Am Mittwochabend fanden sowohl eine spanische als auch eine italienische Supercup-Partie zwischen Meister und Cupsieger statt. Ein Wettbewerb, der zwar nicht ganz so prestigeträchtig ist – aber der in beiden Ländern attraktive Affichen bot.
Im Halbfinale des spanischen Supercup kam es zu, «Clásico» zwischen Vizemeister Real Madrid und Cupsieger Barcelona. In Italien trafen Serie-A-Champion Inter und Coppa-Italia-Sieger Juventus Turin im entscheidenden «Derby d'Italia» aufeinander. Und in beiden Duellen wurden die hohen Erwartungen erfüllt – im einen Spiel mit vielen Toren, im anderen mit einer kuriosen Schlussphase.
Ein «Clásico» zwischen dem Vizemeister und dem Pokalsieger – besser kann es im spanischen Supercup nicht mehr werden. Trotzdem wurde in diesem Spiel noch nicht um den Pokal gespielt: Seit 2019 wird der Supercup in einem Mini-Turnier ausgespielt. Der «Clásico» ist der erste Halbfinal, im zweiten Spiel duellieren sich Atlético Madrid und Atlethic Bilbao.
Der spanische Supercup wird – so weit, so logisch – normalerweise in Spanien ausgetragen. Nicht aber dieses Jahr. Wie schon 2019 verkaufte der spanische Fussballverband das Turnier um den Titel nach Saudi-Arabien, weshalb alle Spiele im rund 5000 Kilometer entfernten Riad ausgetragen werden. Satte 40 Millionen erhielt der spanische Verband dafür.
Für diesen Verkauf erntet der Verband nun aber Kritik. Aufgrund der prekären Menschenrechtslage und der Coronavirus-Pandemie konnten es viele Fans nicht verstehen, warum die Spiele nicht in der Heimat durchgeführt werden. Und auch Raul Garcia, der mit Bilbao ebenfalls teilnimmt, nahm bei seiner Pressekonferenz kein Blatt vor den Mund.
«Das ist ein Blödsinn, so einfach ist das», sagte der Spanier. So mache es aus seiner Sicht schlicht keinen Sinn, das Spiel ausserhalb der eigenen Landesgrenzen auszutragen. Dabei holte Garcia gleich zum Rundumschlag gegen den modernen Fussball aus: «Man denkt nicht mehr an die Fans. Das wichtigste ist nun, Sponsoren zu gewinnen.»
Mientras todos los fans están en España y pagan sus boletas todo el año, mañana empieza las semifinales de la Supercopa de España en Arabia.
— Andres Suarez (@Ansuar6_) January 12, 2022
"En el fútbol de hoy lo único que importa es generar, tener más patrocinios..." muy claro Raúl García 💸💸pic.twitter.com/q6TGWcjMKx
Von den Namen her ist der «Clásico» nicht mehr so hochkarätig wie noch zu Zeiten, als Lionel Messi und Cristiano Ronaldo auf dem Platz standen. Doch im Spiel am Mittwoch waren wieder zahlreiche grosse Namen auf dem Platz. Real-Trainer Carlo Ancelotti liess seine beste Elf auflaufen und Barcelonas Xavi konnte nach Personalnot im Dezember wieder auf zahlreiche Rückkehrer zählen.
Besonders erfreulich aus Sicht der Katalanen war dabei die Rückkehr der beiden Youngsters Ansu Fati und Pedri, welche beide nach langer Verletzungspause eingewechselt werden konnten. Zudem gab Winter-Neuzugang Ferran Torres sein Debüt, nachdem er endlich bei der Liga angemeldet werden konnte.
Das Spiel selbst hielt dann, was es im Vorfeld versprochen hatte. Real und Barcelona lieferten sich einen attraktiven Schlagabtausch, bei dem beide Teams ihr Glück in der Offensive suchten. Insgesamt kam es zu 34 Abschlüssen, wobei die Katalanen etwas mehr vom Spiel hatten. Dennoch war es Real, das in Führung ging: Vinicius enteilte in der 25. Minute Ronald Araujo und traf wuchtig zum 1:0. Barcelona konnte allerdings noch vor der Pause reagieren und kam dank eines etwas glücklichen Treffers durch Luuk de Jong zum Ausgleich.
Auch in der zweiten Halbzeit legte Real dann wieder vor. In der 69. Minute traf Karim Benzema nur den Pfosten, eine gute Minute später erzielte er doch noch die erneute Real-Führung. Doch erneut konnte Barcelona reagieren: Bei seinem Comeback traf Ansu Fati in der 84. per Kopf zum Ausgleich und rettete sein Team so in die Verlängerung.
