Ist es das? Ist das der Moment?
Der FC Basel postet ein Bild von Xherdan Shaqiri. Auf Twitter. Auf Instagram. Die Fans flippen aus. «Endlich!!», schreiben sie. Seit Wochen warten sie darauf. Oder seit zwölf Jahren. Kommt er zurück? Kommt er heim? Wird der Traum real?
Härzliggi Gratulation, Shaq!
— FC Basel 1893 (@FCBasel1893) July 15, 2024
Wir gratulieren dir zu deiner überragenden Nati-Karriere @XS_11official , wir verneigen uns!#FCBasel1893 #AlliZämme #BrennefürdrFCB #rotblaulive pic.twitter.com/UCzSGbjdNk
Seit Shaqiri im Sommer 2012 vom kleinen FC Basel zum grossen FC Bayern München wechselte, ist die Sehnsucht nach der Rückkehr gross. Im rotblauen Dress hat er damals alle verzaubert. Ob als Linksverteidiger in der Finalissima gegen YB 2010, als er Seydou Doumbia abmeldete. Ob auf der grossen Bühne der Champions League gegen Manchester United 2011, als er mit seinen Flanken eine Weltklasse-Abwehr aushebelte. Oder mit seiner Art und Weise, seinen Sprüchen, seinem Schalk.
Von Bayern aus lancierte er seine internationale Top-Karriere. Zwei Mal gewann er die Champions League. Traf mit der Nationalmannschaft an allen letzten sechs Turnieren, zuletzt gegen Schottland. Das gelang nicht einmal Cristiano Ronaldo.
Und doch: So realistisch wie aktuell war eine Rückkehr Shaqiris seither nie. Sein Vertrag in Chicago, wo er seit Februar 2022 spielt, läuft Ende Jahr aus. Zwar wird er nach seinem Urlaub nächste Woche in Chicago erwartet. Aber dort wären sie wohl froh, der 32-Jährige würde dann zeitnah eine Alternative suchen. Zuallererst, weil man mit seinen Leistungen nicht wirklich zufrieden ist in der Führungsetage von Chicago Fire. Auch deshalb stellte man ihn im Juni früher als eigentlich geplant frei für die Nationalmannschaft, aus der er am Montag den überraschenden Rücktritt gegeben hat.
Aber noch mehr, weil er im Rahmen der Nati kritische Worte über die Vereinsführung von äusserte: «Meine Ambitionen in Chicago waren andere, ich wollte das Team in die Playoffs führen. Aber es wurden nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen», so Shaqiri. Seine Worte richten sich damit unter anderem an den früheren Basler Erfolgs-Sportchef Georg Heitz, der die Geschicke bei Chicago leitet.
Shaqiri hat seine Position bei seinem Noch-Arbeitgeber damit nicht verbessert. Das dürfte ihm am Ende aber egal sein, denn, so sagte er: «Ich würde gerne nach Europa zurückkehren.» Für ein letztes sportliches Hurra, und um näher bei der für ihn so wichtigen Familie zu sein.
Chicago-Partner-Klub Lugano fällt als Option nach Shaqiris harscher Kritik wohl weg. Aus Griechenland ist von Angeboten von Panathinaikos Athen für den Basler zu hören. Dort würde Shaqiri, der in den USA als «Designated Player» um die 8 Millionen Franken jährlich verdiente, zwar Abstriche machen müssen, aber nicht so grosse, wie wenn er zu jenem Klub wechseln würde, bei dem ihn die Fans mit offenen Armen und grosser Euphorie empfangen würden: dem FC Basel.
War der Post vom Montag am Ende doch nur eine Huldigung des FCB für Shaqiris Leistungen in der Nationalmannschaft, so war es gleichzeitig ein Indikator dafür, was eine Rückkehr von ihm in der Region Basel auslösen würde: einen Hype.
Shaqiri verzückt alt wie jung, wer ihn bereits einmal im rotblauen Dress gesehen hat, sieht die romantische Komponente. Wem dieses Erlebnis fehlt, der will diese Lücke schliessen können.
Doch wie realistisch ist die Erfüllung des Traums einer Rückkehr Shaqiris zum FCB? Gegenüber dieser Zeitung sagte FCB-Sportchef Daniel Stucki unlängst: «Es gibt viele interessante Spieler, die eine Vergangenheit beim FC Basel haben. Xherdan Shaqiri ist einer davon. Seine Qualitäten sind unbestritten, und natürlich ist der FC Basel immer an einem solchen Spieler interessiert. Das ist logisch.» Schliesslich seien Spieler wie Shaqiri «Integrationsfiguren auf Toplevel, die uns weiterbringen würden».
Gleichzeitig tat Stucki es aber als Gerücht ab. Am Mittwoch sagte er gegenüber «blue» ausserdem, dass bis dato noch keine Gespräche stattgefunden haben.
Sollte sich dies zeitnah ändern, wäre primär die Frage nach dem Lohn zu klären. Shaqiri müsste selbstredend auch in Basel grosse Abstriche machen. Doch auf wie viel mag er verzichten, um nach Hause zurückzukehren? Es ist die Gretchenfrage. 3 Millionen schweben als Lohnsumme umher. Eine Zahl, die Panathinaikos offenbar bereit wäre zu zahlen. Der FCB aber will und kann sich nicht in diesen Sphären bewegen.
Durchaus denkbar ist, dass der Lohn gesplittet würde. Der FCB bezahlt einen Teil, ein externer Geldgeber den Rest. Aber wie realistisch ist das? Das ist die nächste Frage.
Das Transferfenster in der Major League Soccer schliesst am 14. August. Bis dahin müsste für Chicago Fire die Personalie Xherdan Shaqiri geklärt sein. Die Uhr tickt also - auch aus Basler Sicht. Dank des teuren Verkaufs von Renato Veiga (für 14 Millionen zu Chelsea) und den winkenden Weiterverkaufsbeteiligungen bei Riccardo Calafiori (der FCB bekäme 40 Prozent der Summe, die an Bologna gehen wird) und womöglich Dan Ndoye (ebenfalls Bologna, ebenfalls umworben nach seiner starken EM) wäre der Spielraum für den FCB allerdings etwas grösser als in anderen Transferphasen. Denn werden Calafiori und Ndoye für die kolportierten Summen verkauft, würden dem FCB erneut um die 25 Millionen Franken winken.
So liess auch FCB-Sportchef Stucki durchblicken, dass der eine oder andere Franken mehr für den einen oder anderen Skorerpunkt mehr ausgegeben werden könne. Sprich: Der FCB kann sich nach Spielern eines höheren Niveaus umsehen, als ursprünglich gedacht.
Bleibt also noch die letzte Frage, ob Xherdan Shaqiri sich schon bereit fühlt, nach Hause zu kehren. Zumindest betonte er rund um die EM, auf einen möglichen Transfer angesprochen, mit einem Augenzwinkern, dass er schliesslich Basler sei. Man darf in Basel also noch ein bisschen weiter träumen. (aargauerzeitung.ch)