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Eufemiano Fuentes bezichtigt Spanien des staatlich geduldeten Dopings

Bildnummer: 11376077 Datum: 25.07.1992 Copyright: imago/Pressefoto Baumann
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Die spanische Olympia-Delegation an den Spielen 1992 in Barcelona. imago

«Schmutzige Spiele» – ARD-Doku wirft Schatten auf die Olympischen Spiele 1992 in Barcelona

Nur eine Woche vor dem Start der Olympischen Spiele in Paris erschüttert eine ARD-Doku die Sportwelt. Der berüchtigte Dopingarzt Eufemiano Fuentes behauptet, die spanische Regierung sei an den Olympischen Spielen 1992 an gross angelegten Dopingaktionen beteiligt gewesen.
19.07.2024, 14:3319.07.2024, 14:36
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Spaniens Sportwelt sonnt sich im Erfolg. Am vergangenen Wochenende läutete das Fussball-Nationalteam mit dem EM-Titel eine neue Ära im spanischen Fussball ein, nur wenige Stunden, nachdem der Tennisspieler Carlos Alcaraz in Wimbledon die Trophäe in die Höhe gestemmt hatte. Es läuft rund in Spanien.

Und just im Moment des Triumphs lässt die ARD-Doku «Geheimsache Doping: Schmutzige Spiele» eine Geschichte wiederaufleben, die man in Spanien lieber vergessen möchte – und fügt ihr gar noch ein Kapitel hinzu. Im Auge des Sturms: Eufemiano Fuentes.

Fuentes im Zentrum eines Dopingskandals

Einer breiten Öffentlichkeit wurde der gelernte Gynäkologe in den 2000er-Jahren bekannt. Damals stand Fuentes als Teamarzt des Radsportteams Liberty Seguros-Würth im Zentrum einer Dopingaffäre, die den internationalen Radsport erschütterte. Die Polizei ermittelte damals im Rahmen der Operacion Puerto gegen Fuentes und andere Akteure des Radsports und stellte eine Liste mit Fahrern sicher, an die Fuentes Blutbeutel mit Dopingmitteln verkauft haben soll.

20060630 - STRASBOURG, FRANCE: German cyclist Jan Ullrich makes a statement one day before the official start of the 93rd Tour de France cycling race, Friday 30 June 2006, in Strasbourg. Ullrich has b ...
Jan Ullrich gehörte zu den Radfahrern, die von Fuentes mit Eigenblutdoping versorgt wurden.Bild: imago sportfotodienst

Fuentes und seine Komplizen verwendeten zwar Codenamen – so soll Ivan Basso auf der Liste mit dem Namen seines Hundes Birillo vermerkt worden sein –, den Ermittlern gelang es nichtsdestotrotz, die Fahrer hinter den Pseudonymen zu ermitteln. Die Dopingaffäre gipfelte an der Tour de France 2006 im Ausschluss der 58 Fahrer auf Fuentes' Liste, darunter auch Mitfavoriten wie Jan Ullrich, Ivan Basso und Francisco Mancebo.

Schnell wurde der Verdacht laut, dass sich Fuentes' Klientel nicht nur auf den Radsport beschränke, sondern auch im Fussball und im Tennis auf seine Dienste gezählt würde. 2012 hatte der ehemalige Präsident von Real Sociedad San Sebastián, Iñaki Badiola, angegeben, dass der Verein in den Nullerjahren als Dopingmittel klassifizierte Medikamente von Fuentes bezogen haben soll. Dass er auch Fussballer mit unerlaubten Medikamenten versorgt hat, sagte Fuentes gar selbst vor Gericht aus.

«Tu, was immer du tun musst»

18 Jahre nach dem Dopingskandal an der Tour de France geistert der Name Fuentes' erneut durch die Medien. Das Ereignis, mit dem er dieses Mal in Verbindung gebracht wird, liegt zwar schon mehr als 30 Jahre zurück. Das «Geständnis» wiegt aber schwer – insbesondere deshalb, weil Fuentes suggeriert, dass Spanien an den Olympischen Spielen 1992 eine Art «Staatsdoping» betrieben habe.

