Eines kann man dem FC Basel nicht vorwerfen: Langweilig wird es am Rheinknie nie. Nun wurde in der Führungsetage einmal mehr umgekrempelt, statt eines einzelnen Sportchefs wurde wieder ein Gremium eingesetzt, das gemeinsam über Transfers und andere sportliche Belange berät. Zu dieser sportlichen Kommission gehören unter anderem die Vereinslegenden Marco Streller und Valentin Stocker. An der Spitze steht Präsident David Degen.
Damit wird Heiko Vogel elf Monate nach seiner Verpflichtung als Sportchef wieder abgesetzt. Seine Bilanz fällt ernüchternd aus. Im Sommer verpasste er es, rechtzeitig ein konkurrenzfähiges Kader zusammenzustellen und brach damit sein Versprechen, dass ein Grossteil des Kaders der Vorsaison zusammenbleiben werde. Ausserdem konnte von den 14 Spielern, die er in seiner Zeit als Sportchef verpflichtete, bisher kaum einer wirklich überzeugen.
Als wohl grösster Irrtum dürfte sich in den Augen der Verantwortlichen jedoch die Anstellung von Timo Schultz als Trainer herausgestellt haben. Bereits nach sieben Ligaspielen wurde der 46-Jährige entlassen. Das Fazit muss erlaubt sein: Heiko Vogel ist als Sportchef gescheitert. Deshalb zog der FCB die Reissleine und beendete das Modell mit Vogel in der Doppelrolle.
So ist der Deutsche nur noch Trainer. Und hat damit den Job, den er gar nicht wollte. Dies betonte er in der Vergangenheit mehrmals. Selbst als der FCB unter Vogel mit dem Einzug in der Conference League einen grossen Erfolg feierte, stellte dieser mehrmals klar, nicht langfristig Trainer bleiben zu wollen.
Als mit Schultz ein neuer Trainer gefunden war und Vogel zurück in den Hintergrund gewechselt hatte, schloss er eine Rückkehr auf die Trainerbank gar kategorisch aus. Und auch Präsident Degen sagte, dass er Vogel nicht mehr an der Seitenlinie sehen wolle.
Nach Schultz' Entlassung Ende September ruderten die beiden jedoch wieder zurück und erklärten, dass Vogel in der aktuellen Situation von «Rotblau» die beste Option für das Team sei. Besonders euphorisch klang der neue alte Trainer aber nicht, als er sagte, dass er es vor allem mache, «weil der gesamte Staff der 1. Mannschaft» das so wollte. Nun bleibt ihm jedoch nichts anderes übrig, als die Aufgabe anzunehmen – und vor allem schnelle Erfolge zu feiern.
Denn: In drei Spielen seit Vogels Übernahme hat der FCB noch keinen einzigen Punkt gesammelt. Gerade das 0:3 gegen den Aufsteiger Stade Lausanne-Ouchy bei seiner Rückkehr verkam zu einer regelrechten Blamage für den einstigen Liga-Dominator, der nun am Ende der Tabelle steht.
Um zu verhindern, dass dies noch lange so bleibt, war das Team in dieser Woche in einem Box-Keller, wie Taulant Xhaka in einem Interview mit «Blick» verrät: «Dampf ablassen, einfach mal etwas anderes als Taktik und Systeme.» Die Unterstützung des FCB-Urgesteins für den Trainer ist nach wie vor ungebrochen. «Heiko Vogel ist nicht das Problem, wir Spieler müssen endlich umsetzen, was er uns mitgibt», erklärt Xhaka.
Trotz des Rückhalts bei den erfahrenen Spielern im Team läuft dem Coach jedoch langsam die Zeit davon. Wissen die Basler in den nächsten beiden Super-League-Partien gegen die weiteren Aufsteiger Lausanne-Sport und Yverdon ebenfalls nicht zu überzeugen, könnte es dem Trainer Heiko Vogel so ergehen wie dem Sportchef Heiko Vogel.