Angedeutet hatte sich der Einbruch nicht. Am Freitag kam Métraux, die 27-Jährige aus Cully VD zwischen Lausanne und Montreux, mit dem Druck noch gut zurecht. Am Samstag war aber alles anders: Schon der erste Schlag landete im Wasser. Es resultierte ein erster Bogey (1 über Par). Am zweiten Loch folgte sogleich der nächste. Und am fünften Loch musste sich Morgane Métraux einen Triple-Bogey notieren lassen. Der Rückstand auf die neue Olympiasiegerin Lydia Ko aus Neuseeland betrug nach dem fünften Loch schon sieben Schläge.
Wird eine Weile dauernDie Suche nach Positivem fiel der Waadtländerin nach dem Absturz vom 1. auf den 18. Platz schwer. «Es ist nicht schön, ein Turnier auf diese Art und Weise zu beenden. Es wird eine Weile dauern, um das zu vergessen. Aber ich werde hoffentlich aus diesem Tag lernen können. Ich hoffe, wenn ich mich das nächste Mal in einer solchen Situation befinde, kommt es anders raus.»
Noch ist Métraux nicht klar, warum am Samstag alles schief lief. Wurde der Druck zu gross? «Ich denke nicht», so Métraux. «Natürlich wollte ich eine Medaille für mein Land gewinnen. Die Chance bot sich. Sie fragen wegen des Drucks? Der war doch am Freitag genau gleich gross. Ich fühlte mich genau gleich wie an den Tagen zuvor. Nur mein Spiel war schlechter.» Auch die Spielweise hätte sie nicht geändert: «Ich spielte alle vier Tage mit der gleichen Strategie. Nur gelangen mir am Schlusstag lediglich zwei Löcher nach Wunsch.»
Verkehrte WeltMit etwas Abstand dürfte Morgane Métraux aber stolz auf ihr Turnier zurückblicken. Drei Tage lang brachte sie die Schweiz auf die internationale Golf-Landkarte. Dabei hatte sie sich erst im Frühling mit dem Turniersieg in Evian (FRA) den zweiten Startplatz gesichert. Trotz der völlig misslungenen Schlussrunde beendete die Waadtländerin das Turnier vor Nelly Korda, der Weltnummer 1.
Aber Métraux beendete das Olympia-Turnier nicht vor Albane Valenzuela, der zweiten Schweizerin. Valenzuela galt vor dem Turnier als Geheimfavoritin. Sie hatte den Startplatz für Paris lange vor Métraux auf sicher gehabt. Aber Valenzuela spielte drei Tage lang unter ihren Möglichkeiten. Und derweils am Samstag Métraux alles missriet, legte Valenzuela eine Traumrunde aufs Grün. 7 Schläge unter Par – die beste Golfrunde der gesamten Woche! Valenzuela rückte im Klassement noch 19 Positionen bis auf Platz 13 vor.
«Drei Tage lang lief nicht viel», so Valenzuela, «aber plötzlich ist mein Spiel da. So ist das im Golf! Die Schlussrunde zeigt mir, dass ich an guten Tagen das Niveau der Besten mitgehen kann – dass ich sogar an Major-Turnieren um den Sieg mitspielen kann, wenn alles stimmt. Diese Motivation nehme ich mit an die nächsten Turniere.» (kat/sda)
Wegen dieser fünf eingebüssten Schläge entschwanden die Medaillen in weite Ferne. Es folgten weitere (schlechte) Bogeys (1 über Par), ehe Morgane Métraux doch noch auch zwei (gute) Birdies (1 unter Par) gelangen. Später leistete sich Métraux am 17. Loch nochmals einen Doppel-Bogey (2 über Par).
Métraux verpasste nicht nur Medaille und Diplom, sie fiel sogar noch hinter Teamkollegin Albane Valenzuela zurück, die eine famose 65er-Schlussrunde (7 unter Par) hinlegte. Valenzuela verbesserte sich mit dieser Traumrunde vom 32. auf den 13. Platz, derweil Métraux 17 Konkurrentinnen vorbeilassen musste.
Swiss golfer (Morgane Metraux) almost kills a bunch of Swiss fans. Friendly fire! pic.twitter.com/PLoAaZXC7v
— Nick Walker (@nw3) August 10, 2024
Die Goldmedaille liess sie Lydia Ko – eine gute Kollegin von Morgane Métraux – nicht nehmen. Die in Seoul geborene Neuseeländerin verfügt nun über einen kompletten olympischen Medaillensatz. Lydia Ko holte 2016 in Rio Silber und vor drei Jahren in Tokio Bronze. Ko führte sowohl bei den Amateurinnen (alt 16-Jährige) wie bei den Profis die Weltrangliste an. Mit 18 war sie die jüngste Weltnummer 1 der Golfgeschichte. Und sie ist auch die jüngste Siegerin an einem Turnier der LPGA-Tour. (kat/sda)