Bildnummer: 03251292 Datum: 27.05.2006 Copyright: imago/Cordon Press/Diario AS
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Eufemiano Fuentes im Jahr 2006.imago

Gegenüber Undercover-Journalisten der ARD sagte Fuentes – im Glauben, dass er mit Buchautoren spreche –, dass er rund um die Olympischen Spiele in Barcelona den Auftrag erhalten haben soll: «Tu, was immer du tun musst, aber wir wollen Medaillen.» Die einzigen Leitplanken, so Fuentes: «Keine positiven Tests» und «keine gesundheitlichen Probleme, die den Positiven schaden könnten».

Er habe, so sagt er weiter, vier Jahre lang «im Schatten» gearbeitet, «damit man mich nicht mit den Erfolgen von 1992 in Verbindung bringen kann». Das Brisante daran: Fuentes gibt an, im Auftrag des spanischen Staates gehandelt zu haben.

Geständnis wirft Schatten auf die Olympischen Spiele in Barcelona

Die Olympischen Spiele 1992 waren in vielerlei Hinsicht speziell. Da war beispielsweise die magische Eröffnungsfeier mit dem Song des ein Jahr zuvor verstorbenen Freddy Mercury und Opern-Diva Montserrat Caballé. Oder das nach dem Mauerfall wiedervereinigte deutsche Team, das 82 Medaillen holte.

Auch Spanien schnitt an den Heimspielen gut ab, wesentlich besser als noch vier Jahre zuvor. Am Schluss standen 13-mal Gold, 7-mal Silber und 2-mal Bronze zu Buche. Die Aussagen von Fuentes werfen nun einen Schatten auf diesen Erfolg.

25.07.1992. Barcelona, Spain. The Opening ceremony of the 1992 Barcelona Olympic Games Olympische Spiele Olympia OS Montjuic Olympic Stadium. xACTIONxPLUSx PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxSWExNORxDENxF ...
Eine Szene an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 1992 in Barcelona. Bild: imago sportfotodienst

Um an den Spielen im eigenen Land möglichst viele Medaillen zu holen, so Fuentes, habe man auf Methoden und Personal gesetzt, die in der DDR erfolgreich waren: «Wir kopierten das System. Wir hatten Geld, um Informationen mit ostdeutschen, polnischen, russischen, tschechoslowakischen Ärzten auszutauschen. Und wir kauften die Informationen mit Dollar.» Fuentes ging nicht konkret auf die Informationen ein, die er von den Ländern erhalten hatte, in denen Staatsdoping betrieben worden war.

Der 69-Jährige erklärte weiter: «Wir kopierten das System aus den Ländern des Ostblocks. Acht Jahre vorher suchten wir nach Jugendlichen zwischen 12 und 15 Jahren, die bei Olympia Anfang bis Mitte 20 sein würden. Wir holten sie, bereiteten sie technisch vor, trainierten sie körperlich und halfen ihnen medizinisch.»

Bei den Videoaufnahmen, welche die Undercover-Journalisten 2001 aufzeichneten, nannte Fuentes auch einen Namen. So soll er den ehemaligen 400-Meter-Läufer Cayetano Cornet mit «Wachstumshormonen, Testosteron, Anabolika» unterstützt haben. Cornet gewann 1992 zwar keine Medaille, führt aber als Funktionär seit Turin 2006 die spanischen Olympia-Teams.

Staat und Justiz in Erklärungsnot

2013 wurde unter die Affäre Fuentes ein vorläufiger Schlussstrich gezogen. Das Madrider Gericht, das mit dem Fall betraut war, sah es als erwiesen an, dass Fuentes Radprofis mit Eigenblutdoping versorgt und damit deren Gesundheit gefährdet hat. Fuentes erhielt ein Jahr Haft auf Bewährung und vier Jahre Berufsverbot.

2016 wurde beides aufgehoben mit der Begründung, dass «Blut an sich (…) kein Medikament» sei. Mit den Aussagen, die Fuentes gegenüber ARD getätigt hat, bringt er sich selbst zurück ins Zwielicht und in Spanien den Staat und die Justiz in Erklärungsnot.

Das spanische Olympische Komitee hat sich bereits zu den Vorfällen geäussert und dementiert Fuentes' Anschuldigungen:

«Wir weisen jede Anschuldigung zurück, die darauf abzielt, die Sauberkeit, Integrität und Transparenz des spanischen Olympia-Sports infrage zu stellen, und zwar noch nachdrücklicher, wenn sich eine solche Anschuldigung auf Aussagen einer Person stützt, deren sportliche Laufbahn eindeutig diskreditiert ist.»

(kat)

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