Das Medienteam des Blackpool FC kann sich in diesen Tagen nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Fast im Stundentakt hat der Verein kurz vor dem ersten Saisonspiel am Samstag bei Nottingham Forest noch rasch Spieler verpflichtet. Und diese lässt der Verein in Youtube-Videos vom neuen Klub schwärmen. So beginnt der spanische Mittelfeldspieler Andrea Orlandi brav mit dem Standardsätzli eines jeden frisch transferierten Spielers, er sei «hoch erfreut über die neue Herausforderung»:
Die zuletzt grosse Aktivität auf den Transfer-Wühltischen ist selbst verschuldet. Noch vor zwei Wochen standen lediglich acht Spieler im Kader Blackpools – darunter vier Stürmer, aber kein Goalie. Klubbesitzer Karl Oyston liess die Millionenzahlungen, die ein Absteiger aus der Premier League erhält, um die Relegation finanziell zu verkraften, ins eigene Portemonnaie wandern, anstatt sie in das Team zu investieren.
Tempi passati. Einen Tag vor dem ersten Ernstkampf verfügt Trainer José Riga über einen 20-Mann-Kader – sogar zwei Goalies sind dabei. Nicht nur Riga freut sich darüber, auch der raffgierige Oyston: Geld wurde kaum ausgegeben, Blackpool verpflichtete zumeist ablösefreie Akteure und leihte Spieler von anderen Klubs aus.
«Er hat seine Ansichten und ich meine», sagt Riga in der «Blackpool Gazette» zur Beziehung zu seinem Chef. Er hoffe einfach, dass am Ende das Beste für den Klub und dessen Anhänger herauskomme. Natürlich habe er nicht die Spieler, die er ursprünglich verpflichten wollte – aber immerhin genügend, um antreten zu können.
Als «Königstransfer» darf der Zuzug von Mittelfeldspieler José Miguel Cubero bezeichnet werden. Der 27-Jährige hatte an der WM für das Überraschungsteam aus Costa Rica vier der fünf Spiele absolviert – nur beim für die Mittelamerikaner bedeutungslosen Gruppenspiel gegen Cuberos neue Heimat England fehlte er.
«Für mich wird ein Traum wahr», liess sich Cubero nach dem Transfer zitieren. «Das ist eine grosse Chance für mich. Ich wollte schon immer in England spielen.» Ob er schon immer in Blackpool kicken wollte und wie viel er von den Problemen um den Klub mitbekommen hat?
A darlo todo por el Blackpool FC / I will give the best of me to achieve our goals #GoTangerines pic.twitter.com/7RrAQws1Jd
— José Miguel Cubero (@JMCube14) 1. August 2014
Trainer Riga ist sich angesichts des scheinbar konzeptlos zusammengewürfelten Kaders der schwierigen Aufgabe, die auf ihn wartet, bewusst. «Wir werden die Klasse halten, davon bin ich fest überzeugt», sagte der Belgier kurz vor dem Saisonstart. «Jeder denkt doch, dass wir absteigen. Ich mag diese Ausgangslage, das macht mich nur stärker, dass niemand an uns glaubt.»
Bewusst ist Riga, dass sein Team in der frühen Phase der Meisterschaft wohl noch nicht ganz bereit sein wird. «Wie jeder Trainer hätte ich auch gerne eine anständige Vorbereitung absolviert, aber das ging halt nicht.» Der 56-jährige Übungsleiter tröstet sich – noch vor dem ersten Match! – mit der aus jedem Abstiegskampf bekannten Formulierung, dass die Saison ja noch lang sei …
Die Kaderplanung ist noch nicht abgeschlossen. «Wir suchen weiterhin nach Spielern», so der Trainer. «Als ich hier anfing, wusste ich nicht, dass es so schwierig werden würde. Aber ich bin hier, um zu arbeiten und eine Lösung für alle Probleme zu finden.»