Es ist noch gar nicht so lange her, dass der FC Lugano vom dritten Meistertitel der Vereinsgeschichte träumen durfte, dem ersten seit 76 Jahren. Mitte Februar, nach dem 24. Spieltag der vergangenen Saison, führten die Tessiner die Tabelle der Super League an.
Doch dann schieden sie Ende Februar im Achtelfinal der Conference League gegen den slowenischen Vertreter Celje aus. Und 15 Tage später unterlag Lugano auch noch dem drittklassigen FC Biel im Viertelfinal des Schweizer Cups.
Auch in der Super League bringen die Tessiner kaum mehr ein Bein vor das andere. Von 22 Spielen in diesem Jahr gewann Lugano nur noch deren sechs und holte 23 Punkte. Nur der Absteiger Yverdon holte mit 22 noch weniger, hat aber zwei Spiele weniger bestritten.
Für viele Beobachter ist längst klar: Die Probleme im Tessin sind hausgemacht.
Im Winter hatte man sich überraschend von Sportchef Carlos Da Silva getrennt, seither stellt Sebastian Pelzer das Kader zusammen. Der 44-jährige Deutsche war zuvor schon Da Silvas Vorgesetzter, verantwortete aber die Geschicke des Partnervereins Chicago Fire in der Major League Soccer in den USA.
Im Sommer holte er mit Mittelstürmer Kevin Behrens (34) einen Landsmann mit der Referenz von über 100 Spielen in der Bundesliga und einem Einsatz in der Nationalmannschaft. In der Heimat hatte er keine Zukunft mehr, nachdem er sich homophob geäussert hatte und darauf von seinem letzten Arbeitgeber, dem VfL Wolfsburg, suspendiert worden war.
Mit Behrens, so glaubte man in Lugano, sei die grösste Baustelle behoben. Ein Stürmer, der garantiert für Tore sorgt.
Ein Trugschluss. Bei Lugano brennt es inzwischen an allen Ecken und Enden. Gegen den rumänischen Vertreter Cluj schied man in der Qualifikation zur Europa League zwar unglücklich aus, blieb in zwei Mal 90 Minuten inklusive 30 Minuten Nachspielzeit aber torlos.
Und in der Super League steht das Team von Mattia Croci-Torti auch nach zwei Spielen noch ohne Punkte da. Auf das 1:2 im Heimspiel gegen Aufsteiger Thun folgte eine absolut diskussionslose 0:4-Niederlage gegen den FC Sion.
Mattia Croci-Torti hatte das Team 2021 übernommen und seither zweimal auf Rang vier, einmal auf Rang drei, 2024 zum Vizemeistertitel geführt und 2022 den Cupsieg feiern können. Kein Trainer der Super League ist länger im Amt. Erst Anfang des Jahres wurde der Vertrag des 43-Jährigen bis 2028 verlängert.
Die Aufgaben werden nicht leichter: Am Donnerstag empfängt Lugano erneut Celje, diesmal in der dritten Runde der Qualifikation zur Conference League, am kommenden Wochenende empfängt man Meister Basel, der in diesem Jahr doppelt so viele Punkte gesammelt hat.
Noch mehr wackelt der Trainerstuhl von Thomas Häberli in Genf. Wie Lugano scheiterte Servette unter der Woche im Europacup, verlor in der Qualifikation zur Champions League gegen Viktoria Pilsen aus Tschechien zuhause mit 1:3.
Und wie Lugano steht der Vizemeister der vergangenen Saison nach zwei Spielen in der Super League noch ohne Punkte da. Erst verlor man mit 1:2 gegen die Young Boys, am Wochenende setzte es eine 1:4-Niederlage gegen St. Gallen ab.
Die Resultate sind das eine, das Umfeld in Genf das andere. Mit Sportchef René Weiler hat der Mann Servette verlassen, der den 51-jährigen Häberli im Sommer des vergangenen Jahres überraschend als Trainer eingesetzt hatte. Zuvor war Häberli Nationaltrainer in Estland.
Einen Sportchef gibt es bei Servette seither nicht mehr. Stattdessen lenkt eine Kommission die Geschicke, unter ihnen Alain Geiger. Er war von 2018 bis 2023 Servette-Trainer, ehe er von Weiler abgesetzt worden war. (aargauerzeitung.ch)