, um eine Lösung zu finden.