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Ski: Lara Gut-Behrami macht sich vor der neuen Saison Sorgen

epa10940483 Lara Gut-Behrami of Switzerland attends a press conference in Soelden, Austria, 26 October 2023, before the opening races of the FIS Alpine Ski World Cup season in Soelden on 28 and 29 Oct ...
Freut sich auf die neue Saison, ist aber nicht ohne Sorgen: Lara Gut-Behrami.Bild: keystone

Mehr als eine Verschwörungstheorie: Lara Gut-Behrami macht sich Sorgen vor der Skisaison

Vor dem Saisonstart am Samstag in Sölden macht sich Lara Gut-Behrami Gedanken über neue Regeln und verpasste Augenblicke mit der Familie. Und sie sagt, warum sie ihr Alter als Frau beschäftigt.
27.10.2023, 10:02
Martin Probst / ch media
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Sabotage-Angst bei Lara Gut-Behrami! Es wäre einfach, eine knackige Schlagzeile zu finden. Doch es würde dem, was die 32-Jährige vor der am Samstag in Sölden startenden Skisaison beschäftigt, nicht wirklich gerecht werden. Zwar spricht sie selbst davon, dass jeder mit der nötigen kriminellen Energie die Möglichkeit hätte, anderen zu schaden. Gleichzeitig geht es ihr um mehr, als vermeintliche Verschwörungstheorien in Umlauf zu bringen. Die Chancengleichheit treibt die Tessinerin an und um.

Es geht um die neue Regel des Internationalen Skiverbands FIS, die fluorhaltigen Wachs im Weltcup verbietet. Und die bei den Athletinnen und Athleten für grosse Verunsicherung sorgt. Fast alle aus den Top 30 der Weltrangliste, so Gut-Behrami, hätten darum in dieser Woche einen Brief an die FIS verfasst und darin ihre Zweifel an den Messmethoden geäussert: Sind sie zuverlässig? Wie können Kontaminierungen ausgeschlossen werden, wenn beispielsweise Pistenarbeiter mit Fluorwachs unterwegs wären und die Ski der Athletinnen und Athleten damit verunreinigt würden? Und wie kontrolliert man, ob jemand böswillig einen Ski manipuliert hat? Gut-Behrami sagt: «Eigentlich müssten die Serviceleute künftig mit den Ski im Zimmer schlafen.»

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Ab dieser Saison müssen die Serviceleute besonders gut aufpassen, welchen Wachs sie verwenden.Bild: www.imago-images.de

Es gibt Zweifel an den Messmethoden der FIS

Fluor, dessen Rückstände als umweltschädigend gelten, soll die Ski schneller machen. Gut-Behrami spricht von Vorteilen von fast einer Sekunde in einer Abfahrt. Wird bei einer Athletin oder einem Athleten ein fluorhaltiges Wachs nachgewiesen, wird sie bzw. er künftig disqualifiziert. Zumindest im Weltcup, denn auf allen anderen Stufen wird der Einsatz von Fluor vorerst nur sporadisch getestet. Gut-Be­hrami geht darum so weit und sagt: Als Weltcup-Fahrerin «würde ich mich im Europacup blamieren». Zumindest dann, wenn die Europacup-Athletinnen und -Athleten bereit wären, das Risiko eines Regelverstosses einzugehen.

Zweifel bestehen auch darin, ob die Messmethoden korrekte Ergebnisse liefern. In einer Testphase kam es immer wieder zu Problemen – und im Bereich Ski nordisch wurde das Verbot darum immer weiter aufgeschoben. Die FIS hingegen sagt, dass man nach anfänglichen Problemen die Messungen im Griff habe. Gut-Behrami ist skeptisch und sagt, es gäbe viel zu viele Dinge, die ein faires Verdikt unmöglich machen würden: «Was ist zum Beispiel, wenn jemand vor dem Start mit einem Spray meine Ski besprüht?»

Wendy Holdener sieht die Diskussion gelassen

Festzuhalten gilt allerdings, dass Manipulationen schon bisher möglich waren. Dass sich die Serviceleute gelegentlich den Arbeitsplatz teilen, ist nicht neu. Gerüchte, dass die Ski der Konkurrenz wissentlich langsamer gemacht wurden, gibt es seit eh und je. Wendy Holdener sieht das Thema darum auch deutlich gelassener. Die 30-Jährige sagt: «Ich glaube in erster Linie an das Gute im Menschen.»