In dieser schien es dann zu Beginn so, als hätten die Katalanen noch mehr Energie. Barcelona kontrollierte das Spiel, wurde in der 98. Minute aber eiskalt erwischt. Nach einem schnellen Gegenangriff kam Federico Valverde im gegnerischen Strafraum an den Ball und brachte zum dritten Mal Real in Führung. Und diesmal konnte Barça nicht mehr reagieren: Die Königlichen brachten die Führung über die Zeit und treffen im Final auf den Sieger der Partie zwischen Atlético Madrid und Athletic Bilbao.
In Italien wird der Supercup traditionell in einem Finalspiel ausgetragen. Im Gegensatz zur spanischen Liga verzichtete der italienische Verband wie schon im letzten Jahr darauf, das Spiel ins Ausland zu verkaufen. So stieg das Derby d'Italia zwischen Meister Inter und Coppa-Sieger Juventus im Mailänder San Siro.
Inter ging als Favorit in den Supercup und schien dieser Rolle gerecht zu werden. Das Team von Simone Inzaghi übernahm das Spieldiktat in den ersten Minuten und kam zu ersten kleineren Chancen. Juve hingegen tat sich schwer – der einstige Serienmeister hatte unglaublich viel Mühe im Spielaufbau, was Trainer Massimiliano Allegri regelmässig zur Weissglut brachte.
Dennoch waren es die «Bianconeri», welche den ersten Treffer der Partie erzielen konnten. Nach einem Angriff über Mattia de Sciglio und Alvaro Morata traf der US-Amerikaner Weston McKennie in der 25. Minute zur Juve-Führung. Damit konnten sich die Turiner auf ihre einstige Parade-Disziplin konzentrieren – das Verwalten einer knappen Führung.
Die Juve-Führung hielt allerdings nicht lange. In der 35. Minute lancierte Ivan Perisic mit der Hacke Edin Dzeko, der nach einem Kontakt zu Boden ging – der Schiedsrichter zeigte daraufhin auf den Punkt.
Die Juve-Spieler protestierten vehement, dennoch wurde die Entscheidung vom VAR durchgewunken. Lautaro Martinez liess sich daraufhin nicht zweimal bitten und traf für Inter zum Ausgleich. Es sollte der letzte Treffer der regulären Spielzeit sein.
So ging das Spiel in die Verlängerung – doch auch in dieser schienen die Bemühungen der beiden Teams erfolglos zu bleiben. Als sich die Partie dem Ende zuneigte, entschied sich Juve-Trainer Massimiliano Allegri deshalb, den zuletzt zuverlässigen Penalty-Schützen Leonardo Bonucci einzuwechseln. Dieser bereitete sich vor und stand an die Seitenlinie, bereit, ins Spiel einzugreifen.
Bonucci is still waiting at the sideline to come on. pic.twitter.com/zlANB1u8kP
— Hassin (@TThePoeTT) January 13, 2022
Mit der Einwechslung klappte es aber lange nicht. Inter kontrollierte den Ball ohne Mühe, so drohten die 120 Minuten abzulaufen, ohne dass der Wechsel über die Bühne gehen konnte. Allegri forderte von seinen Spielern in den letzten Sekunden deshalb ein taktisches Foulspiel, um Bonucci doch noch bringen zu können.
Dieses Foulspiel sollte den Juve-Spielern allerdings nicht gelingen – und es kam noch schlimmer. Nach einer Flanke leistete sich Verteidiger Alex Sandro einen Aussetzer, er legte mit der Brust im eigenen Strafraum für den aufgerückten Matteo Darmian auf, welcher den Ball zu Alexis Sanchez legte. Dieser traf daraufhin mit der allerletzten Aktion zum 2:1, womit er Inter zum umjubelten Titel gegen den Erzrivalen schoss.
Bonuccis Einwechslung blieb somit bis zum Ende aus. Der Nationalverteidiger war nach dem Treffer deshalb derart angefressen, dass er sich mit einem Inter-Betreuer anlegte.
Bonucci : I’m coming on to take a penalty fellas
— 💙🏆✰ Rყαɳ ✰🏆🖤19Scudetto (@RyanIcardi99) January 12, 2022
Alexis Sanchez : NAH YOU’RE NOT 🤣 pic.twitter.com/4JfMUyWo5L
So gross wie die Freude bei Inter war nach dem Spiel der Frust bei Juve. Vor allem Trainer Allegri hatte Mühe mit der bitteren Pleite. «Es scheint so, als habe der Teufel den Fussball erfunden», sagte der Coach nach dem Spiel. «Eine solche Niederlage schmerzt. Aber die Leistung von heute zeigt, dass wir eine Einheit sind.»