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Wendy Holdener sorgt sich nicht gross um die neue Regeländerung.Bild: keystone

Überhaupt werden erst die Rennen zeigen, ob es tatsächlich zu Problemen kommt. Es ist schwer vorstellbar, dass die FIS bereit ist, sich einen Skandal zu erlauben, wenn reihenweise Topstars disqualifiziert werden würden. Darum ist davon auszugehen, dass Tests nur dann zu einer Disqualifikation führen, wenn die Verantwortlichen zu 100 Prozent vom Ergebnis überzeugt sind. Gut-Behrami sagt: «Ich wäre froh, wenn es wie bei Dopingtests eine B-Probe geben würde.»

Die Kinder kommen am Wochenende – sie ist weg

Die Fluor-Problematik ist allerdings nicht das Einzige, was Gut-Behrami beschäftigt. Auch das Älterwerden und die Frage, wie lange ihre Karriere noch dauern wird, treiben sie um. Sie sagt: «Mit 30 stehen viele an einem anderen Punkt in ihrem Leben als Spitzensportlerinnen. Frauen wohl noch mehr als Männer. Es gäbe einfachere Wege. Aber ich habe mich dafür entschieden und gehe darum konsequent damit um.»

Dieses Commitment be­deutet aber auch, dass ihr Leben während der Skisaison nicht sehr viel mehr beinhalte «als essen, schlafen und Ski fahren. Ich bin am Wochenende weg und die Kinder (Ehemann Valon Behrami hat zwei aus einer früheren Beziehung; die Red.) kommen am Wochenende.» Es sind diese Momente, die ihr fehlen und die ihre Gedanken auch gelegentlich in die Richtung eines Rücktritts treiben. «Ich habe im vergangenen Jahr erstmals realisiert, dass es die letzte Saison sein könnte. Manchmal war dies ­irritierend, manchmal habe ich mich gefreut auf das, was nach meinem Leben als Skifahrerin kommen wird.»

Lara Gut-Behrami of Switzerland winner of the women's super-g overall leader crystal globe trophy celebrates in the finish area at the FIS Alpine Skiing World Cup finals in El Tarter, Andorra, Th ...
In der letzten Saison war sie die beste Super-G-Fahrerin, dennoch dachte Lara Gut-Behrami auch an einen Rücktritt.Bild: keystone

Konkret wurde der Gedanke allerdings nie. Die Tessinerin sagt: «Ich würde mich nicht derart auf die Rennen freuen, wenn nicht noch genügend Motivation für den Skisport da wäre.» Und so startet sie am Samstag zuversichtlich in die Saison. 2008 ist Gut-Behrami erstmals in Sölden gefahren. Zweimal hat sie seither das Auftaktrennen in die ­Saison gewonnen. «Es kommt mir noch nicht so lang vor», sagt sie. Ihre Lust auf ein paar letzte Auftritte ist zu spüren. Egal, ob da Fluor-Diskussionen sind oder nicht. (aargauerzeitung.ch)

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16 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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offgrid
27.10.2023 07:30registriert Oktober 2019
Die Fluorverbindungen die wir in der Umwelt freisetzen sind zusammen mit dem restlichen Mikroplastik das Blei der römischen Trinkwasserleitungen. Wir vergiften nicht nur uns, sondern unser gesamtes Ökosystem, was sich in mehr Krebs und sinkender Fruchtbarkeit zeigt. Es wird kein gutes Ende nehmen wenn wir nicht bald damit aufhören.
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Walter Sahli
27.10.2023 09:31registriert März 2014
Wie wäre es, Herstellung, Handel und Besitz von fluorhaltigem Wachs einfach zu verbieten? Braucht ja kein Mensch sowas und es wäre auch nicht das erste Mal, dass ein Inhaltsstoff verboten würde.
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Amarillo
27.10.2023 09:20registriert Mai 2020
Wenn es messtechnisch nicht möglich ist einen Unterschied zu erkennen zwischen einem Ski, der mit fluorhaltigem Wachs behandelt worden ist und einem, der via Schneekontakt mit solchem Wachs von anderen Skifahrern "kontaminiert" worden ist, so müsste man die Sache ohnehin vergessen. Ich gehe mal davon aus, dass dieser Unterschied messbar ist. Und dass die Top-Skis gehütet werden müssen und nicht irgendwo unbeaufsichtigt herumstehen, ist seit Jahrzehnten der Fall. Ob die Serviceleute die Skis ins Bett nehmen müssen, oder nur auf's Zimmer, oder ob ein abschliessbarer Schrank reicht, sind Details.
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